Per Anhalter durch die Galaxis – Verteilt sich das Leben im Universum durch Sternenstaub? Forscher aus Edinburgh sagen ja - und bestärken damit die sogenannte "Panspermie"-Theorie.
Das Universum ist nicht viel mehr als eine große Blumenwiese. So ungefähr lässt sich die Theorie des Edinburgher Forschers Arjun Berera bildlich darstellen.
Denn genauso wie eine Blumenwiese bei der Verbreitung des Lebens vom Blütenstaub abhängig ist, der durch Winde in die Luft gewirbelt wird, könnte es sich mit der Verteilung von Leben im All verhalten.
Laut seiner neuesten Studie kommt nämlich Sternenstaub immer wieder in Kontakt mit der Erdatmosphäre.
Dabei kann es passieren, dass mikrobiologisches Leben oder für die Entstehung von Leben wichtige Moleküle in die Erdumlaufbahn geschleudert werden und sich im All verteilen. Auf diese Weise soll vor rund 4 Milliarden Jahren das erste Leben auf die Erde gekommen sein.
"Die Vorstellung ist, dass Sternenstaub-Kollisionen Organismen über enorme Distanzen zwischen Planeten transportieren können. Das könnte erklären, wie Leben und die Atmosphären von Planeten entstanden. Sternenstaub-Strömungen findet man in allen Planeten-Systemen", schreibt Berera.
Leben zwischen Minus 156 und Plus 121 Grad Celsius
Damit gilt Berera als Verfechter der so genannten "Panspermie"-Theorie. Die besagt, dass Leben prinzipiell überall im Universum auf begrenzte Zeit möglich sein kann.
Die Organismen oder Moleküle, die aus einer Atmosphäre ins All geschleudert wurden, warten dann darauf, von Kometen oder eben dem Sternenstaub per Anhalter mitgenommen zu werden. Es ist also quasi eine interstellare Mitfahrgelegenheit.
Dass das Leben im All prinzipiell möglich ist, gilt mittlerweile nicht mehr als abwegig. Doch zunächst einmal zu den harten Umweltbedingungen: Im All, genauer kurz hinter der Erdumlaufbahn herrschen Temperaturen zwischen Minus 156 und Plus 121 Grad Celsius.
Wasser gibt es nicht. Außerdem müssten sich Lebewesen in einem Vakuum zurecht finden. Ein Mensch wäre ohne Schutzanzug nach Sekunden tot.
Für andere Lebenwesen gilt das offenbar nicht. In einer Höhe von 400 Kilometern haben Astronauten Mikrolebewesen und Sporen ausgesetzt und siehe da: Die Lebewesen haben 1,5 Jahre überlebt.
Achtbeiniges Minimonster im All
Sogar ein höher entwickeltes Tier könnte es im All aushalten. Experimente haben bewiesen, dass die so genannten "Bärtierchen" im All überdauern können.
Das sind bis zu 1 mm große mehrzellige Tiere mit acht Beinen. Sie kommen auf der Erde in so gut wie jedem Terrain vor. Aufgrund ihrer Krallen und ihrer tapsigen Erscheinung wurden sie Bärtierchen oder Wasserbären genannt.
Bärtierchen können womöglich weit mehr als 20 Jahre im Weltraum überleben. Der Grund ist eine Art Scheintod-Zustand, bei dem sich quasi kein Stoffwechsel mehr nachweisen lässt. Dadurch werden die Tiere extrem resistent.
20 Jahre sind eine Menge Zeit, um vom Sternenstaub oder Kometen mitgenommen zu werden. Es wäre also möglich, dass auf der Erde geborene Bakterien oder Bärtierchen auf andere Planeten umgesiedelt sind.
Oder eben, dass Bakterien und Organismen von anderen Planeten auf die Erde kamen.
Eine Zeitmaschine auf dem Mars
Einige Forscher vermuten, dass Mikro-Organismen schon vor langer Zeit ihre Reise zum Mars antraten und nun im Eis des Planeten gefangen sind.
Gelänge es, an dieses Eis zu kommen und dort tatsächlich Bakterien zu finden, könnte man die Theorie zum einen noch stichhaltiger machen, zum anderen sogar die Entstehung des Lebens auf der Erde detailliert um Milliarden von Jahren zurückverfolgen.
Kritik an der Theorie
Bisher gilt die "Panspermie"-Theorie als ein Sammelsurium an Spekulationen. Die meisten Wissenschaftler lehnen sie zwar nicht prinzipiell ab, verweisen allerdings darauf, dass bisher nur Leben auf der Erde nachgewiesen werden konnte.
Außerdem wurde bereits mit dem Urey-Miller-Experiment nachgewiesen, dass aus der giftigen Ur-Athmosphäre auf der Erde durch komplexe chemische Prozesse durchaus organisches Material und damit die Basis für Leben entstehen kann.
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