Stellantis hat die Produktion des Leapmotor T03 eingestellt. Grund soll das Veto der chinesischen Regierung gegen eine Produktion in Polen sein.

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Die Kooperation zwischen dem europäischen Automobilkonzern Stellantis und dem chinesischen Elektrofahrzeughersteller Leapmotor galt bislang als wichtiger strategischer Schritt des Stellantis-Konzerns. Im Oktober 2023 investierte Stellantis rund 1,5 Milliarden Euro, um 20 Prozent der Anteile an Leapmotor zu erwerben. Diese Investition war nicht nur finanzieller Natur, sondern diente außerdem als Basis für die Gründung der gemeinsamen Joint Ventures Leapmotor International. Dieses wird mehrheitlich von Stellantis kontrolliert (51 Prozent) und soll die Fahrzeuge von Leapmotor außerhalb Chinas vermarkten und produzieren. Allerdings scheint diese Kooperation nicht ganz stolperfrei abzulaufen.

Ein zentraler Bestandteil dieser Zusammenarbeit war die Produktion des vollelektrischen Kleinstwagens Leapmotor T03 im Stellantis-Werk im polnischen Tychy, die im Herbst 2024 aufgenommen wurde. Bereits Ende März 2025 wurde diese Produktion jedoch überraschend wieder eingestellt. Wie ein Unternehmenssprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärte, prüfe man derzeit andere Produktionsmöglichkeiten für Leapmotor-Modelle in Europa. Die Entscheidung, den T03 nicht mehr in Polen zu bauen, sei Teil einer "laufenden Bewertung der europäischen Industriepräsenz".

China gegen Produktion in Polen – als Strafe

Hintergrund dieser Entscheidung sind nicht nur wirtschaftliche Überlegungen. Laut Informationen der Welt am Sonntag hatte die chinesische Regierung zuletzt ihre Unternehmen davor gewarnt, in EU-Mitgliedsstaaten zu investieren, die sich für höhere Einfuhrzölle auf chinesische Elektroautos ausgesprochen hatten. Polen zählt zu den Ländern, die eine solche Zollpolitik befürworten. Das könnte maßgeblich zur Entscheidung beigetragen haben, die Fertigung des T03 dort nicht weiterzuführen.

Doch auch produktstrategisch scheint sich ein Kurswechsel abzuzeichnen. Nach Recherchen von Reuters plant das Joint Venture vorerst keine Wiederaufnahme der T03-Produktion in Europa. Stattdessen liegt der Fokus nun auf neuen Modellen – insbesondere auf dem B10, einem kompakten Crossover-Modell, das ab 2026 außerhalb Chinas produziert werden soll. Als mögliche neue Fertigungsstandorte sind unter anderem Spanien im Gespräch – ein Land, das sich bislang bei der Debatte um Anti-Dumping-Zölle neutral verhalten hat.

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Der T03 wird nicht mehr gebraucht

Trotz des Rückschlags in Polen schreitet die Europa-Expansion von Leapmotor grundsätzlich voran. Bis Ende des Jahres sollten laut Angaben von Stellantis rund 200 Verkaufsstellen in Europa entstehen, bis 2026 sogar bis zu 500. Der T03 war in der Produktstrategie eigentlich als besonders preiswerte Alternative im Stellantis-Angebot vorgesehen. Der 3,6 Meter kurze Elektro-Mini sollte als Wettbewerber zum Dacia Spring platziert werden und nicht zuletzt helfen, die CO₂-Bilanz der Stellantis-Neufahrzeuge zu verbessern. Dieser spezielle Job ist allerdings nach der jüngsten Entschärfung der EU-Vorgaben nicht mehr so dringlich, wie es im Jahr zuvor noch erschien.  © auto motor und sport