Verkehrsschilder für Biber, mehr Rechte für einen Fluss in Ecuador und ein Fremder spendet für eine besonders traurige Beerdigung – das sind die guten News des Monats.
Aus evolutionsbiologischer Sicht ist es normal, dass das menschliche Gehirn stärker auf negative Nachrichten reagiert als auf gute. Denn: Früher sicherte die schnelle Reaktion das Überleben. Wer nicht auf der Hut war und negative Informationen ignorierte, wurde schnell vom Säbelzahntiger oder einem anderen Feind angegriffen.
Diese kognitive Veranlagung ist bis heute im menschlichen Gehirn verankert – und sorgt in der modernen Zeit dafür, dass wir negative Nachrichten stärker wahrnehmen und emotional bewerten als positive.
Übrigens auch, wenn der Informationsgehalt gleichwertig ist. In der Psychologie nennt man diesen Effekt "Negativity Bias" oder Negativitätsverzerrung. Dass reißerische Schlagzeilen sich deshalb besonders gut verkaufen, ist also nicht wirklich verwunderlich.
Doch auch positive Nachrichten haben einen Effekt auf die Psyche. Sie lassen uns negative Nachrichten besser ertragen. Manchmal muss es also etwas fürs Herz sein – so wie die folgenden Nachrichten.
Junger Mann bezahlt die Beerdigung einer Fremden
Im Juli ereignete sich in der italienischen Stadt Fasano ein tragisches Unglück: Die 25 Jahre alte Clelia Ditano öffnete die Tür des Fahrstuhls in ihrem Wohnhaus und fiel mehrere Stockwerke in den Fahrstuhlschacht. Die junge Frau überlebte den Sturz nicht. Der tragische Unfall ging international durch die Medien. Auch der Tattoo-Künstler Steven Parpanesi (26) erfuhr von dem Unglück, das sich unweit seines Wohnortes ereignete.
Obwohl er die Verunglückte nicht persönlich kannte, nahm ihn das Schicksal der Frau und das Leid der Angehörigen besonders mit. Spontan entschloss er, Clelias Beerdigung zu bezahlen. Was bewegte ihn dazu?
Der Fall habe ihn an den Verlust seiner Schwester Kimberly erinnert, die mit 19 Jahren ebenfalls durch einen Sturz in die Tiefe ums Leben kam, verriet er im Gespräch mit der italienischen Zeitung "La Repubblica". Und: "Gutes zu tun, tut mir gut."
In der Tat haben zahlreiche Studien den positiven Effekt selbstloser Taten auf die Psyche untersucht und belegt. Wahrscheinlich liegt die Ursache für altruistisches Handeln, ähnlich wie bei der Reaktion auf negative News, ebenfalls in unserem "Steinzeithirn". Denn: Eine soziale Ader brachte den in Gruppen lebenden Steinzeitmenschen einen evolutionären Vorteil ein und verbesserte die Überlebenschancen der Gemeinschaft – und somit die eigene.
Verkehrsschilder für Biber
Im Jahr 2016 erfuhr der Landkreis Höxter durch einen der grausamsten deutschen Kriminalfälle traurige Berühmtheit. Acht Jahre später sorgt nicht mehr das längst abgerissene "Horrorhaus von Höxter" für Schlagzeilen, sondern ein besonderes Tier, auf das jetzt mit eigenen Verkehrsschildern aufmerksam gemacht wird.
Die Schilder an der Bundesstraße 64 in Godelheim im Kreis Höxter zeigen einen an einem Ast nagenden Biber und weisen darauf hin, dass zwischen 19 und 7 Uhr Biber die Straße wechseln. Die Freude über die Anwesenheit der Nager ist bei Umweltschützern groß: Im Kreis Höxter galt der Biber jahrelang als ausgestorben. Seit 2013 siedelt er sich langsam wieder an der Weser an.
Die Schilder wurden entlang der Straße errichtet, nachdem 2024 bereits zwei Biber überfahren wurden. Die als "Baumeister der Wildnis" bekannten Nager sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt.
Aus gutem Grund: Biber tragen durch die besondere Gestaltung ihres Lebensraumes, bei dem sie Bäume fällen und Dämme bauen, zur Entstehung von neuen Biotopen bei. In diesen finden andere Lebewesen wie Amphibien oder Insekten einen neuen Lebensraum. Über Meldungen von Biber-Sichtungen freuen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landschaftsstation im Kreis Höxter.
Ecuador: Machángara-Fluss bekommt mehr Rechte
Als erstes Land der Welt nahm Ecuador im Jahr 2008 die Rechte der Natur in die Verfassung auf. Ein Gericht in Ecuadors Hauptstadt Quito entschied jetzt, dass die Rechte des Machángara-Flusses aufgrund der starken Verschmutzung verletzt würden, wie die Umweltschutzorganisation "Global Alliance for the Rights of Nature" berichtet.
Die Stadt muss umgehend einen Plan zur Verbesserung der Wasserqualität erarbeiten und die Maßnahmen umsetzen. Umweltaktivisten waren stellvertretend für den Fluss vor Gericht gezogen. Zur Verhandlung hatten sie ein Glas mit dem stark kontaminierten Wassers des Flusses mitgebracht. Das Wasser enthält neben Fäkalien auch Schwermetalle, Chemikalien, Fette, verschiedene Bakterienarten und Reinigungsmittel. Die Stadtverwaltung hat Berufung eingelegt.
Comeback des seltenen Siam-Krokodils in Kambodscha
In einem Nationalpark in den Cardamom Mountains im Südwesten Kambodschas haben Naturschützer mehr als 100 Eier einer extrem seltenen Krokodilart entdeckt. Das Siam-Krokodil (Crocodylus siamensis), das nur in Teilen Südostasiens vorkommt, wird auf der Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als vom Aussterben bedroht geführt.
Landwirtschaftsminister Dith Tina sprach von einem bedeutenden Erfolg im Kampf um den Schutz der stark bedrohten Tiere. Es handele sich um den größten Nachweis seit mehr als 20 Jahren dafür, dass sich die Art in freier Wildbahn noch fortpflanzt, teilte die Organisation "Flora & Fauna" mit. Schätzungen zufolge gibt es weltweit nur noch etwa 1.000 wildlebende Exemplare in Kambodscha, Thailand, Laos und Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneos.
Der Bestand der Siam-Krokodile ist vor allem durch Bejagung und den Verlust ihres natürlichen Lebensraums immer weiter geschrumpft. Die Behörden versuchen zusammen mit Naturschutzorganisationen, die Populationen wiederzubeleben - mit Erfolg.
Die Tiere werden seit Jahren in Gefangenschaft gezüchtet und dann in die Freiheit entlassen. Seit 2012 wurden im Rahmen des Programms insgesamt 196 in Gefangenschaft gezüchtete Siam-Krokodile erfolgreich freigelassen. Eine große Hilfe seien dabei die örtlichen Ureinwohner, die die Reptilien verehrten, hieß es. Bei ihnen sei es tabu, Siam-Krokodile zu töten oder zu verletzen.
Bahnbrechende Methode zum Textil-Recycling
Weniger als 0,5 Prozent der Textilabfälle von Konsumenten werden recycelt. Ein Großteil wird verbrannt, da es sich überwiegend um Mischfasern handelt, was das Recycling erschwert. Eine Gruppe von Forschenden der Universität von Delaware hat jetzt eine Methode entwickelt, die die Problematik lösen könnte.
Durch einen mikrowellenunterstützten Vorgang haben sie es geschafft, synthetische Fasern in nur 15 Minuten voneinander zu trennen und sie von Naturmaterialien wie Baumwolle zu lösen.
Noch ist das Verfahren in der Entwicklung. Die Forschenden wollen erreichen, die Materialien so rein und hochwertig voneinander zu lösen, dass sie wieder zu Garn verarbeitet werden können. Aber auch das wirtschaftliche Potenzial muss noch analysiert werden.
Verwendete Quellen
- Nature.com: Negativity drives online news consumption
- bari.repubblica.it: Incidente dell’ascensore a Fasano, il funerale di Clelia Ditano lo paga un ragazzo che ha perso la sorella: “Me la ricorda”
- wikipedia.org: Negativity bias
- umass.edu: The Origins of Human Cooperation
- researchgate.net: The Coevolution of Parochial Altruism and War
- lfu.bayern: Biber – Baumeister der Wildnis
- landschaftsstation.de: Suche nach dem Biber - die Landschaftsstation bittet um Mithilfe
- garn.org: Victoria para los Derechos de la Naturaleza en Ecuador: Río Machángara es declarado sujeto de derechos
- bivicce.corteconstitucional.gob.ec: DERECHOS DE LA NATURALEZA
- primicias.ec: Quito: El agua del río Machángara es similar a la de una alcantarilla, según experta
- science.org: Chemical recycling of mixed textile waste
- Material der dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.