Lange her sind die Zeiten, in denen Rauch und Kohlenstaub das Bild des Ruhrgebietes bestimmt haben. Jetzt erwartet Radfahrer eine spannende Mischung aus spektakulärer Industriekultur, entschleunigender Natur, aufregenden Städten und einem innovativen Orientierungssystem.

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Urlaub im Ruhrgebiet? Das hört sich auf den ersten Blick nicht besonders verlockend an. Großstadt neben Großstadt, Straßen, Lärm, Industrie – das verbinden die meisten wohl mit dem urbanen Zentrum rund um Essen, Dortmund und Duisburg. Wenig erholsam, besonders für Fahrradurlauber. Aber das Ruhrgebiet hat sich gewandelt. Viele alte Bergbau-Anlagen sind in Natur- und Kulturparks umgewandelt worden, durchzogen von 1200 Kilometern Radwegen. Der Ruhrtal-Radweg gilt sogar als einer der beliebtesten Flussradwege in Deutschland. Wir stellen eine besondere Radreiseregion vor, die auch in Sachen Navigation neue Wege geht.

Das ist das Radrevier Ruhr

Das Ruhrgebiet liegt ganz im Westen von Deutschland, im Herzen von Nordrhein-Westfahlen. Der Fluss, der der Region ihren Namen gibt, ist der natürliche Fixpunkt. Die Ruhr zieht sich von ihrer Quelle im bergigen Sauerland bis nach Duisburg, wo sie nach 220 Kilometern in den Rhein mündet. Glücklicherweise sind ihre Ufer größtenteils von Bebauung und Industrie verschont geblieben, sodass man heute auf den ausgebauten Uferpfaden ganz entspannt radeln kann.

Das Radrevier Ruhr war die erste urbane Radreiseregion, die vom ADFC zertifiziert wurde. Heute gibt es über 1200 Kilometer Radwege – meist fernab des Straßenverkehrs. Geradelt wird zum Beispiel auf stillgelegten Bahntrassen, Kanaluferwegen und entlang der Industriedenkmäler und Halden. Besonders ist: Die Navigation erfolgt nach niederländischem Vorbild nach einem Knotenpunktsystem. Das bedeutet, Radwegkreuzungen, Bahnhöfe und Sehenswürdigkeiten haben Nummern, die auf Schildern, Wegweisern und Karten zu finden sind. Radreisende können sich so sehr einfch von Nummer zu Nummer navigieren.

3 Top-Radrouten für E-Bike und Trekkingrad im Ruhrgebiet

Inspiration für den Radurlaub im Westen der Republik gesucht? Hier kommen drei unterschiedliche Tourenvorschläge.

1. Ruhrtal-Radweg – 240 Km / 980 hm

Der Ruhrtal-Radweg ist DER Radfernweg im Ruhrgebiet. Kein Wunder, folgt er doch dem namensgebenden Fluss auf Schritt und Tritt. Und zwar ab vom großen Verkehr auf ruhigen Uferwegen. Von der waldreichen Landschaft des Rothaargebirges wechselt die Tour erradelt man langsam die industrielle Kulturlandschaft der Metropole Ruhr.

Die Radtour ist eine vom ADFC ausgezeichnete 4-Sterne-Qualitätsroute, die Natur und Kultur verbindet, die 2006 offiziell eröffnet wurde. Top: Entlang der Strecke gibt es zahlreiche Fahrrad-Service-Stationen, Trinkwasser-Säulen, sowie E-Bike-Ladestationen

➡️ Start/Ziel: Ruhrquelle bei Winterberg/Duisburg

🚲 Gesamtlänge: 230 km/271 hm

🏕 Etappen: 3-5

🤩 Highlights: Bikepark "The Mother" Winterberg für MTB-Interessierte, Ruhrtalfähre Hardenstein (Fährzeiten beachten, es gibt aber auch eine nahegelegene Brücke), Arnsberger Schlossruine besichtigen, Boot fahren auf dem Seilersee

👌 Perfekt für: Radfernweg-Einsteiger dank schöner Natur und perfekte Infrastruktur

Mehr Infos und Streckenkarte: Ruhrtal-Radweg

2. Grubenfahrt: Bergbaugeschichte per Rad – 38,3 km/160 hm

Die "Grubenfahrt" beginnt und endet beim absoluten Highlight der Tour: Dem UNESCO-Welterbe Zollverein in Essen. Der Denkmalpfad, für den interessante Führungen angeboten werden, veranschaulicht den Weg der Kohle. Auch das Ruhr Museum, welches sich ebenfalls auf dem Industriegelände befindet, sollte auf dieser Tagestour nicht ausgelassen werden. Die gut ausgebaute Bahntrasse Nordsternweg führt im Anschluss weiter nach Gelsenkirchen. Die Schurenbachhalde in Essen sowie der Nordsternpark in Gelsenkirchen sind empfehlenswerte Abstecher abseits der Tour.

Weiter geht die Tour zum Tetraeder Bottrop. Die Auffahrt ist anstrengend, oben angekommen werdet Ihr aber mit einer einzigartigen Aussicht über das westliche Ruhrgebiet belohnt. Auch das Gelände der Zeche Prosper Haniel kann von der Halde aus gut eingesehen werden. In Oberhausen verläuft die Revier-Route dann wieder in Richtung Süden und führt über die Rheinische Bahn zurück nach Essen.

➡️ Start/Ziel: Zeche Zollverein zwischen Essen und Gelsenkirchen

🚲 Gesamtlänge: 38,3 km/160 hm

🏕 Etappen: 1

🤩 Highlights: Führungen in der Zeche Zollverein (z.B. von ehemaligen Bergleuten), baden im Werksschwimmbad auf der Kokerei Zollverein

👌 Perfekt für: Eine Reise in die Welt des Bergbaus

Mehr Infos und Streckenkarte: Grubenfahrt 

3. Auenland – Den Rhein erfahren 60 km/110 hm

Im Ruhrgebiet lässt sich nicht nur an der namensgebenden Ruhr entlang radeln, sondern auch den Rhein vom Rad aus entdecken. Die weitläufigen Rheinauen bieten sich für ausgiebige Radtouren auf und neben den Deichen an. Gerade im Frühling lohnt sich ein Besuch, wenn die artenreiche Flora und Fauna seitwärts des Rheins in bunten Farben erblüht.

Die Rundtour startet und endet in Wesel und führt auf rund 53 Kilometern am Rhein entlang in Richtung Süden. In Orsoy angekommen setzt ihr mit der Rheinfähre zum gegenüberliegenden Flussufer über. Von dort aus geht es durch beschauliche Ortschaften und offene Landschaften zurück. Das beeindruckende Lippe-Mündungsdelta ist das letzte große Highlight der Radtour, bevor ihr wieder in Wesel eintrefft. Die 130 Höhenmeter der Tour sind ohne große Mühe zu bewältigen. Lediglich der mitunter kräftige Wind kann in der Nähe des Gewässers die ein oder andere Schweißperle auf die Stirn treiben.

➡️ Start/Ziel: Bahnhof Wesel

🚲 Gesamtlänge: 60 km/110 hm

🏕 Etappen: 1 oder 2

🤩 Highlights: Rheinfähre Walsum – Orsoy, malerische Deichwege

👌 Perfekt für: Naturentdecker in der Industrieregion

Mehr Infos und Streckenkarte: Auenland-Rhein-Tour 

Radurlaub im Radrevier Ruhr: 3 Tipps

Ob kulinarisch oder kulturell – das Ruhrgebiet hat mehr zu bieten, als man sich das vorstellen mag. Hier kommen drei kleine Tipps.

Prost! Tour de Trinkhalle

Rund 18.000 Trinkhallen – also Kioske – gibt es im Ruhrgebiet. Sie sind nicht nur willkommener Zwischenstopp für Radfahrer auf längeren Touren, sie sind auch echte Kult-Institutionen im Pott. Um sie zu feiern, gibt es den offiziellen Tag der Trinkhallen jedes Jahr im August. Und die lassen sich bestens mit dem Rad besuchen – 5 Touren haben die Veranstalter zusammengestellt: Trinkhallen-Radtouren.

Currywurst mit Pommes Schranke

Ursprünglich wurde die Currywurst zwar in Berlin erfunden, doch im Ruhrgebiet hat sich durch die vielen Arbeiter, die nach ihrer Schicht schnell noch etwas essen wollten, eine richtiggehende Imbisskultur entwickelt: an jeder Ecke findet man eine Wurst- oder Imbissbude, und jeder Einwohner des Ruhrgebiets kann wahrscheinlich seine favorisierte Currywurstbude in der Nähe benennen. Im Ruhrgebiet wird die Wurst, der schon Herbert Grönemeyer ein Lied widmete, extra scharf gegessen, und die traditionelle Beilage sind "Pommes Schranke", also Pommes mit Ketchup und Mayonnaise.

Halde Hoheward

Halden sind menschengemachte Hügel, die aus Schüttungen des Steinkohleabbaus entstehen. Die Halde Hoheward zwischen Herten und Recklinghausen ist eine der größten im Ruhrgebiet und mittlerweile komplett für die Öffentlichkeit freigegeben. Mit einem Himmelsobservatorium, einer Brücke in Form eines Drachen-Skeletts, einer Sonnenuhr mit einem riesigen Obelisken ist sie ein riesiger Abenteuerspielplatz – für Kinder und Erwachsene. Außerdem lockt eine über 6,5 km lange Mountainbike-Trasse der Kategorie Cross Country, die kaum nennenswerte Schwierigkeiten aufweist und somit von Jedermann befahren werden kann.

Radrevier Ruhrgebiet: Anreise

Wohl kaum eine Urlaubsregion ist so einfach zu erreichen wie das Ruhrgebiet. Die Metropolregion ist bestens angeschlossen ans Schienennetz der Deutschen Bahn und das Autobahnnetz. Große Hauptbahnhöfe mit überregionalen Verbindungen und Umsteigemöglichkeiten in alle Richtungen des Reviers gibt es etwa in Essen, Duisburg oder Dortmund. Mit den Flughäfen Düsseldorf und Dortmund ist auch die Anreise aus der Ferne gut machbar. Als Straßen führen dich unter anderem die Autobahnen A2, A3, A40, A42 und A52 ins Ruhrgebiet.

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Mehr Infos zu Radurlaub im Radrevier Ruhr

Die beste Plattform für Reisetipps im Ruhrgebiet ist Ruhr-tourismus.de. Dort gibt’s Eventtipps, Ausflugsvorschläge, sowie Hotel- und Gastro-Empfehlungen. Radler sind am besten bei den Tourenvorschlägen und Hinweisen zu Fahrradgeschäften, Verleihstandorten und E-Bike-Ladestationen bei Radrevier.ruhr aufgehoben.  © Bike-X

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