Dieses 77 Jahre alte Boot-Auto wird im Februar 2025 in Paris als historisches Unikat versteigert – zu einem hohen Preis. Doch was hat der Kutter auf Rädern mit dem Erfinder des Bikinis zu tun?
Als Erfinder des ikonischen Badeanzugs, den er 1946 unter der Marke "Bikini" eintragen ließ, hatte Louis Réard eine weitere kluge Idee. Er wollte ein außergewöhnliches Werbefahrzeug schaffen. Das sollte dann durch Frankreich und Europa reisen, um den Bikini zu bewerben und eine emotionale Verbindung zwischen Strand, Freiheit und Automobil erzeugen.
Das Ergebnis war das "Yachtauto" – ein Boot auf Rädern, dessen Bau der berühmte Karosseriebauer Henri Chapron übernahm. Ursprünglich auf einem Hotchkiss-Chassis geplant, wurde schließlich ein Packard Super Eight-Chassis von 1937 gewählt, dessen kräftiger Achtzylindermotor die schwere Karosserie problemlos bewegen konnte.
Details wie an einem Fischkutter
Der Auto-Aufbau wurde wie eine Yacht gestaltet – mit vielen nautischen Details: ein schlanker Bug, Bullaugen, Festmacherklampen und sogar ein Mast, der in der Mitte des hinteren Cockpits aufgestellt war und die Farben von Louis Réard trug. Der Wagen wurde am 1. Oktober 1948 – ganz nach maritimer Tradition – mit Champagner getauft. Im Juni 1949 nahm er am Eleganzwettbewerb von Enghien-les-Bains teil und sorgte dort für Aufsehen.
In den späten 1940er- und 1950er-Jahren war das Yachtauto häufig auf Frankreichs Straßen unterwegs, etwa bei der Tour de France oder bei Touren entlang der Küstenstädte. Sowohl das Boot-Auto selbst als auch die Models, die auf den drei Ledersesseln im Fond Platz nahmen, um den Bikini zu präsentieren, zogen überall die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich. Für diese innovative Werbeidee wurde Réard mit dem ersten Preis des French Advertising Federation Cup ausgezeichnet.
30 freizügige Jahre im Erstbesitz
Bis Mai 1976 blieb der Packard im Besitz von Louis Réard, bevor er von Jacques Vincent, einem renommierten Sammler aus Var, erworben wurde. Nach den 1960er-Jahren verschwand das Yachtauto weitgehend aus der Öffentlichkeit und wurde erst 1987 auf dem Salon Rétromobile wieder gezeigt, bevor es erneut in den Hintergrund trat. Vincent behielt das Fahrzeug trotz zahlreicher Kaufangebote bis 2023.
Das Fahrzeug, das sich in einem bemerkenswerten aber unrestaurierten Erhaltungszustand befindet, hat alle charakteristischen Details bewahrt. Es wurde kürzlich wieder in Betrieb genommen, benötigt jedoch eine vollständige Überarbeitung, bevor es möglicherweise erneut auf eine Tour de France geschickt werden könnte. Laut Angaben des Auktionshauses "Artcurial" gab es in den vergangenen 70 Jahren viele Interessenten für das Museumsstück. Eine solche Gelegenheit zum Kauf ist also selten. Die Preisvorstellung hat es allerdings in sich. Sie liegt zwischen 250.000 und 350.000 Euro. © auto motor und sport
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