Die Corona-Pandemie, der Beginn des Ukraine-Krieges und Inflation: Ereignisse wie diese beeinflussen die Stimmung in Deutschland. Wie zufrieden waren die Deutschen Ende 2022? Die aktuelle Auswertung des BiB.Monitor Wohlbefinden gibt die Antwort und zeigt vor allem regionale Unterschiede auf.
Wie zufrieden sind die Deutschen auf einer Skala von 1 (wenig zufrieden) bis 10 (sehr zufrieden)? Diese Frage beantwortet der BiB.Monitor Wohlbefinden des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) jedes Jahr. Wie die aktuelle Auswertung zeigt, schwankte das Ergebnis in den letzten Jahren.
"War die allgemeine Lebenszufriedenheit Anfang 2021 mit 6,7 Punkten sehr niedrig, stieg sie zwischenzeitlich auf 7,2 Punkte an. Zum Zeitpunkt der aktuellsten Daten Ende des Jahres 2022 sank die Lebenszufriedenheit wieder auf 6,9 Punkte", berichtet das BiB.
Als mögliche Gründe für die sinkende Lebenszufriedenheit nennt das Institut die befürchteten Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und die Inflation.
Ende 2022 gab mehr als die Hälfte der Befragten (53,1 Prozent) an, "zufrieden" zu sein, 15,9 waren "sehr zufrieden" und 31 Prozent "wenig zufrieden". Nennenswerte Unterschiede zwischen Männern und Frauen wurden nicht festgestellt.
Über den BiB.Monitor Wohlbefinden
- Der Monitor untersucht einmal jährlich die Lebenszufriedenheit und das subjektive Wohlbefinden der Menschen in Deutschland. Grundlage hierfür sind Daten des Familiendemografischen Panels (FReDA).
- Die Analysen werden durch Ergebnisse auf Basis von SHARE-Daten, die die Bevölkerung ab 50 Jahren abbilden, ergänzt. Der BiB.Monitor untersucht nicht nur das durchschnittliche Wohlbefinden, sondern analysiert auch die Wohlbefindensverteilung von wenig bis sehr zufrieden.
- Insgesamt werden dabei mehr als 30.000 Personen im Alter von 18 bis 49 Jahren in ganz Deutschland befragt.
Geringe Ost-West-Unterschiede bei jungen Menschen
Schwerpunkt der diesjährigen Untersuchung waren regionale Unterschiede innerhalb Deutschlands. Hier gibt es teilweise starke Abweichungen. "Im Norden und Osten sind die Anteile der wenig Zufriedenen am höchsten", sagt BiB-Direktorin Katharina Spieß bei der Vorstellung der Ergebnisse. Hier gab jeder Dritte an, unzufrieden zu sein.
Anders sieht es im Westen Deutschlands aus. "Dort sind die Menschen sehr zufrieden", so Spieß. "In diesen Werten spiegeln sich etwa die unterschiedlichen wirtschaftlichen Verhältnisse der jeweiligen Regionen wider, wenn auch die Unterschiede in der durchschnittlichen Lebenszufriedenheit zwischen den Großregionen nur gering sind."
Überraschend mag sein, dass die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland bei Erwachsenen im jüngeren und mittleren Alter (18- bis 49-Jährige) weniger ausgeprägt sind als bei der Generation 50 plus.
"Ein Grund für die geringen Ost-West-Unterschiede in den betrachteten jüngeren Altersgruppen könnte sein, dass sich die Regionen ökonomisch angenähert haben und sich die Situation in Ostdeutschland heute besser darstellt als noch in den 1990er- und 2000er-Jahren", mutmaßt Spieß. Unterschiede in der Lebenszufriedenheit könnten nicht per se mit Ost-West- oder Stadt-Land-Schablonen abgebildet werden.
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In ländlichen Räumen in Ostdeutschland gebe es zum Beispiel sowohl Regionen mit sehr hoher als auch mit sehr niedriger Lebenszufriedenheit. Anna Daelen vom BiB fügt an: "Die Bevölkerung im Osten auf dem Land ist nicht unzufriedener als im Westen. Hier gibt es eine sehr hohe Lebenszufriedenheit."
Menschen in Schleswig-Holstein und Brandenburg sind am zufriedensten
Am zufriedensten sind die Menschen in Schleswig-Holstein und Brandenburg mit jeweils 7,1 Punkten. Danach folgen Bundesländer im Süden Deutschlands. "In Baden-Württemberg und Bayern haben wir eine hohe Lebenszufriedenheit mit 7 Punkten", erzählt Spieß.
Sachsen-Anhalt mit 6 Punkten und das Saarland mit 5,8 Punkten bilden die Schlusslichter. Laut den Experten sind Menschen tendenziell unzufriedener, die in Regionen mit niedrigem Einkommen, hoher Arbeitslosenquote und geringen Steuereinnahmen leben. Das treffe insbesondere auf die ostdeutschen Bundesländer und das Saarland zu. Spieß sagt: "Die sozial deprivierten Nachbarschaften im Osten sind mit der größten Unzufriedenheit verbunden."
Umweltqualität beeinflusst das Wohlbefinden
Doch nicht nur diese Faktoren beeinflussen die Zufriedenheit. Auch Umweltfaktoren spielen eine Rolle. Die Luftqualität und vorhandene Grünflächen wirken sich auf das Wohlbefinden der Menschen in Großstädten aus. "Eine hohe Feinstaubbelastung steht in Zusammenhang mit einer geringeren Lebenszufriedenheit", heißt es im Bericht.
Laut Anna Daelen sind Befragte, die einer Richtwertüberschreitung beim Feinstaub ausgesetzt seien, weniger zufrieden seien als Menschen, die weniger Feinstaubbelastung erlebten. "Auffällig ist: Von den Menschen, die in einer sehr grünen Nachbarschaft leben, ist nur jeder Vierte sehr unzufrieden. In der Gesamtbevölkerung ist es nahezu jeder Dritte." Grünflächen böten Raum für Erholung, soziale Interaktionen und sportliche Aktivitäten. "Menschen, die hier leben, berichten über ein höheres subjektives Wohlbefinden", so die Co-Autorin.
Außerdem betonen die Autorinnen und Autoren der Untersuchung die Bedeutung des subjektiven Wohlbefindens. "Dazu gehören etwa die Gründung einer Familie oder Umzugsentscheidungen." Zum Beispiel könne die Förderung von Bildung und Wirtschaft in Regionen dort zur Steigerung des "subjektiven Wohlstands" beitragen.
Verwendete Quellen
- BiB Pressegespräch Vorstellung des BiB.Monitors
- Pressemitteilung des BiB: "Lebenszufriedenheit in Deutschland: Vielfältige regionale Unterschiede"
- BiB.Monitor Wohlbefinden 2024
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