Ein Stern, der von den Toten aufersteht: Wissenschaftler beobachten das scheinbar ganz gewöhnliche Ende eines massereichen Himmelskörpers. Doch dieser fängt anschließend wieder an zu leuchten. Was steckt hinter dem Phänomen des sogenannten Zombie-Sterns?
Eine Supernova markiert normalerweise das spektakuläre Ende eines massereichen Sterns. Kurz vor seinem Erlöschen leuchtet der Himmelskörper für kurze Zeit noch einmal hell auf und überstrahlt dabei oft ganze Galaxien.
Danach wird sein Licht langsam immer schwächer, bis von dem einstigen Giganten nur noch ein kleiner Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch übrig bleibt.
Erst vor wenigen Jahren haben US-Astronomen aber eine Sternenexplosion beobachtet, die dem widerspricht, was sie bislang über das Ende von Sternen wussten. 2014 beobachteten Wissenschaftler eine Supernova, die für sie zunächst ganz gewöhnlich aussah. Sie katalogisierten das Objekt unter dem Kürzel iPTF14hls.
Ein Stern, der nicht sterben will
Dass sie dabei Zeugen eines ganz ungewöhnlichen Phänomens wurden, stellte sich erst in der Folgezeit heraus. Denn anders als bei allen anderen Supernovae, die sie kannten, erlosch dieser Stern nicht einfach langsam. Das totgeglaubte Gestirn explodierte in den folgenden Jahren erneut. Und das nicht nur einmal: Die Astronomen beobachteten ganze fünf weitere heftige Eruptionen.
Ungewöhnlich war auch, dass der Himmelskörper über die Zeit der Beobachtung nicht signifikant an Leuchtkraft verlor. Auch seine Temperatur blieb jahrelang stabil.
Erneute Explosion nach 60 Jahren
Als wäre das alles nicht kurios genug, machten die Forscher eine weitere seltsame Entdeckung: Bei der Überprüfung von Archivdaten stellten sie fest, dass an exakt derselben Stelle bereits im Jahr 1954 eine Supernova registriert worden war.
Die Wissenschaftler nehmen an, dass derselbe Stern bereits damals in einer Supernova aufging, die Eruption aber überlebte, um 60 Jahre später erneut zu explodieren. Diese Beobachtungen stellen die bisher vorherrschenden Theorien über das Ende von Sternen infrage.
Durch keine Theorie erklärbar
Die Möglichkeit, dass ein Stern mehrmals explodieren kann, hatten Astronomen zumindest in theoretischen Modellen bereits früher berechnet. Beim Modell einer sogenannten pulsierenden Paarinstabilitätssupernova entsteht im Kern eines sehr massereichen Sterns solch starke Hitze, dass Paare von Materie- und Antimaterie-Partikeln entstehen.
Daraus resultiert eine Explosion, die die äußeren Schichten des Sterns in den Weltraum schleudert, während der Kern selbst intakt bleibt und nach einiger Zeit erneut explodieren kann.
Die Theorie der pulsierenden Paarinstabilitätssupernova passt allerdings nicht in allen Einzelheiten mit den gesammelten Daten über iPTF14hls zusammen. Ein weiteres Problem ist, dass Wissenschaftler dieses Modell für Himmelskörper berechnet haben, die nur in der frühen Anfangszeit unseres Universums vorgekommen sein dürften.
Sind Zombie-Sterne ein ganz eigener Typ?
"Das ist, als würde man heute einen lebenden Dinosaurier entdecken. Wenn man einen solchen fände, würde man infrage stellen, ob es sich wirklich um einen Dinosaurier handelt", schrieb Andy Howell, einer der Koautoren der damaligen Studie über iPTF14hls in einer Mitteilung.
Keine der bestehenden wissenschaftlichen Modelle kann die Beobachtungen rund um den sogenannten Zombie-Stern zufriedenstellend erklären. Möglicherweise handelt es sich um einen bislang unbekannten Typ von Supernova.
Verwendete Quellen:
- www.nature.com: "Energetic eruptions leading to a peculiar hydrogen-rich explosion of a massive star"
- www.news.ucsb.edu: "A Star That Would Not Die"
- www.linkspringer.com: "Hydrogen-Rich Core-Collapse Supernovae"
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