Nordstrand/Texel/Wangerooge (dpa) - Die Zahl der in der Nordsee verendeten Pottwale ist weiter gestiegen. An der Küste der niederländischen Wattenmeer-Insel Texel wurde wieder ein toter Pottwal angespült, wie das Naturkundemuseum der Insel Ecomare mitteilt.
Damit erhöhte sich die Zahl der toten Wale auf insgesamt mindestens zwölf. In Deutschland wurden an verschiedenen Orten bislang sechs Kadaver entdeckt, vor Texel nun ebenfalls sechs.
Experten gingen in beiden Ländern mit Baggern, Seilen und scharfen Messern ans Werk, um die Kadaver zu entsorgen. Die Tiere waren qualvoll verendet. In Deutschland wurden zwei Wale auf Wangerooge gefunden, zwei vor Helgoland und je einer vor Büsum und Bremerhaven.
Im Hafen Holmer Siel auf Nordstrand zerlegten Veterinäre und Techniker die beiden etwa zwölf Meter langen Kadaver aus der schleswig-holsteinischen Nordsee. Zunächst nahmen sie vorsichtige Schnitte an Rücken und Bauch vor, um eine Explosion zu verhindern. Anschließend rückten sie den verwesenden Kadavern mit Messern zu Leibe. "Es sind dabei keine äußerlichen Auffälligkeiten festgestellt worden", sagte der Sprecher des Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN), Hendrik Brunckhorst.
Die ersten beiden toten Wale, die am vergangenen Freitag auf der ostfriesischen Insel Wangerooge entdeckt wurden, sind mittlerweile auf ihren Abtransport vorbereitet. Sie wurden von Kettenbaggern in Position gebracht. Die Bergungsaktion auf Wangerooge soll nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums am Freitag beginnen. Was mit dem Pottwal vor Bremerhaven geschieht, ist nicht ganz klar. Dort liefen die Untersuchungen noch, sagte Ministeriumssprecher Rudi Zimmeck. Wenn alles glatt läuft, werden die Kadaver ins Meer geschleppt und dann ans Festland nach Wilhelmshaven gebracht.
Die an der Insel Texel verendeten Tiere sollen nach Harlingen im Norden der Niederlande transportiert und verbrannt werden. Die niederländischen Behörden setzten die Bergung allerdings wegen schlechten Wetters am Donnerstag auf unbestimmte Zeit aus.
Die Entsorgung ist aus Sicht des Meeresbiologen Thilo Maack von Greenpeace auch aus Umweltgründen nicht unproblematisch. "Walkadaver sind eigentlich Sondermüll", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Kadaver seien sehr stark mit Schwermetallen belastet.
Maack forderte für Deutschland ein ähnliches Modell wie in den Niederlanden: Dort habe man sich auf einen Aktionsplan verständigt. Wenn dort noch lebende Wale entdeckt würden, versuche man sie wieder ins Meer zu treiben. "So etwas brauchen wir auch in Deutschland." © dpa
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