Ein seltsames Phänomen eigentlich: Wir füllen unsere Sätze mit Worten wie "äh" oder "hmmm...". Eine neue Studie zeigt, dass jeder das anders macht - und das könnte von Nutzen sein.

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"Äh", "ähm" oder "mh". Fast jeder benutzt solche Füllwörter - aber jeder sagt sie anders. Das haben Phonetikerinnen der Universität Trier in einer kürzlich veröffentlichten Studie festgestellt.

Ihre Schlussfolgerung: Personen lassen sich anhand von Füllwörtern und anderen sprachlichen Verzögerungsphänomenen wie Pausen oder dem Wiederholen von Wörtern identifizieren, wie die Uni Trier am Dienstag mitteilte. Warum das nützlich ist: Das neue Wissen könnte helfen, mutmaßliche Kriminelle bei der Analyse von Stimmproben zu überführen, hieß es.

"Sprechen funktioniert zwar nicht wie ein Fingerabdruck, aber Menschen haben dennoch individuelle sprachliche Merkmale und Muster, anhand derer sie sich identifizieren lassen", sagte Professorin Angelika Braun. Dazu gehörten auch Füllwörter. Braun hat als Sachverständige bereits bei vielen Prozessen und Ermittlungsverfahren mitgewirkt und geholfen, Täter durch Tonaufnahmen und die individuellen sprachlichen Muster zu identifizieren. Die Forensik gehört zu einem Schwerpunkt der Phonetik an der Uni Trier.

Forscherteam nahm Sprechproben von Frauen

Für die Studie seien Tonaufnahmen von acht Probandinnen untersucht worden. "Von jeder Versuchsperson haben wir viele Minuten Material und Tausende "ähs" und "ähms" ausgewertet", sagte Braun zu der Arbeit mit der Phonetik-Master-Studentin Nathalie Elsässer und der Mathematikerin Lea Willems. Die Aufnahmen seien mit zeitlichen Abstand gemacht worden: Das belege, dass das individuelle sprachliche Verzögerungsverhalten auch über einen längeren Zeitraum relativ konstant bleibe, sagte Braun.

Man habe sich bei der Analyse bewusst nur auf Tonaufnahmen von weiblichen Personen konzentriert, um mögliche Effekte wegen des Geschlechts auszuschließen. Es gebe aber keinen Grund zu der Annahme, dass die Feststellungen bei Männern anders wären, sagte Braun. Die Ergebnisse der Studie können laut Uni Trier im Zusammenhang mit Strafverfahren relevant werden. (dpa/af)

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