Die Zahl der Übergriffe auf queere Menschen hat sich laut Lesben- und Schwulenverband in diesem Jahr drastisch verschärft. Wo man die Gründe sieht - und an wen sich Betroffene wenden können.

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Am Dienstag (21. Mai) stellt Bundesinnenministerin Nancy Faeser eine Studie über Hasskriminalität vor, in dem auch Gewalt gegen Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung eine Rolle spielt. Der Lesben- und Schwulenverband spricht vorab von einem feindlicheren Klima gegen queere Menschen - und nennt mögliche Gründe dafür.

Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans-Menschen sehen sich nach Einschätzung ihrer Interessenverbände zunehmend Anfeindungen ausgesetzt. "Das gesellschaftliche Klima gegen queere Menschen hat sich im letzten Jahr nochmal deutlich verschärft", sagte Mara Geri vom Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands zum Tag gegen Homophobie.

Fallzahlen steigen seit Jahren

Schon seit Jahren steige die Zahl der Übergriffe. Dieser Trend setzte sich auch im vergangenen Jahr fort, wie aus Sicherheitskreisen verlautete. Demnach stieg die Zahl der von der Polizei registrierten Straftaten gegen Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung deutlich. Die offizielle Statistik dazu will Bundesinnenministerin Nancy Faeser am nächsten Dienstag vorlegen.

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2022 wurden laut dem Ministerium bundesweit 1.005 Straftaten gegen Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transgender und intersexuelle Menschen registriert. Darunter seien 227 Gewalttaten gewesen. 2023 seien die Fallzahlen in den Kategorien "Frauenfeindlich", "Sexuelle Orientierung" und "geschlechtsbezogene Diversität" im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen, hieß es nun aus Kreisen.

"Wir beobachten mit großer Sorge die Zunahme an queerfeindlichen Übergriffen", sagte Geri dazu. Es gebe vor allem rechtsextreme Stimmungsmache. "Durch Dämonisierung von LSBTIQ* und gezielte Desinformation sollen Hass und Hetze wieder salonfähig werden - und aus diesen Worten werden Taten", sagte Geri.

Der Verband geht bei der Zahl der Vorfälle von einer großen Dunkelziffer aus, "weil die eindeutige Feststellung eines queerfeindlichen Motivs schwierig ist und Betroffene aus Scham oder Misstrauen gegenüber der Polizei Straftaten teilweise nicht melden". Ähnlich sieht es der Bundesverband Trans* e.V. "Diese Zahlen sind nur die Spitze des Eisbergs." Von zivilgesellschaftlicher Seite gebe es kein vergleichbares flächendeckendes Monitoring, das Gewaltfälle bundesweit registriere.

An wen sich Betroffene wenden können

Der internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie geht auf den 17. Mai 1990 zurück: Damals beschloss die Weltgesundheitsorganisation (WHO), Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten zu streichen. (dpa/tar)

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