Eine russische Sojus-Rakete, die auf dem Weg zur internationalen Raumstation ISS war, muss kurz nach dem Start notlanden. Bemannte Sojus-Starts werden nach diesem Fehlstart vorerst ausgesetzt, bis die Ursache gefunden ist. Experten erklären, was das für ISS-Kommandant Alexander Gerst und seine Crew bedeutet.
Kurz nach dem Start zur Internationalen Raumstation (ISS) musste eine russische Sojus-Rakete am Donnerstag mit zwei Astronauten an Bord notlanden.
Kommandant
Crew geht es im Orbit gut
Auf die Gerst-Mission "Horizons" wie auch auf die Gesamtplanung der ISS werde der Fehlstart Auswirkungen haben, sagte Marco Trovatello, Pressesprecher am Europäischen Astronautenzentrum der ESA in Köln, unserer Redaktion.
Da die ISS ein sehr komplexes System ist, habe der Vorfall auch Einflüsse auf die ganze Logistik. "Die können wir im Moment aber noch nicht genau beschreiben", so Trovatello.
Klar ist aber: "Im Moment geht es erst einmal weiter, in dem Sinne, dass jetzt natürlich zwei Crewmitglieder fehlen und sich die Arbeitsplanung bezüglich der Experimente und der weiteren operationellen Tätigkeiten ändert."
Über eine mögliche Verlängerung von Gersts Aufenthalt wegen des Unfalls könne Trovatello ebenfalls noch nichts Genaues sagen: "Es ist noch zu früh - solange die ISS-Partner sowie die Untersuchungskomission, die die russische Raumfahrtbehörde Roscosmos bereits eingesetzt hat, noch nicht zu belastbaren Erkenntnissen gekommen sind, können wir noch nichts Offizielles sagen."
Er betont, dass es sowohl der Crew am Boden als auch im Orbit gut gehe. Die Europäische Weltraumorganisation Esa hatte zuvor erklärt, es sei noch zu früh, über eine mögliche Verlängerung der Mission zu entscheiden. Gersts Mission auf der ISS sollte ursprünglich bis Dezember laufen.
Alexander Gerst könnte länger auf der ISS bleiben müssen
"Alexander Gerst wird sicherlich noch einmal drei Monate länger da oben bleiben", sagt hingegen der frühere Astronaut Ulrich Walter der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der Professor für Raumfahrttechnik rechnet damit, dass Gerst und die zwei weiteren Besatzungsmitglieder erst Anfang 2019 zurückkehren können.
Falls Gerst wegen der Panne der russischen Sojus-Rakete länger im All bleiben müsse, wäre dafür alles vorhanden, sagte Europas Raumfahrtchef Jan Wörner der dpa.
Gerst befindet sich seit Juni auf der ISS rund 400 Kilometer über der Erde. Als erster Deutscher führt er derzeit das Kommando auf dem fliegenden Labor.
Bange Minuten bis zur Notlandung
Die Sojus-Rakete mit dem russischen Kosmonauten Alexej Owtschinin und seinem US-Kollegen Nick Hague startete am Donnerstag vom Raumfahrtbahnhof Baikonur in Kasachstan. Kurz darauf kam es offenbar zu Problemen mit dem Triebwerk.
Nach vorläufigen Angaben von Experten traten schon beim Brennen der ersten Raketenstufe Probleme auf. Die Nasa sprach von einer "Anomalie" an der Stufe. Deswegen zündete die zweite Stufe nicht, sondern die Rakete löste sich auf.
Es folgten bange Minuten bis zur Notlandung. "Die Besatzung ist gelandet. Alle leben", gab schließlich Dmitri Rogosin, Leiter der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, auf Twitter Entwarnung.
Owitschinin und Hague konnten anschließend aus ihrer Kapsel, die an Fallschirmen nahe der Stadt Dscheskasgan im Zentrum Kasachstans niedergegangen war, von Rettern unversehrt geborgen werden.
Esa-Chef Wörner betonte, die Sicherheitsvorkehrungen hätten offensichtlich erfolgreich gewirkt. "Natürlich wird man nach den Ursachen suchen, bevor man wieder startet", sagte er. "Ich hoffe, dass die erfreuliche (internationale) Kooperation nicht gestört wird." Ein Aus für das Sojus-Modell erwartet Wörner nicht. "Davon gehe ich nicht aus." (ff/dpa/afp)
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