Weltraumflüge für Normalsterbliche sind teuer, äußerst rar und bedürfen monatelanger Vorbereitung. Ins Weltall fliegt man eben nicht einfach mal so nebenbei! Ob sich das bald ändert?
Die jüngste Raumfahrtmission zur ISS ist diese Woche gestartet – allerdings ohne Sarah Brightman als Weltraumtouristin. Die britische Sopranistin hatte sich zwar bereits einen Platz neben den Astronauten gesichert und das wochenlange Trainingscenter durchlaufen, aber den Trip zur ISS dann wegen privater Probleme auf bislang unbestimmte Zeit verschoben.
An Brightmans Stelle fliegt nun der kasachische Astronaut Aidyn Aimbetow, denn so kurzfristig einen neuen Weltraumtouristen auszubilden, wäre gar nicht möglich. Der nächste auf der Liste, der Japaner Satoshi Takamatsu, steckt noch mitten im harten Trainingscenter. Ins Weltall fliegt man eben nicht einfach mal so nebenbei: Der Weg von der Buchung bis zum Raketenstart ist lang, hart und teuer.
Wer bietet Weltraumflüge an?
Die Zahl der tatsächlichen Anbieter von Weltraumreisen ist momentan noch recht überschaubar - es gibt genau einen: Das US-amerikanische Unternehmen Space Adventures. Es schickte alle sieben bisherigen Weltraumtouristen ins All, angefangen bei Dennis Tito im Jahr 2001. Space Adventures verfügt dabei aber über keine eigene Infrastruktur, sondern vermittelt Plätze in den russischen Soyuz-Raumfähren. Ein Konzept, das zwar sehr kostspielig für die Weltraumtouristen ist (siehe: Was kostet ein Ausflug ins All?), schließlich werden sie im offiziellen Astronauten-Trainingscenter ausgebildet und dürfen Teil einer richtigen Weltraum-Mission sein. Aber: Es funktioniert.
Bislang weniger erfolgreich sind hingegen die Bestrebungen anderer Unternehmen. "Bei der bemannten Raumfahrt gibt es Firmen, die den Weltraumtourismus als Geschäftsmodell gewählt haben und entsprechende Vehikel für Flüge bis über 100 Kilometer Höhe entwickeln", erklärt Prof. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR. So zum Beispiel Virgin Galactic. Millionen Dollar sind seit der Firmengründung 2004 bereits in die Entwicklung der eigenen Raumfähren "WhiteKnightTwo" und "SpaceShipTwo" geflossen, im US-Bundesstaat New Mexico wird derzeit sogar ein eigener Weltraumbahnhof gebaut. Diversen Entwicklungspannen ist es aber geschuldet, dass Virgin Galactic bis heute keinen einzigen Passagier ins Weltall brachte.
Was kann ich als Tourist im Weltraum machen?
Wer als Weltraumtourist zur Internationalen Raumstation ISS mitfliegt, kann seinen Aufenthalt im Weltraum ziemlich frei gestalten. "Sie werden voraussichtlich zehn Tage im All verbringen, während derer Sie prinzipiell frei sind zu tun, was Sie wollen", erklärt Veranstalter Space Adventures. "Sie können die Erde unter sich bewundern, Sie können bei den Forschungsarbeiten assistieren oder eine eigene Mission verwirklichen."
Andere Weltraumreisen als die zur ISS gab es bislang noch nicht – es wird aber eifrig daran gefeilt. So will Space Adventure in naher Zukunft einen suborbitalen Flug in 100 Kilometer Höhe anbieten, und zwar als eine Art All-Inclusive-Kurztrip: In nur zwei Tagen sollen die Weltraumtouristen ein Trainingscenter durchlaufen und dann etwa eine Stunde lang die Erde aus dem All bewundern, Verpflegung, Übernachtungen und eine DVD des Erlebnisses sind im Preis inbegriffen. Noch stecken die Vehikel für die Weltraum-Kurztrips aber in der Entwicklung.
Was kostet ein Ausflug ins All?
Viel, sehr viel sogar. Der Unternehmer Dennis Tito als erster Weltraumtourist zahlte etwa 20 Millionen US-Dollar für seinen Weltraumflug, Charles Simonyi musste noch tiefer in die Tasche greifen und 35 Millionen Dollar berappen. Bei Sarah Brightman war sogar von weit über 40 Millionen die Rede. "Der Preis des Weltraumflugs variiert je nach Weltraumfähre, Zeitplan und Mission", erklärt Space Adventures. Erschwinglichere Preise sind jedoch ein erklärtes Ziel sämtlicher Weltraum-Reiseveranstalter. So sollen die suborbitalen Kurztrips nach Angaben von Space Adventures "relativ erschwinglich" sein. Auch bei Virgin Galactic soll ein Flug ins All angeblich bereits ab 200.000 Dollar möglich sein.
Wie müssen sich Weltraumtouristen vorbereiten?
Wer mit einer Soyuz-Raumfähre zur ISS will, muss vorher eine lange und harte Übungsphase durchlaufen. Trainiert wird in Star City bei Moskau, dem offiziellen Trainingscenter für russische Astronauten. In einer Zentrifuge werden die Weltraumtouristen beispielsweise auf den körperlich anstrengenden Start vorbereitet. "In dieser Simulation der Start- und Landephase an Bord der Soyuz-Raumfähre wird man Kräften von bis zu 4G ausgesetzt", erklärt Space Adventures. Sarah Brightman begann schon im Januar diesen Jahres mit dem Training für den Start zur ISS im September. Wie sie im Rahmen einer Pressekonferenz erklärte, stand sie jeden Tag um 6.00 Uhr auf und beendete die Übungen und medizinischen Tests nicht selten erst nach 16 Stunden.
Welche Gefahren gibt es?
Neben den generellen Gefahren bei Start und Landung sowie möglichen technischen Pannen spielt vor auch die Gesundheit eine große Rolle. So untersuchen Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) derzeit die möglichen Risiken eines Weltraumfluges. "Denn die Passagiere werden keine trainierten und körperlich durchweg gesunden Astronauten sein, sondern oftmals Menschen mit sehr unterschiedlichen gesundheitlichen Voraussetzungen", so das DLR.
Bisherige Erkenntnisse: Die unterschiedliche Schwerkraft hat offenbar Auswirkungen auf die Blutgerinnung, was vor allem für Menschen mit erhöhtem Schlaganfall-Risiko gefährlich werden kann. Auch Kreislaufprobleme können vor allem während der Start- und Landephasen auftreten.
Wann besteht die nächste Möglichkeit, ins All zu fliegen?
Der nächste Soyuz-Flug zur ISS startet am 15. Dezember, wann jedoch wieder ein Weltraumtourist an Bord sein wird, ist noch unklar. Und wann Unternehmen wie Virgin Galactic Flüge ins All anbieten können, steht sprichwörtlich noch in den Sternen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.