Ab wann müssen sündige Autofahrer eigentlich zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU)? Das ist nicht einheitlich geregelt und genau deshalb dem ADAC ein Dorn im Auge. Der größte Automobilclub in Europa fordert, dass die Verantwortlichen zukünftig bundesweit dieselbe Auffassung teilen.
Wer mit Alkohol am Steuer (oder auf dem Fahrrad) erwischt wird muss in vielen Bundesländern zum "Idiotentest", wenn er mehr als 1,6 Promille Restalkohol im Blut hat. In Baden-Württemberg, Bayern und Berlin geht es bereits ab Werten von mehr als 1,1 Promille zum Gutachter.
"Idiotentest": Innerdeutscher MPU-Tourismus
"Nach unserer Meinung führt die unterschiedliche Handhabung zu Rechtsunsicherheit, Ungleichbehandlungen und Vorbereitungsschwierigkeiten der Alkoholsünder", so Andreas Hölzel vom ADAC. Ein Beispiel: Ein Autofahrer, der in Bayern seinen Führerschein verliert, weil er etwa 1,4 Promille im Blut hat, muss, nachdem ein zweijähriges Fahrverbot abgelaufen ist, zur MPU. Aber nur, wenn er aus Baden-Württemberg, Bayern oder Berlin kommt. Für einen Alkoholsünder, der seinen Wohnsitz etwa in Niedersachsen hat, gilt diese Pflicht nicht. Experten nennen diese ungleiche Behandlung innerdeutschen MPU-Tourismus.
Der ADAC fordert daher den Gesetzgeber dazu auf, "die bestehenden Unklarheiten in der Fahrerlaubnisverordnung zu beseitigen und dabei auch den aktuellen Stand der Wissenschaft zu berücksichtigen".
Das ist die MPU
Dem ADAC zufolge, müssen jährlich rund 100.000 Kraftfahrer zum "Idiotentest". Eine MPU wird bei diversen schweren Verkehrsvergehen fällig. Wenn Autofahrer, nachdem ihre Sperrfrist abgelaufen ist, ihre erloschene Fahrerlaubnis wieder erlangen möchten, gilt es mitunter, die teuren Tests zu absolvieren. Sollten jedoch weiterhin Zweifel an der Fahreignung bestehen, wird der Führerschein einbehalten. In 44 Prozent der Fälle sind Alkoholdelikte für eine MPU verantwortlich, gefolgt von Fahrten unter Drogeneinfluss (20 Prozent), weiß der ADAC.
Abseits von Fahrten mit Alkohol und Drogen, kann eine MPU zudem erforderlich werden, wenn das Konto in der Flensburger Verkehrssünderkartei sieben oder mehr Punkte aufweist. Auch wer bestimmte Straftaten auf dem Buckel hat, muss gegebenenfalls zum "Idiotentest". Beispielsweise dann, wenn die Behörden einem eine zu hohe Aggressivität attestieren. Zu dieser Anordnung können auch Führerscheinanwärter gebeten werden, die erst 16 Jahre alt sind oder geistige und körperliche Einschränkungen haben. Je nach Grund der MPU schwanken die Preise zwischen 350 und 750 Euro, zuzüglich der Kosten für Drogentests (ab 100 Euro). © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
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