In den sozialen Netzwerken kursiert ein kurioser Trend. Frauen filmen Männer, während sie diese fragen, wie oft sie ans Römische Reich denken. Die häufige Antwort: überraschend oft. Durch eine exklusive Umfrage hat unsere Redaktion in Erfahrung gebracht, ob dem wirklich so ist.

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"Viele von euch Frauen realisieren gar nicht, wie häufig Männer ans Römische Reich denken." Mit dieser Aussage brachte der Schwede Artur Hulu, der sich bei Instagram Gaius Flavius nennt, wohl einen Stein ins Rollen. In einem Post forderte er Frauen dazu auf, ihnen nahestehende Männer zu fragen, wie häufig diese an das Römische Reich denken. "Ihr werdet überrascht sein über deren Antworten", fügte er noch hinzu.

Tatsächlich sorgten die Antworten, die viele Frauen daraufhin bekamen, für Überraschung. In zahlreichen Videos auf Plattformen wie TikTok ist zu sehen, wie Männer mit "täglich", "mehrmals pro Woche" oder "ein paar Mal im Monat" antworten. Männer berichten, dass sie unter anderem begeistert von Gladiatoren, der damaligen Architektur oder der Größe des Reichs sind. Der Hashtag #RomanEmpire verzeichnet bereits 1,4 Milliarden Aufrufe bei Tiktok (Stand: 26. September).

Denkt der Großteil der Männer wirklich dermaßen häufig ans Römische Reich? Eine exklusive Civey-Umfrage im Auftrag unserer Redaktion liefert die Antwort.

Männer denken häufiger als Frauen ans Römische Reich

Für die Auswertung befragte Civey von 22. bis 25. September rund 5.000 Bürgerinnen und Bürger in Deutschland. Dabei zeigte sich, dass Männer durchaus häufiger ans Römische Reich denken als Frauen – allerdings nicht so stark, wie man aufgrund der vielen Videos in den sozialen Netzwerken annehmen könnte.

Insgesamt gaben vier Prozent der Befragten an, täglich ans Römische Reich zu denken, fünf Prozent tun es wöchentlich und acht Prozent monatlich. Jeder dritte (33 Prozent) allerdings denkt seltener daran und fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) nie.

Männer denken häufiger an das von Rom beherrschte Gebiet als Frauen: vier Prozent täglich, sieben Prozent wöchentlich und zwölf Prozent monatlich. Während 53 Prozent der Frauen laut der Umfrage nie daran denken, sind es bei den Männern 39 Prozent. Somit ist mehr als die Hälfte aller befragten Männer immerhin ab und zu gedanklich im antiken römischen Staat.

Auffällig ist, dass vor allem 18- bis 29-Jährige häufiger an das Römische Reich denken: Jeder zehnte antwortete mit "täglich". Mit zunehmendem Alter schweifen die Gedanken dann seltener ab.

Patriarchat, Militärgeschichte, männliche Stärke

Im Interview mit dem "Rolling Stone" versucht der amerikanische Historiker Mike Duncan, der auch den Podcast "History of Rome" betreibt, eine Erklärung zu geben. Die römische Geschichte werde demnach häufig mit Militärgeschichte gleichgesetzt, "und Militärgeschichte ist definitiv etwas, das Männer immer mehr interessieren wird als Frauen", sagt er. "Es geht viel um Schlachten, Armeen und Generäle." Männer fühlten sich zu militärischen Themen hingezogen. Da das Römische Reich "eine unglaublich patriarchalische Gesellschaft" gewesen sei, könnten sich Frauen außerdem weniger dafür begeistern, so seine Erklärung. Frauen falle es deswegen schwerer, sich in diese Zeit hineinzuversetzen.

Dass das Reich, welches etwa vom 8. Jahrhundert v. Chr. bis zum 7. Jahrhundert n. Chr. existierte, besonders junge Männer fasziniert, könnte auch deren Ängste in der modernen Gesellschaft widerspiegeln. Diese These stellt Ronald Levant, emeritierter Professor für Psychologie an der Universität Akron, im Gespräch mit "USA Today" auf. Da "toxische Männlichkeit" in aller Munde sei und das Verhalten von Männern zunehmend unter die Lupe genommen werde, fühlten sich viele junge Männer verloren, so Levant. Infolgedessen könnten sie sich "zu einer Gesellschaft hingezogen fühlen, die männliche Stärke verherrlichte" – wie etwa das Römische Reich.

Zur Umfrage:

  • Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey die Antworten von 5.024 Teilnehmerinnen und Teilnehmern berücksichtigt. Das Gesamtergebnis ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben unter anderem Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren. Der Befragungszeitraum war der 22. bis 25. September 2023. Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte. Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.

Verwendete Quellen:

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