- Die Ostsee ist unter Umweltgesichtspunkten immer noch schwer gebeutelt.
- Das geht aus dem Ostsee-Klimareport hervor, der am Freitag veröffentlicht wurde.
- Demnach spielt auch der Klimawandel für die langsame Erholung des Meeres eine entscheidende Rolle.
Die jahrzehntelang von Überdüngung geplagte Ostsee mit ihren sauerstoffarmen "Todeszonen" hat sich noch immer nicht erholt. Das liegt auch an den Folgen des Klimawandels, wie ein am Freitag vorgelegter Ostsee-Klimareport nahelegt. "In der Vergangenheit war die Überdüngung das Problem Nummer Eins."
Man habe dann seit den achtziger Jahren eingegriffen und die Nährstoffzufuhr kräftig reduziert - aber ein guter ökologischer Zustand, wie er von der sogenannten Helsinki-Kommission (Helcom) bis 2021 angestrebt wurde, sei nicht erreicht worden, sagte der Klimaforscher und Ozeanograph Markus Meier der Nachrichtenagentur dpa.
Meier arbeitet am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und war als Vorsitzender der Forschungsgemeinschaft "Baltic Earth" maßgeblich an dem Klimareport beteiligt.
"Je wärmer das Wasser ist, desto weniger Sauerstoff löst sich im Wasser"
Die langsame Reaktion des Meeres auf die Maßnahmen gegen die Überdüngung erklärt Meier zum einen mit dem "System der Ostsee selbst, das aufgrund der speziellen hydrografischen Bedingungen als Binnenmeer langsam auf die Änderungen der Nährstofffrachten reagiert". Mittlerweile komme zum anderen die Klimaerwärmung als verstärkender Effekt hinzu: "Je wärmer das Wasser ist, desto weniger Sauerstoff löst sich im Wasser. Außerdem wird die biologische Aktivität und damit auch das Algenwachstum durch höhere Temperaturen angekurbelt."
Angesichts des Klimawandels mit seinen Auswirkungen auf zahlreiche Faktoren wie Meereis, Meeresspiegel und Wassertemperatur stehen die Wissenschaftler Meier zufolge vor neuen Herausforderungen für die Forschung: "Der größte Teil der Todeszonen ist auf die eingetragenen Nährstoffe zurückzuführen, da sind wir uns sehr sicher – aber wie groß ist der Beitrag des Klimawandels?", sagte er. "Noch wissen wir nicht genau, wie das marine Ökosystem darauf reagiert. Da gibt es große Fragezeichen."
In der Ostsee treffen zwei gegenläufige Effekte aufeinander
Meier erläuterte das am Beispiel des für das salzarme Brackwassermeer Ostsee sehr wichtige Thema des Salzgehaltes: "Unsere Berechnungen legen nahe, dass die Niederschläge in der nördlichen Ostseeregion zunehmen und dadurch die Flusswassereinträge im Norden größer werden. Gleichzeitig wird durch den globalen Anstieg des Meeresspiegels mehr salzhaltiges Wasser über die Meerengen bei Dänemark in die Ostsee eingetragen", sagte er. "Das heißt, es gibt zwei gegenläufige Effekte. Da unser Wissen über das tatsächliche Ausmaß des Meeresspiegelanstiegs immer noch begrenzt ist, sind folglich auch die Prognosen zu Veränderungen des Salzgehalts mit einer starken Unsicherheit behaftet. Das ist eine relativ neue Erkenntnis."
Die in der Helcom zusammengeschlossenen Ostseeanrainer hatten sich 2007 in Krakau auf ein Aktionsprogramm verständigt mit dem Ziel, bis 2021 einen guten ökologischen Zustand der Ostsee zu erreichen. Im Oktober wollen sich die Umweltminister der Helcom-Staaten in Lübeck treffen, um einen aktualisierten Aktionsplan zu verabschieden. Darin sollen "neu auftretende und bisher unzureichend behandelte Belastungen wie Klimawandel, Abfälle im Meer, Arzneimittel, Unterwasserlärm sowie den Verlust und die Störung des Meeresbodens" berücksichtigt werden. Vertragspartner der Helcom sind Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland, Polen und Russland sowie die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen und die EU. (dpa/mgb)
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