Auch wenn man so schnell wie möglich durch den Regen sprintet, irgendwie hat man immer das Gefühl am Ende doch patschnass zu sein. Wäre Gehen vielleicht doch sinvoller? Auch Wissenschaftler haben sich dieser Frage bereits gewidmet.

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Der Klassiker: Man steigt aus dem Auto und es regnet in Strömen. Doch bis zum rettenden Zuhause müssen noch einige Meter zurückgelegt werden. Instinktiv spurten wir los, denn man möchte ja so schnell wie möglich ins Trockene und nicht komplett nass werden.

Aber ist Rennen dann überhaupt die richtige Strategie? Oder klatscht der Regen dann nicht umso mehr gegen den Oberkörper und man kommt erst recht durchnässt an?

Wissenschaftler kommen nach einer Reihe von Praxistests und Berechnungen zu dem Ergebnis: Es kommt darauf an.

Die Form macht´s

Erste Untersuchungen gingen das Problem noch mit starken Vereinfachungen an und hatten dementsprechend klare Antworten parat.

Stellen Sie sich dazu unseren Körper als aufrechten Backstein vor. Wenn man nun annimmt, dass kein Wind bläst und der Regen zufällig gerade von oben kommt, empfiehlt sich: Rennen!

Das liegt daran, dass sich der Stein wie durch eine Regenwand kämpfen muss. Die Menge Wasser, die von der Seite und von vorne auf die großen Flächen des Quaders trifft, bleibt damit immer gleich, egal wie schnell er sich bewegt.

Das meiste Wasser trifft aber ohnehin nicht die Seitenflächen. Vor allem die schmale Oberseite des Backsteins wird vom Regen getroffen. Und diese Menge wird natürlich immer größer, je länger sich der Quader im Regen bewegt.

Für uns heißt das: Je schneller wir gehen, desto weniger Regentropfen schaffen es auf unseren Kopf. Die Menge auf dem Oberkörper und den Beinen verändert sich nicht, egal wie hoch die Geschwindigkeit ist.

Das Problem: Der menschliche Körper ist kein Quader. Außerdem kommt der Regen nicht immer senkrecht von oben, sondern trifft oft schräg auf uns.

Damit kommt es bei den vereinfachten Modellen zwangsläufg zu unpräzisen Ergebnissen.

Es müssen also genauere Modelle her. Denn der Körper ist aus vielen Formen zusammengesetzt, die sich beim Gehen auch noch alle unterschiedlich bewegen. Das macht eine Berechnung schwierig.

Der Realität am nächsten kam vielleicht der italienische Physiker Franco Bocci. 2012 veröffentlichte er eine Studie zum Thema. Er bezog auch Windrichtungen und -stärken sowie den Körperbau in seine Überlegungen ein.

Mit Wind wird es kompliziert

Wenn wir uns den Körper wieder als Backstein vorstellen, wäre es bei stärkerem Rückenwind beispielsweise ratsam, mit der Windgeschwindkeit Schritt zu halten. Dadurch trifft der Regen nur von oben, nicht aber von vorne oder hinten auf.

Doch Bocci lässt diese einfache Schlussfolgerung nicht gelten. Je nach Windstärke, Körperform und sogar der Größe der Regentropfen kommen völlig unterschiedliche Ergebnisse heraus. Wenn man dann auch noch das Spritzwasser von unten miteinbezieht wird es immer unübersichtlicher.

Eindeutige Antworten auf die jeweilige Situation würde es also nur mit einer individuellen Formel geben.

Bocci empfiehlt trotzdem pauschal: Rennen. Denn das sei in den meisten Fällen die klügere Wahl. Selbst wenn man ein bisschen zu schnell läuft, wird man laut seinen Berechnungen nur ein wenig mehr nass. Beim Gehen saugt die Kleidung dagegen mehr Wasser auf.

Kommt der Regen schräg von vorn, hilft es zudem, sich nach vorn zu beugen. So bieten wir dem Regen weniger Angriffsfläche.

Auch beim nächsten Regenguss können Sie also Ihrem Instinkt vertrauen und drauf los spurten.

Verwendete Quellen:

Franco Bocci: Whether or not to run in the rain

SpiegelOnline: Wie man im Regen möglichst trocken bleibt

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