Der ADAC hat in einem Praxistest die Reichweite von Elektroautos im Winter ermittelt. Dabei überzeugen auch zwei relativ günstige Modelle.

Mehr zum Thema Mobilität

Dass die Reichweite von Elektroautos im Winter zum Teil drastisch einbricht, ist keine wirkliche Neuigkeit. Niedrige Außentemperaturen machen der Antriebsbatterie zu schaffen, die Heizung für den Innenraum saugt kräftig am Energievorrat. In einem umfangreichen Praxistest hat der ADAC untersucht, welche Elektroautos auf einer Langstreckenfahrt (München-Berlin) am weitesten kommen, wie oft nachgeladen werden muss und wie schnell das geschieht.

Testfeld: Alle E-Autos mit über 500 km Reichweite

Die Ausgangsbasis für den Test waren alle Modelle mit einer WLTP-Reichweite von über 500 Kilometer. Insgesamt wurden 25 Automarken in den Test aufgenommen, die den festgelegten Anforderungen entsprachen. Besonders auffällig fanden die Tester, dass der Stellantis-Konzern zum Testzeitpunkt kaum Elektroautos mit einer WLTP-Reichweite von mindestens 500 km im Angebot hatte. Daher war in der aktuellen Untersuchung lediglich der Peugeot e-3008 210 vertreten, der jedoch nur den vorletzten Platz belegte.

Um für alle Testfahrzeuge gleiche Voraussetzungen zu gewährleisten, fanden die Messfahrten im ADAC Testlabor für Elektromobilität auf dem Prüfstand statt. Zuvor wurde eine reale Fahrt auf der Autobahn A9 von München nach Berlin aufgezeichnet, einschließlich Steigungen, Gefällestrecken und typischem Verkehrsaufkommen. Diese Daten wurden anschließend in den Prüfstand übertragen. Getestet wurden die maximale Reichweite mit einer Batterieladung bei durchschnittlich 0 °C und Autobahngeschwindigkeit sowie die nachladbare Reichweite an einer DC-Schnellladesäule.

Am Ende liegen, nicht ganz verwunderlich, vor allem hochpreisige Elektroautos vorne. Diese sind mit großen Akkus und teurer, schneller Ladetechnik im Vorteil. Überraschend konnten sich jedoch auch günstigere Modelle weit oben platzieren. Hervorzuheben sind hier der VW ID.7 Pro S (58.895 Euro, Platz 4) und der Tesla Model 3 maximale Reichweite (44.990 Euro, Platz 6).

Testsieger und Top-Platzierungen

Der Mercedes-Benz EQS 450+ setzte sich an die Spitze des Tests. Er bewältigte als einziges Modell die komplette Strecke von über 580 km mit einer Akkuladung und überzeugte mit einem niedrigen Verbrauch von nur 20,4 kWh/100 km. Zusätzlich konnte er in nur 20 Minuten über 300 km nachladen, wodurch er die Gesamtnote "sehr gut" erhielt. Knapp dahinter landete der Porsche Taycan, ebenfalls mit der Note "sehr gut". Er profitierte von seinem niedrigen Verbrauch und einer schnellen Ladeleistung, während der Lucid Air mit seinem großen 112-kWh-Akku eine beachtliche Reichweite von rund 518 km erreichte und den dritten Platz belegte.

Mittelklasse-Fahrzeuge als Alternative zur Oberklasse

Der VW ID.7 Pro S belegte mit 436 km Reichweite den vierten Platz. Mit einem Einstiegspreis von 58.895 € bot er eine deutlich günstigere Alternative zu den über 100.000 € teuren Luxuslimousinen. Aufgrund seines niedrigen Verbrauchs und attraktiven Preises könnte er insbesondere für Flottenbetreiber eine Alternative zu Dieselmodellen darstellen.

Das Tesla Model 3 mit Hinterradantrieb und großer Batterie erreichte mit minimal höherem Verbrauch Platz fünf. Mit einem Preis von knapp 14.000 € weniger als der ID.7 bewies Tesla, dass langstreckentaugliche E-Autos nicht zwangsläufig hochpreisig sein müssen. Punktgleich mit dem Tesla auf Rang fünf landete der Nio ET5 mit einer Reichweite von 421 km, womit erstmals ein chinesisches Elektroauto eine Top-Platzierung erreichte.

Schwächen bei kalten Temperaturen

Der Hyundai Ioniq 6, der in früheren ADAC-Tests als besonders effizient galt, konnte seine gute Bewertung bei kalten Temperaturen nicht halten und verfehlte eine "gute" Gesamtnote knapp. Neu im Test waren zudem der Kia EV3 und der Ford Capri. Während der Kia mit einer Gesamtnote von 3,0 vor dem Genesis GV60 (3,7) lag, erreichte der Ford Capri mit 332 km Reichweite eine bessere Bewertung als die ähnlich aufgebauten Modelle Cupra Born VZ und Skoda Enyaq 85 aus dem VW-Konzern.

Schlusslichter und Kritikpunkte

Keines der getesteten Fahrzeuge wurde als völlig ungeeignet für Langstrecken im Winter eingestuft, jedoch erhielten neun Modelle nur eine "ausreichende" Bewertung. Zwar konnten alle Fahrzeuge mindestens zwei Stunden am Stück fahren, bevor eine Ladesäule notwendig wurde, doch für viele Langstreckenfahrer dürfte das nicht ausreichen (siehe die Wertungstabellen in der Fotogalerie zu diesem Beitrag).

Viele Vorteile mit ams+
Erhalten Sie werbereduzierten Zugang zu allen Inhalten von auto-motor-und-sport.de inkl. der digitalen Zeitschrift als E-Paper. Monatlich kündbar.

Am unteren Ende der Rangliste fanden sich Modelle mit hohen Verbräuchen von bis zu 30 kWh/100 km, darunter der Volvo EC40, Peugeot e-3008 und MG 4. Besonders schlecht schnitt der GWM ORA 07 ab, der in 20 Minuten lediglich knapp über 100 km nachladen konnte. Das Schlusslicht des Tests bildete der MG 4, der bereits in früheren ADAC-Tests durch Probleme bei der Heizungsregelung aufgefallen war. Im Test musste die Heizung teilweise manuell auf 28 °C hochgeregelt werden, um eine angenehme Temperatur im Innenraum zu erreichen. Auch der Toyota bZ4X schnitt schlecht ab, da seine Reichweite mit nur 233 km die geringste im gesamten Test war. Aufgrund seines hohen Verbrauchs von 29,8 kWh/100 km landete jedoch der MG 4 auf dem letzten Platz.  © auto motor und sport

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.