Der Astro-Krimi um "Philae" geht weiter: Über zehn Jahre lang reiste das Mini-Labor an die Raumsonde "Rosetta" gekoppelt 6,5 Milliarden Kilometer durchs All, um auf dem Kometen "Tschuri" zu landen. Aber es ist unklar, ob das 1,4 Milliarden Euro teure Projekt erfolgreich ist. Vier Fragen und Antworten zum "Rosetta-Projekt":
Hat "Philae" sein Ziel erreicht?
Die Wissenschaftler hatten die Landung des Mini-Labors "Philae" genau geplant und unter mehreren möglichen Landeplätzen den aus ihrer Sicht günstigsten ausgewählt. Aber bei der Landung gab es Komplikationen. "Philae" berührte den Boden zuerst genau in der ursprünglich für die Landung ausgewählten Region Agilkia.
Doch der kühlschrankgroße Apparat prallte vom Kometen ab und schwebte fast zwei Stunden lang leicht rotierend weiter. "Er könnte etwa einen Kilometer hoch geflogen sein und etwa einen Kilometer neben dem ersten Landepunkt nochmals gelandet sein", sagt Stephan Ulamec, "Philae"-Projektleiter beim DLR in Köln. Danach habe der Lander kurz Bodenkontakt gehabt und sei nochmals für sieben Minuten abgehoben. Beim dritten Kontakt mit dem Kometen sei "Philae" dann zur Ruhe gekommen. "Wir verstehen besser, wie wir gelandet sind", meinte Ulamec. "Aber wir wissen nicht, wo wir gelandet sind."
Welche technischen Schwierigkeiten gab es?
Weil der Komet "Tschuri" eine relativ geringe Gravitation hat, sollte das Labor bei der Landung mit Harpunen verankert werden. Diese wurden aber nicht ausgelöst. Außerdem funktionierte eine Düse nicht, die das Labor beim Aufsetzen auf den Kometenboden drücken sollte. Das dürfte letztlich zum Abprallen des Landers geführt haben.
Funktioniert "Philae" jetzt?
Nach einer Funkpause konnte die Esa wieder Kontakt zu "Philae" aufnehmen. Die Wissenschaftler sind begeistert über die Bilder, die der Roboter von der Oberfläche des Kometen sendet.
Es besteht aber ein Problem mit der Stelle, an der der Roboter letztlich nach seinem Abprall liegen blieb. "Philae" ist offenbar von Felsen umgeben und bekommt nun pro Tag statt sechs nur 1,5 Stunden lang Sonne ab, wie DLR-Forscher Koen Geurts meint. Die Solarzellen liefern somit viel weniger Strom als erhofft. Die Akkus an Bord würden bei Durchführung aller geplanten Experimente nur etwas mehr als 60 Stunden halten - danach wäre ohne ausreichende Energiezufuhr Schluss.
Außerdem ist der Roboter um 90 Grad gekippt. Eines seiner drei spinnenartigen Beine habe keinen Kontakt zur Oberfläche von "Tschuri". Es ist noch unklar, ob aus diesem Winkel Bodenproben genommen werden können.
Wie geht es jetzt weiter?
Was die aktuelle Position des Mini-Labors für die geplanten Untersuchungen bedeutet, wollen die Forscher noch herausfinden. Womöglich gelingt es auch, "Philaes" Lage zu verändern, damit die Solarzellen mehr Strom liefern können. "Wir haben ein paar Ideen", sagte der Forscher Jean Pierre Bibring.
Wenn "Philae" wie geplant funktionieren kann, soll er noch bis März Daten sammeln. Wissenschaftler hoffen nach der Landung auf einen Blick in die Kinderstube des Sonnensystems, das vor 4,6 Milliarden Jahren entstand. Kometen sollen weitgehend unveränderte Materie aus dieser Zeit enthalten. "Rosetta" und "Philae" haben zusammen etwa 20 Instrumente an Bord, um Tschuri unter die Lupe zu nehmen.
(ada mit Material der dpa)
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