Dringend notwendig oder einfach nur unfair? Die Meinungen zur neuen Gebührenordnung der Tierärzte (GOT) gehen immer noch auseinander. In einer Masterarbeit kam jetzt heraus: Pferdebesitzer scheuen den Anruf beim Tierarzt wegen der hohen Kosten…
Elena Karthäuser studiert an der Hochschule Osnabrück. Und für ihre Masterarbeit suchte sie sich ein Thema, das vor allem bei Pferdebesitzern heiß diskutiert wird: Die neue Gebührenordnung der Tierärzte (GOT). Genauer: Sie wollte die Auswirkungen der geänderten Gebühren auf Pferdebesitzer und Tierärzte herausarbeiten. Für ihre Masterarbeit wurde sie jetzt ausgezeichnet.
Grundlage der Arbeit waren zwei Umfragen. Insgesamt nahmen an der Online-Befragung 14.021 Pferdehalter und 250 Tierärzte teil. Und die Ergebnisse sind teilweise alarmierend. So gaben 40,3 Prozent der teilnehmenden Pferdebesitzer an an, dass sie aufgrund der gestiegenen Gebühren seltener tierärztliche Leistungen in Anspruch nehmen. Einer der Hauptkritik-Punkte ist das die neue Gebühr für Hausbesuche. Sie wird für jedes behandelte Pferd fällig – auch wenn ein Tierarzt bei einem Besuch gleich mehrere Pferde im Stall behandelt. 48,3 Prozent der Befragten empfinden diese neue Gebühr als unrecht.
Einnahmen der Tierärzte sind durch neue GOT gestiegen
Doch wie sehen Tierärzte die neue GOT? 67,4 Prozent der befragten Tierärzte gaben an, dass seitdem ihre Einnahmen gestiegen seien. Dadurch hätte sich die wirtschaftliche Situation vieler Praxen verbessert. Gleichzeitig sagen 47,7 Prozent, dass es zu einer höheren Arbeitsbelastung durch den erhöhten sozialen Druck seitens der Kunden gekommen sei. Und: Die Anpassung der Gebühren hat dazu beigetragen, das Berufsbild des Tierarztes attraktiver zu machen, was langfristig dem Fachkräftemangel entgegenwirken könnte.
Doch nicht alle Tierärzte sind komplett von der GOT überzeugt. Auch sie teilten Bedenken hinsichtlich der Angemessenheit einiger neuen Gebühren – und der möglichen negativen Folgen auf das Tierwohl, wenn Tierhalter aus Kostengründen notwendige Behandlungen hinauszögern oder ganz darauf verzichten.
Masterarbeit: Grundlage für eine faire Regelung…
Fazit der Masterarbeit: Es wird deutlich, dass die finanziellen Auswirkungen der GOT-Anpassung auf die Pferdehaltung groß sind und einer weiteren Beobachtung bedürfen. Klar wird, dass die Anpassung der Gebühren notwendig war, um das wirtschaftliche Handeln der Tierärzte zu ermöglichen. Möglicherweise sind erneute Anpassungen notwendig, um zu ermöglichen, dass sowohl die wirtschaftliche Stabilität der Tierarztpraxen als auch das Wohl der Tiere gewährleistet bleiben.
Für ihre Masterarbeit wurde Elena Karthäuser mit dem GWP-Förderpreis 2025 der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft rund um das Pferd ausgezeichnet. Die Begründung: "Insgesamt liefert die Arbeit wertvolle Einblicke in die komplexen Zusammenhänge zwischen tierärztlichen Gebühren und der Pferdehaltung in Deutschland. Sie bietet eine fundierte Grundlage für weitere Forschungen und Diskussionen, um eine nachhaltige und faire Regelung der tierärztlichen Gebühren zu erreichen."
Niedersachen fordert schnelle Nachbesserung der GOT
Doch wie sieht es aktuell im Streit um die GOT aus? Eigentlich sollte sie erst nach vier Jahren überprüft werden. Doch schon vor einem Jahr sprachen Politiker von einem "Nachbesserungsbedarf". Der Druck wird jetzt immer größer. Erst vor kurzem hat der niedersächsische Landtag einen Antrag für eine zeitnahe Evaluation der GOT beschlossen. Dabei geht es darum, dass nach der deutlichen Kritik an den teilweise unverhältnismäßig hohen Gebührensteigerungen eine Lösung gefunden werden muss.
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"Das zuständige Ministerium hat sich hierzu im März 2024 an das Bundeslandwirtschaftsministerium gewandt, um eine Überprüfung der Regelung sowie eine Nachbesserung einzufordern. Eine umfassende Evaluation ist nach Aussage der Bundesregierung vom 28. März 2024 vier Jahre nach Inkrafttreten der GOT, also im Jahr 2026, geplant", heißt es. Doch das reicht dem Landtag nicht. Jetzt soll die niedersächsische Landesregierung sich beim Bund dafür einzusetzen, dass die GOT schnellstmöglich evaluiert wird. © Pferde.de
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