Astronomen haben mit dem "James Webb"-Weltraumteleskop den Pluto-Mond Charon ins Visier genommen. Und sie haben tatsächlich etwas Neues entdeckt.

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Auf der Oberfläche des Plutomonds Charon gibt es neben einigen bekannten Stoffen auch gefrorenes Kohlendioxid und Wasserstoffperoxid. Das zeigen Beobachtungen eines internationalen Forschungsteams mit dem "James Webb"-Weltraumteleskop.

Der Nachweis von Wasserstoffperoxid zeige einmal mehr die überragenden Fähigkeiten des Teleskops, so die Wissenschaftler. Die auf der Erde häufig als Bleich- und Desinfektionsmittel genutzte Substanz entstehe auf Charon vermutlich durch Strahlung aus dem Weltall, schreiben die Forscher im Fachblatt "Nature Communications".

"Die hochentwickelten Fähigkeiten des 'Webb'-Teleskops haben es unserem Team ermöglicht, das von Charon reflektierte Sonnenlicht bei wesentlich längeren Wellenlängen zu untersuchen, als dies bisher möglich war", erklärt Ian Wong vom Space Telescope Science Institute in Baltimore (USA). "Das erweitert unser Verständnis für die Komplexität dieses faszinierenden Objekts."

Bilder des James Webb-Weltraumteleskops

Spektakuläre Bilder zeigen zwei Galaxien auf Kollisionskurs

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Charon ist im Vergleich zu Pluto erstaunlich groß

Pluto – der nach seiner Entdeckung 1930 zunächst als neunter Planet unseres Sonnensystems gezählt wurde – gilt heute als Zwergplanet. Denn er ist zwar von runder Form wie ein Planet, zieht aber im Gegensatz zu den größeren Planeten seine Bahn nicht allein um die Sonne.

Vielmehr ist Pluto nur eines von vielen Tausenden von Objekten im so genannten Kuiper-Gürtel jenseits des Planeten Neptun. Der Himmelskörper mit einem Durchmesser von 2.375 Kilometern umrundet die Sonne auf einer stark elliptischen Bahn in der 30- bis 50-fachen Entfernung der Erde von der Sonne.

Erst 1978 entdeckten Himmelsforscher den großen Pluto-Mond Charon. Mit einem Durchmesser von 1.212 Kilometern ist er im Vergleich zu Pluto erstaunlich groß, weshalb Astronomen das Paar oft als Doppel-Zwergplanet bezeichnen. Inzwischen sind vier weitere, kleinere Trabanten von Pluto bekannt.

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Charon ist vermutlich durch den Zusammenstoß von Pluto mit einem weiteren großen Körper des Kuiper-Gürtels entstanden. Und auch die kleineren Begleiter sind nach Ansicht der Himmelsforscher Überreste dieser Kollision.

Wie kann Wasserstoffperoxid auf Charon entstehen?

Im Juli 2015 passierte die amerikanische Raumsonde "New Horizons" das Pluto-Charon-System und lieferte erstmals detaillierte Informationen über diese fernen Himmelskörper.

Auf der Oberfläche von Charon fanden die Forscher Wassereis, Stickstoff, Ammoniak und Tholine, rotbraune Moleküle aus Kohlenstoff, Stickstoff und Wasserstoff. Die neuen Beobachtungen mit dem "Webb"-Teleskop ergänzen diese Substanzen nun um Kohlendioxid und Wasserstoffperoxid.

"Das Kohlendioxid stammt vermutlich aus dem Inneren von Charon und wurde durch Einschläge kleinerer Himmelskörper freigesetzt", erklärt Silvia Protopapa vom Southwest Research Institute in den USA, die die Beobachtungen leitete. Schwieriger war es für die Wissenschaftler, die Existenz von Wasserstoffperoxid zu erklären, das auf der Erde mit einem komplizierten chemischen Verfahren hergestellt wird.

Vermutlich bilde sich der Stoff unter dem Einfluss der ultravioletten Strahlung der Sonne und hochenergetischer Teilchen des Sonnenwinds und der kosmischen Strahlung, so das Team. Mithilfe von Laborexperimenten konnten die Forscher tatsächlich zeigen, dass Wasserstoffperoxid unter Bedingungen, wie sie auf Charon herrschen, in Mischungen aus Kohlendioxid und Wassereis entstehen kann. (dpa/bearbeitet von ff)

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