Wenn gesundheitliche Beschwerden auftreten, ist es natürlich, dass man möglichst schnell wissen möchte, was dahinter steckt. Doch eben mal im Internet nach den Symptomen zu suchen, ist der falsche Weg: Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass eine Online-Selbstdiagnose in den meisten Fällen falsch ausfällt. Und eine daraus resultierende Fehleinschätzung des eigenen Gesundheitszustands kann gefährliche Folgen haben.

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Innerhalb weniger Jahrzehnte ist es zur Selbstverständlichkeit geworden, Informationen sofort aus dem Internet abzurufen, wenn man etwas wissen möchte. Auch wer plötzlich unter Krankheitssymptomen leidet, die er sich nicht unmittelbar erklären kann, wartet oft nicht bis zum Gespräch mit einem Mediziner.

Stattdessen greift man schnell zum Smartphone und gibt die Symptome in eine Suchmaschine ein. So kann man zumindest schon mal eine Ahnung davon bekommen, was möglicherweise hinter den Leiden steckt. Im Schnitt werden allein bei Google jede Minute 70.000 gesundheitsbezogene Suchanfragen gestellt.

Symptome googeln führt meist zu falschen Vermutungen

Doch dieser bequeme Versuch, eine Orientierung zu gewinnen, führt in den meisten Fällen in die Irre. Das haben australische Wissenschaftler von der Edith Cowan University in einer aktuellen Studie nachgewiesen. Die Autoren überprüften die Trefferquote verschiedener Webseiten und Smartphone-Apps, mit denen sich Betroffene über mögliche Ursachen für ihre Symptome informieren können.

Laut den Studienergebnissen variierte die Zuverlässigkeit der untersuchten Selbstdiagnose-Angebote stark. Im Schnitt gaben sie lediglich in rund einem Drittel der Fälle einen sinnvollen Hinweis. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle führte die Internetrecherche auf eine falsche Fährte.

Selbstdiagnose kann gefährlich sein

"Es mag verlockend sein, diese Tools zu verwenden, um herauszufinden, was Ihre Symptome verursacht, doch im besten Fall sind sie meist unzuverlässig und im schlimmsten Fall gefährlich", sagte Co-Autorin Michella Hill laut einer Mitteilung der Universität.

Um die Zuverlässigkeit einer Online-Selbstdiagnose einschätzen zu können, nahmen die Forscher 36 kostenlose Webseiten und Apps unter die Lupe. Sie fütterten diese mit 48 unterschiedlichen Krankheitsbeschreibungen und den Symptomen, die Patienten dabei typischerweise aufweisen.

27 der getesteten Anbieter kamen überhaupt auf mögliche Ursachen für die eingegebenen Beschreibungen. Dabei waren 64 Prozent der Diagnosen falsch. Bei nur knapp der Hälfte der Ergebnisse gaben die Anwendungen in den richtigen Fällen den Hinweis aus, dass die Anwender medizinischen Rat suchen sollten.

Schädliche Wirkungen der Internetdiagnose

Wer bei gesundheitlichen Beschwerden das Internet zu Rate zieht, könnte sich in falscher Sicherheit wiegen. Darin sieht Hill eine der Gefahren. Nur ein Arzt kann beurteilen, ob unerwartete Symptome wirklich harmlos sind.

Auch wenn die Internet-Diagnose schwerwiegender ausfällt, als der tatsächliche Gesundheitszustand des Patienten ist, kann das zu Problemen führen. In früheren Studien haben Wissenschaftler festgestellt, dass es einen sogenannten "Nocebo-Effekt" gibt, der durch das Googeln von Symptomen ausgelöst werden kann.

Der Gesundheitszustand von Patienten kann sich demnach durch die psychische Belastung verschlechtern, die dadurch entsteht, dass sie im Internet lesen, dass ihre Beschwerden ernste Ursachen haben könnten.

Daher ist es ratsam, sich die Internetrecherche über gesundheitliche Beschwerden gänzlich abzugewöhnen. Krankheitssymptome sollten von Anfang an mit einem Arzt besprochen werden.

Verwendete Quellen:

  • The Medical Journal of Australia: "The quality of diagnosis and triage advice provided by free online symptom checkers and apps in Australia"
  • Edith Cowan University: "New ECU research finds 'Dr Google' is almost always wrong"
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