Jeder hat es schon einmal erlebt: Man sitzt im Theater oder im Konzert, im Wartezimmer oder in der Klausur, und plötzlich macht sich der Magen durch deutliches Knurren bemerkbar. Da nutzt weder Bauchspannung noch Meditation, die unwillkürlichen Töne kommen immer im ungünstigsten Moment und lassen sich nicht unterdrücken. Warum ist das so und wie entsteht das Magenknurren? Dieser Frage widmen wir uns heute in unserer Serie "Nachgefragt".

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Zur Beruhigung: Magenknurren ist vielleicht manchmal peinlich, aber es ist kein Grund, den Arzt zu konsultieren. Wenn man sonst keinerlei Verdauungsbeschwerden hat, sind die knurrenden Geräusche aus der Körpermitte völlig normal. Sie gelten als akustisches Signal, dass ein Imbiss längst angebracht wäre: Der Magen ist leer und verlangt neue Beschäftigung. Anders gesagt: Der Körper verlangt nach Energie.

Der Wiener Gastroenterologe Werner Weiss stellt in einem ORF-Forum fest, dass fundierte wissenschaftliche Veröffentlichungen über das Phänomen fehlen, wohl gerade weil es sich nicht um eine Krankheit handelt. Was die Geräusche auslöst, ist aber kein Geheimnis: Ein leerer Magen meldet sich, weil nur noch Luft und Flüssigkeit vorhanden sind, die durch das ringförmige Zusammenziehen der Magenwand durcheinandergewirbelt werden. Die ständige Muskelbewegung presst eigentlich den Nahrungsbrei in den Zwölffingerdarm. Ist nur noch Luft vorhanden, entsteht das Knurren, vergleichbar der Tonerzeugung in einem Dudelsack. Ein Darmabschnitt hinter dem Zwölffingerdarm wird daher auch "Knurrdarm" genannt. Bei einer Magenspiegelung kann man die peristaltischen Kontraktionen deutlich erkennen.

Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang vom MMC, dem "migrierenden motorischen Komplex" des Magens, der besonders dann vorkommt, wenn länger nichts gegessen wurde. Sie unterteilen das Geschehen, das etwa eineinhalb bis zwei Stunden dauern kann, in drei Phasen. Die Kontraktionen bauen sich demnach allmählich auf und sind in der letzten Phase so stark, dass es zum Magenknurren kommt.

Nicht nur der Magen redet mit

Nicht immer sind Laute aus der Bauchregion aber ein Hungerzeichen. Wer sich wundert, dass der Magen auch nach dem Essen grummelt, hört kein echtes Magenknurren, sondern ganz ähnlich kollernde Darmgeräusche, den "Borborygmus", was so viel heißt wie Bauchknurren. Jetzt ist der Darm aktiv, denn der Nahrungsbrei wurde aus dem Magen weitergeleitet und wird nun auf gewundenem und langem Weg abtransportiert. Dabei können ähnliche Geräusche hörbar werden. Mit Blähungen oder Flatulenzen haben diese Darm-Töne nichts zu tun.

Hausmittel gegen das Knurren

Magenknurren stellt sich bei langer Nahrungsabstinenz automatisch ein. Aber man kann vorbeugen: Entweder natürlich mit einem leichten Imbiss vor dem Theaterabend, oder mit einem Trick unserer Vorväter. Diese sollen Fenchelsamen gekaut haben, um das lästige Knurren bei den stundenlangen Predigten in der Kirche zu unterdrücken. Die ätherischen Öle des Fenchels sind ein bis heute beliebtes Hausmittel gegen Magen- und Darmprobleme. Sie entspannen die Magenmuskulatur und bremsen damit die Kontraktionsbewegungen. Bei weniger Aktivität im Bauchraum sind selbstverständlich auch weniger "Knurrer" zu hören.

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