Die letzten Jahre waren hart für Kinder und Jugendliche - Krisen wie die Corona-Pandemie und Kriege haben dafür gesorgt, dass mehr Kinder und Jugendliche denn je wegen psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen stationär im Krankenhaus behandelt werden mussten. Hier wurden vor allem Depressionen und Suchterkrankungen festgestellt.
Die Zeiten sind für viele Menschen nicht leicht - für Kinder und Jugendliche, die sich gleichzeitig auch noch in einer persönlichen Zeit des Umbruches befinden, können die gesellschaftlichen Veränderungen, Krisen und Umstände besonders belastend sein. Laut dem Statistischen Bundesamt war die Psyche der zweithäufigste Grund für Klinikaufenthalte bei Kindern und Jugendlichen im Jahr 2022.
Von etwa 435.000 jungen Patientinnen und Patienten in Kliniken wurden 19 Prozent wegen psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen behandelt. So habe der Wert im Jahr 2012 noch bei 13 Prozent der insgesamt rund 590.000 jungen Klinikpatientinnen und -patienten gelegen. Die Daten beziehen sich auf Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren. Mädchen waren dabei eher betroffen als Jungen.
Depression häufigste Ursache
Im Jahr 2022 wurden rund 22.500 Fälle von Depressionen festgestellt. Das entspricht einem Anteil von mehr als einem Viertel aller Fälle, bei denen junge Menschen wegen psychischer Erkrankungen stationär behandelt wurden.
"Es gibt objektiv mehr Depressionserkrankungen bei Jugendlichen nach Corona, als wir vor Corona hatten", sagt Renate Schepker von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP).
Die "naive jugendliche Weltsicht" von Kindern und Jugendlichen sei zuweilen "quasi zerstört worden" durch die Pandemie und sonstige Katastrophen. Auch die Kriege in der Welt "und alle möglichen Ereignisse, die einem das Leben schwer machen", sagt Schepker, seien Auslöser für diesen Erkrankungen.
Alkohol und Drogen großes Problem
Auch Alkoholmissbrauch und die Folgen sind ein immer größer werdendes Problem. Manche der jungen Patientinnen und Patienten weisen akute Alkoholvergiftungen oder Abhängigkeits- oder Entzugssyndrome auf. Die alkoholbedingten Fälle machten 2022 mit 11 Prozent die zweithäufigste Diagnose für Kinder und Jugendliche aus.
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"Jugendliche trinken leider fast so viel wie vor der Pandemie", erklärt Schepker. Bei schweren Fällen sieht sie sogar eine Steigerung. "Die, die dann wirklich abhängig sind und eine Entgiftung brauchen: Da haben wir mehr schwere Fälle als noch vor ein paar Jahren."
Während der Corona-Zeit seien einige Jugendliche abgehängt worden. Sie hätten die Schule oder Ausbildung abgebrochen und dann vermehrt zu verschiedenen Suchtmitteln gegriffen. Vor allem synthetische Drogen würden den Markt immer mehr überschwemmen, so Schepker, die selbst Leiterin von zwei Suchtstationen für Kinder ist.
Belastungen können starke Reaktion hervorrufen
Bei knapp zehn Prozent der Fälle von behandelten Kindern und Jugendlichen standen Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen im Fokus. "Diese können durch das Eintreten von außergewöhnlich belastenden Lebensereignissen hervorgerufen werden oder durch besondere Veränderungen im Leben, die zu einer anhaltend unangenehmen Situation führen", so das Statistische Bundesamt.
"Die allermeisten psychisch kranken Kinder und Jugendlichen aber werden nicht im Krankenhaus, sondern ambulant behandelt", sagt Schepker. Viele der leichteren Fälle müssten nicht stationär in eine Klinik kommen, es gebe viele, "die wunderbar mit einer ambulanten Behandlung zurechtkommen". (dpa/bearbeitet von cm)
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