Frankfurt/Main (dpa) - Für die Entwicklung einer Gen-Allzweckschere werden die in Berlin arbeitende Französin Emmanuelle Charpentier und die Amerikanerin Jennifer Doudna mit dem Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2016 ausgezeichnet.
Die mit insgesamt 100 000 Euro dotierte Ehrung gilt als eine der angesehensten für Mediziner in Deutschland. Viele Preisträger haben später auch den Medizin-Nobelpreis bekommen.
"Charpentier und Doudna werden für Arbeiten ausgezeichnet, die zur Entwicklung der programmierbaren Genschere CRISPR-Cas9 geführt haben", begründete der Stiftungsrat am Montag in Frankfurt seine Entscheidung. Mit diesem Werkzeug kann Erbsubstanz auf weit einfachere und kostengünstigere Weise bearbeitet werden als zuvor. Gene können abgeschaltet, verändert oder durch andere ersetzt werden. So sei es möglich, mit CRISPR-Cas9 krankmachende Gene gegen gesunde Kopien auszutauschen. Pflanzen könnten auch verändert werden.
"Die Entdeckung der beiden Preisträgerinnen hat einen Quantensprung in der Forschung bewirkt", teilte die Paul Ehrlich-Stiftung mit. "Sie wirft allerdings auch ethische Fragen auf, weil mit CRISPR-Cas9 die menschliche Keimbahn editiert und redigiert werden kann." Eingriffe in die Keimbahn führten dazu, dass die genetischen Veränderungen an die nächste Generation weitergeben werden.
Die Preise sollen am 14. März in der Frankfurter Paulskirche verliehen werden. Die Mikrobiologin Charpentier (47) ist Direktorin am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin, zuvor war sie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig tätig. Doudna (51) ist Biochemikerin und Professorin an der University of California in Berkeley.
Der mit 60 000 Euro dotierte Nachwuchspreis geht an Claus-Dieter Kuhn (37) von der Universität Bayreuth. Der Biochemiker und Strukturbiologe beschäftigt sich mit der Steuerung von Prozessen im Inneren von Zellen, etwa dem An- und Abschalten von Genen. Im Fokus seiner Arbeit stehen dabei sogenannte Ribonukleinsäuren. © dpa
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