- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben den Zahn eines Pottwals aus dem Neogen untersucht, der mehrere Bissspuren aufweist.
- Aus den Einkerbungen schließen sie, dass ein Megazahnhai dafür verantwortlich ist.
- Ist der Wal bereits tot gewesen oder hat der Hai das Tier auf der Suche nach Nahrung angegriffen?
- Das Team ermöglicht spannende Einblicke in eine längst vergangene Zeit.
Der Zahn eines Pottwals aus dem Neogen, welches den Zeitraum von vor 23 bis 2,4 Millionen Jahren bezeichnet, erzählt eine spannende Geschichte. Er wurde in der Aurora Phosphate Mine, besser bekannt als die Lee Creek Mine, in North Carolina (USA) gefunden und weist Bisspuren auf.
Diese stammen den Forscherinnen und Forschern zufolge von einem ausgestorbenen Megazahnhai, entweder von Otodus chubutensis oder von Otodus megalodon. Es ist der bislang erste Beweis einer feindseligen Interaktion zwischen einem Pottwal und einem Megazahnhai.
Die Ergebnisse haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Calvert Marine Museum im Fachmagazin "Acta Palaeontologica Polonica" veröffentlicht.
Megazahnhai beißt mehrfach zu
Der Zahn hat Ähnlichkeiten mit einer leicht gebogenen Spindel und ist 116,5 Millimeter lang, sein Durchmesser beträgt maximal 28,5 Millimeter. Er weist insgesamt drei Einkerbungen auf, wie auf dem untenstehenden Bild zu sehen ist. Wo genau sich der Zahn im Kiefer befunden hat, können die Forscher leider nicht sagen.
Die Einkerbung mit der Nummer zwei ist mit einer Länge von 23,5 Millimetern mit Abstand die längste und verläuft parallel zu Einkerbung Nummer eins. Sie liegen nah beieinander, was den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zufolge darauf hindeutet, dass sie durch den gleichen oder einen benachbarten Zahn bei zwei separaten Bissen entstanden sind.
Die dritte Einkerbung stammt vermutlich von einem anderen Zahn im gegenüberliegenden Unterkiefer und befindet sich auf einem Teil der Zahnwurzel. Diese wird eigentlich vom Kiefer umschlossen.
Der Megazahnhai muss also durch den Kieferknochen gebissen haben, was die außergewöhnliche Bisskraft der Tiere zeigt.
Feine Einschnitte schließen alle anderen Haiarten aus
Besonders interessant sind vor allem die feineren Einschnitte, die sich nahe der Einkerbung Nummer eins befinden (Abb. C). Zu sehen sind hier 12 feine Kratzer, die jeweils etwa 0,63 Millimeter voneinander entfernt liegen. Megazahnhaie besitzen kleine Zacken an der Schneide ihrer Zähne. Diese haben beim Zerschneiden der Oberfläche, einer Harke gleich, die feinen Einschnitte verursacht.
Es gab zwar mehrere Haiarten zu der Zeit, die die gleichen Zacken aufwiesen. Bezieht man allerdings die Größe der Bissspuren sowie die Größe der Zackenspuren und deren Abstand zueinander ein, kommen keine anderen Exemplare mehr infrage. Entweder ein Otodus chubutensis oder ein Otodus megalodon hat die Spuren verursacht.
Die Länge des Megazahnhais können die Forscher nicht schätzen. Anders verhält es sich allerdings mit der des Pottwals: Aufgrund der Länge und des Umfangs des Zahns schließen sie, dass das Tier circa vier Meter lang gewesen sein muss.
Megazahnhai greift Kopf von Pottwal an
Ob die Bissspuren beim Verzehr eines toten Pottwals oder bei einer aktiven räuberischen Nahrungsbeschaffung entstanden sind, können die Wissenschaftler nicht mit Gewissheit sagen. Sie tippen aber auf letzteres. "Es scheint unwahrscheinlich zu sein, dass ein großer Hai die Kiefer eines schwimmenden oder am Meeresboden liegenden Kadavers eines Pottwals angreift", heißt es in dem Artikel.
Für den Aufwand sei der Ertrag an Fleisch zu gering gewesen. Das Team geht deswegen davon aus, dass der Hai den Kopf des Tiers attackiert hat, um ihm eine tödliche Wunde beizubringen. Ein Verhalten, das bei heutigen großen Haien nicht zu finden ist.
Diese konzentrieren sich bei Angriffen auf den hinteren Teil ihrer Beute. So werden sie weder gesehen, noch registrieren die Tiere über die Echoortung die sich nähernde Gefahr.
Verwendete Quellen:
- Acta Palaeontologica Polonica: Otodus-bitten sperm whale tooth from the Neogene of the Coastal Eastern United States
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