Washington (dpa) - Die Zahl der weltweiten Hai-Attacken hat 2015 ein neues Hoch erreicht. Insgesamt sei es im vergangenen Jahr zu 98 unprovozierten Angriffen auf Menschen gekommen, heißt es in einem Bericht von Forschern der Universität Florida. Sechs davon hätten ein tödliches Ende genommen.
Der bisherige Höchstwert von 88 unprovozierten, nicht vom Menschen durch Fang-, Fütter- oder Streichelversuche herausgeforderten Hai-Attacken war demnach 2000 erreicht worden.
Den beobachteten steten Anstieg führen die Forscher auf das weltweite Bevölkerungswachstum zurück. Zudem gebe es immer mehr Menschen, die ihre Freizeit im Wasser verbringen. Wegen der Erwärmung der Ozeane sei mit einer weiteren Zunahme zu rechnen, da Raubfische und badende Menschen schon früher im Jahr in Küstengewässern aufeinanderträfen.
Nach Angaben der Forscher sinken die Haibestände insgesamt nach wie vor oder bleiben wegen Überfischung und Lebensraumverlust zumindest auf einem sehr geringem Level. Der Anstieg sei nicht darauf zurückzuführen, dass Haie aggressiver werden, betonen die Forscher, die die Datenbank International Shark Attack File (Isaf) pflegen.
Besonders gefährdet sind demnach Surfer und andere Sportler, die auf Brettern über das Wasser gleiten: Sie waren an 49 Prozent der Unfälle beteiligt. Haie verwechseln diese Bretter oft mit Robben, die sie gerne fressen. Es folgten Schwimmer oder Menschen, die durch das Wasser wateten, mit zusammen 42 Prozent. 9 Prozent der Unfälle geschahen mit Schnorchlern, die zahlenmäßig jedoch einen geringen Anteil am Wassersport haben. 2015 wurde keine unprovozierte Haiattacke auf einen Taucher registriert.
Die mit Abstand meisten Hai-Angriffe gab es dem Bericht zufolge in den USA (59), wobei alleine 30 auf den Bundesstaat Florida entfielen. Dahinter folgten Australien mit 18 und Südafrika mit 8 Attacken.
Experten empfehlen im Falle eines solchen Angriffs, den Hai kräftig auf die Nase zu hauen. Das lässt das Tier kurz zurückweichen und verschafft etwas Zeit, um das Wasser zu verlassen. Hat der Hai schon zugebissen, sollte man ihm in die Augen oder die Kiemen greifen, auf keinen Fall jedoch passiv bleiben.
In den USA hatten Forscher der US-Meeres- und Umweltbehörde NOAA zuletzt berichtet, dass sich die bedrohten Haibestände vor der Ostküste langsam wieder erholen. Auf Forschungsfahrten im Frühjahr 2015 wurden mehr als 2800 Haie gefangen, vermessen und gekennzeichnet. Beim vorausgehenden Survey 2012 waren es nur 1800 Tiere gewesen. Doch während die Zahl der Haie in einzelnen Regionen zunimmt, sieht es in anderen sehr schlecht aus.
Jährlich werden nach Expertenschätzungen rund 100 Millionen Haie durch Fang und Beifang getötet. Dabei seien nicht nur asiatische Länder beteiligt, sondern auch Länder der EU, insbesondere Spanien und Portugal, sagte Heike Zidowitz von der Universität Hamburg. Die EU trage bis zu einem Viertel zum weltweiten Handel mit Haifischflossen bei. Sie würden nach Asien verkauft.
Auch in Deutschland werden Haiprodukte vertrieben - wie Schillerlocke, Haileberöl für Kosmetik oder auch Nahrungsergänzungsmittel. Eine nachgewiesene medizinische Wirkung gebe es nicht, sagte Zidowitz. © dpa
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