China ist das Schreckgespenst der deutschen Autoindustrie. Zeit, sich zurückzubesinnen, wie die chinesischen Autobauer so stark werden konnten, findet Digitalchefredakteur Gerd Stegmaier nach einem Gespräch mit Prof. Andreas Knie.

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In der Folge vom 10. Januar unseres Moove-Podcasts sprachen wir mit dem Mobilitätsforscher. Andreas Knie ist zwar Diplom-Politikwissenschaftler und hält eine Professur für Soziologie, hat aber über den Dieselmotor promoviert und mit dem Thema "Wankel-Mut in der Automobilindustrie. Anfang und Ende einer Antriebsalternative" habilitiert. An technischem Hintergrund fehlt es dem Gesellschaftswissenschaftler also nicht.

Ausgangspunkt unseres Gesprächs war Knies Aussage, Wolfsburg werde das neue Detroit. Zu Volkswagen hat Andreas Knie auch bei uns viel Kontroverses zu sagen. Ein Vorwurf: VW und andere deutsche Autobauer hielten sich immer noch für führend, obwohl chinesische Hersteller ihnen bei Elektroantrieb und Batterien längst enteilt seien. Laut Knie ein Überholvorgang mit langer Vorankündigung: China hätte die Deutschen bei der Antriebswende mit ins Boot genommen, mit Joint-Ventures, wie sie im Reich der Mitte üblich sind. Aber die Deutschen hätten E-Autos generell und die Idee der Chinesen im Speziellen zu lange belächelt und am Diesel als Zukunftsantrieb festgehalten.

Joint-Ventures mit China für Deutschland

Eine Zusammenarbeit hält der Professor nach wie vor für möglich – und vor allem für nötig. Genauso wie einen Kotau der deutschen vor den chinesischen Herstellern. Denn jetzt brauche man die Expertise der Chinesen so wie die Asiaten einst die der Europäer im eigenen Land. In China hat VW das bereits erkannt: Die Marke Volkswagen arbeitet mit Xpeng zusammen, um in China konkurrenzfähige E-Autos auf den Markt zu bringen, Audi kooperiert mit SAIC und hat bereits das erste Concept-Car vorgestellt. Die neue Marke für China heißt bezeichnenderweise – AUDI (in Versalien).

Aber Andreas Knie glaubt, eine solche Zusammenarbeit brauchen die Deutschen auch hierzulande: Man solle chinesische Firmen (nur) im Joint-Venture mit europäischen Autobauern oder Batterieherstellern Produktionsstätten in Europa aufbauen lassen. In der Tat kann man sich gut vorstellen, dass beispielsweise VWs Batteriefabriken in Salzgitter oder Spanien schneller erfolgreich Zellen und Akkus produzieren könnten, wenn BYD etwa mit seiner Erfahrung aus dem Bau eigener Giga-Factories beteiligt wäre.

Und wir müssen zugeben: Es ist unverzichtbar, dass mit einer Batteriefabrik von CATL in Thüringen (Spatenstich 2019) auch Know-how des weltweit größten Batterieherstellers in Deutschland landet. Denn wir haben bei der Zukunftstechnologie Batterie den Anschluss verloren. Das Debakel um das europäische Akku-Start-up Northvolt zeigt: Allein werden die Europäer es nicht schaffen.

Darum bleibt den Deutschen nichts anderes übrig, als vom hohen Ross zu steigen und die Chinesen um Hilfe durch Kooperation zu bitten.

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Moove-Podcast – Prof. Andreas Knie, WZB und DiMo

Mit Professor Andreas Knie haben wir in dieser sehr empfehlenswerten Folge des Moove-Podcasts noch über zahlreiche weitere Themen gesprochen: Die Zukunft der Mobilität und welche Rolle Autos, Robotaxis, die Bahn oder neue Autobahnen dabei spielen sowie über notwendige Disruption bei Volkswagen und den (mangelnden) Willen dazu. Das Gespräch hat das Potenzial, Sie aufzuregen, es ist aber auch aufregend im positiven Sinne – langweilig wird es jedenfalls nie.

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