KTM kämpft mit Überproduktion und Qualitätsproblemen. Ein Produktionsstopp in Mattighofen ist geplant, um Lagerbestände abzubauen. 300 weitere Mitarbeiter verlieren ihren Job. Gespräche mit Investoren laufen. Ob die Maßnahmen ausreichen, bleibt offen.
Stellenabbau wegen Überproduktion, Entlassungen, Verlagerung von Arbeitsplätzen nach China – schon seit Ende 2023 kommen solche Nachrichten von KTM. Bislang hatten die Manager im oberösterreichischen Mattighofen abgewiegelt und davon gesprochen, dass sich die aktuelle Finanzkrise des größten europäischen Motorradherstellers aus eigener Kraft bewältigen lasse. Doch Mitte November 2024 spitzt sich die Situation bei KTM, verursacht durch Überproduktion und Qualitätsprobleme, deutlich zu. Denn KTM braucht plötzlich Geld, viel Geld.
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KTM braucht Hunderte Millionen Euro
Am 12. November 2024 verschickte der Mutterkonzern Pierer Mobility eine Mitteilung, laut der KTM einen "dreistelligen Millionenbetrag" zur Überbrückung benötige. Dazu, so heißt es, liefen Gespräche sowohl mit der Kernaktionärin, der Pierer Bajaj AG, zu der der finanzkräftige indische Konzern Bajaj Auto gehört, als auch mit bestehenden Finanzgläubigern. Weiter schreibt Pierer Mobility: "Es wird angestrebt, für die Dauer dieser Gespräche mit den beteiligten Finanzgläubigern ein Stillhalteabkommen als Grundlage für die finanzielle Restrukturierung zu vereinbaren."
Weitere 300 Stellen bedroht
Aber schon zwei Tage später platzte am 14. November 2024 eine weitere Bombe: Gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten" kündigte KTM-Chef Stefan Pierer einen Produktionsstopp in Mattighofen an. Ziel sei es, durch Kurzarbeit und eine vorübergehende Einstellung der Fertigung teure Lagerbestände abzubauen. Erst im März 2025 solle KTM wieder neue Motorräder bauen, dann aber auch nur im Ein-Schicht-Betrieb. Die Maßnahme, so der KTM-Boss gegenüber der Zeitung weiter, werde rund 300 der 5.000 Mitarbeiter den Job kosten. Bereits im Laufe des Jahres 2024 baute KTM gut 500 Stellen, vorrangig in Forschung und Entwicklung ab.
Gerüchteküche EICMA
Eine Woche zuvor hatte auf der EICMA in Mailand nichts auf eine solche Zuspitzung der Krise hingedeutet, der Messestand von KTM barst vor Neuheiten. Gerüchte allerdings gab es zuhauf: So war von einem möglichen Einstieg von Red Bull bei KTM die Rede, ebenso von einem schnellen Verkauf der Marke MV Agusta nach China, nachdem KTM erst im Frühjahr 2024 die Mehrheit bei MV Agusta übernommen hatte. Wie es in Mattighofen weitergeht, ob es zu der nötigen Finanzspritze aus Indien kommen wird und ob die geplanten Maßnahmen ausreichen, um KTM wieder auf Kurs zu bringen, scheint derzeit völlig offen.
Fazit
KTM, der größte europäische Motorradhersteller, steht vor einer Finanzkrise. Aufgrund von Überproduktion und Qualitätsproblemen wird ein Produktionsstopp mitsamt Stellenabbau in Mattighofen angekündigt, der weitere 300 Mitarbeiter betrifft. Gespräche mit Investoren, darunter die Pierer Bajaj AG, sollen eine finanzielle Restrukturierung ermöglichen. Sicher ist: KTM benötigt schnell einen dreistelligen Millionenbetrag zur Überbrückung. © Motorrad-Online
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