• Das Thema gendergerechte Sprache nimmt viel Raum in der öffentlichen Diskussion ein, dabei ist es den meisten Deutschen laut aktueller Umfrage gar nicht so wichtig.
  • Großer Verlierer der Befragung sind Gendersternchen und Sprechpausen - die meisten befürworten eine andere Form.

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Der Mehrheit der Menschen in Deutschland ist gendergerechte Sprache nicht so wichtig, wie eine aktuelle repräsentative Umfrage von infratest dimap im Auftrag des WDR zeigt.

Das Institut hatte bereits im Oktober 2020 eine Erhebung zum Thema "Wie wichtig ist Ihnen gendergerechte Sprache" gemacht und befragte nun fast exakt zwei Jahre später erneut 1.000 Menschen. Im Vergleich zeigt sich: Das Thema verlor insgesamt an Bedeutung.

Gendern hat für viele an Wichtigkeit verloren

Für knapp zwei Drittel der Befragten ist gendergerechte Sprache "weniger" bis "gar nicht wichtig". Insgesamt sind das etwas mehr Menschen als noch vor zwei Jahren. Die Ergebnisse im Detail:

  • 41 Prozent ist das Thema aktuell "gar nicht wichtig" (2020: 30 Prozent).
  • 21 Prozent ist es "weniger wichtig" (2020: 30 Prozent).
  • 20 Prozent finden es "etwas wichtig" (2020: 19 Prozent).
  • Nur 16 Prozent halten gendergerechte Sprache für "sehr wichtig" (2020: 19 Prozent).

Unterschiede zwischen Männern und Frauen gab es nach Angaben des WDR kaum. Auffallend sind dagegen die verschiedenen Einschätzungen je nach Altersgruppe:

  • 43 Prozent der jüngeren Befragten (14 bis 29 Jahre) ist das Thema Gendern "wichtig", 51 Prozent finden es "weniger" bis "gar nicht wichtig".
  • Nur 31 Prozent der 50- bis 59-Jährigen finden das Thema "sehr" oder "etwas" wichtig", 68 Prozent dagegen nicht.
  • Bei den Menschen ab 60 ist die Zustimmung wieder leicht höher: 33 Prozent finden es wichtig, 66 Prozent weniger bis gar nicht.

"Gender-Gap": Große Mehrheit gegen Sprechpausen

Auch die Haltung zum Gendern in der Medienberichterstattung fragte das Institut ab. Wiederum zeigte sich, dass die Zustimmung insgesamt sinkt:

  • 2020 gaben noch 54 Prozent an, geschlechtsneutrale Formulierungen in Zeitungen, Internet und Apps gut oder sehr gut zu finden, 52 Prozent sagten dies auch über Radio, Fernsehen und Podcasts.
  • 2022 sanken diese Werte jeweils auf 41 Prozent.

Immerhin finden es 41 Prozent gut oder sehr gut, wenn Medien gendern. Doch welche Art wird dabei bevorzugt? Die mit Abstand größte Zustimmung fand die Doppelnennung von männlichen und weiblichen Formen wie "Kolleginnen und Kollegen". 68 Prozent halten das für "gut" oder sogar "sehr gut". Neutrale Gruppenbezeichnungen wie "Publikum" statt "Zuschauer" befürworten 63 Prozent, für geschlechtsneutrale Ausdrücke wie "Studierende" statt "Studenten" sind 56 Prozent.

Was dagegen bei den meisten nicht gut ankommt, sind Symbole wie Sternchen, Unterstrich oder Doppelpunkt (Proband*in oder Bürger:innen): 35 Prozent finden das gut, 59 Prozent hingegen nicht. Noch schlechter schneidet die Sprechpause, auch "Gender-Gap" genannt, ab. Hier wird beim Sprechen vor der weiblichen Endung eines Wortes eine Pause gemacht. Nur 27 Prozent sind dafür, 69 Prozent finden das "weniger" oder "gar nicht gut".

Verwendete Quelle:

  • WDR-Studie: So gendern die Deutschen; 6. Februar 2022 (Umfrage durchgeführt von infratest dimap)
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