Die erste Crosssaison des neu gegründeten Peter Pane Nagel CX-Teams neigt sich dem Ende entgegen. Im ROADBIKE-Interview zieht Teammanager Sven Schreiber ein erstes Fazit – und gewährt Einblicke in das UCI-Cyclocrossteam.

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ROADBIKE: Sven, vielleicht zunächst zur Orientierung: Wer oder was ist das Peter Pane Nagel CX Team?

Sven Schreiber: Wir sind ein rein deutsches Profi-Cyclocrossteam mit einer UCI-Continentallizenz. Unser Hauptsponsor ist die bundesweite Restaurantkette Peter Pane. Darüber hinaus unterstützen uns die Radsportgeschäfte Nagel aus Nordrhein-Westfalen sowie Marken wie Bombtrack, Schwalbe, Abus oder Shimano-Importeur Paul Lange. So konnten wir zur Crosssaison 2024/25 das bereits bestehende Nagel CX-Team zum UCI-Cyclocrossteam der ersten Kategorie aufwerten.

Was treibt euch an?

Der Gedanke, junge Menschen zu fördern und mit ihnen gemeinsam sportliche Ziele zu erreichen, die sie ohne unsere Unterstützung nicht erreichen könnten, da eine Saison doch einen sehr großen finanziellen Aufwand bedeutet. Unser Antrieb ist es, hier zu unterstützen – ohne Leistungsdruck und mit Spaß.

Warum Cyclocross – was macht für Euch die Faszination aus?

Es ist in meinen Augen die spannendste Radsportdisziplin. Wenn nicht gerade Mathieu van der Poel am Start steht, ist völlig offen, wer gewinnt. Es zählt die Power, aber ebenso die Fahrtechnik. Dazu kommen Material und auch ein wenig Glück. Alle haben die Chance, gegen die großen Namen anzutreten. Und: Die Fans sind ganz nah an den Sportlern.

Wer sind Eure Fahrerinnen und Fahrer?

Wir haben sechs Sportler und eine Sportlerin im Team – alle sind sehr verheißungsvolle junge Talente. Kaija Budde ist 18 Jahre alt, kommt aus der Nähe von Bremerhaven und macht im Frühjahr ihr Abitur. Sie ist zusätzlich in der Triathlonnationalmannschaft und fährt dieses Jahr auch wieder Rennrad- und MTB-Rennen. Silas Koech ist 21 Jahre alt. Im Sommer fährt er für das Radteam Lotto Kernhaus und ist also Radprofi. Wir haben mit den Profimannschaften ein Abkommen, dass die Sportler in der Wintersaison bei uns Cyclocross fahren dürfen, in Absprache mit deren sportlichen Leitern. Silas wohnt in Radevormwald und trainiert im Bergischen Land. Er hat dieses Jahr auch als einziger deutscher Fahrer ein CX C2 Rennen gewonnen. Im Frühjahr wird er die Klassiker fahren. Max Oertzen ist 18 Jahre alt und macht zurzeit eine Ausbildung. Er ist dieses Jahr zu uns gekommen, weil er eines der größten deutschen Talente ist. Er hat in der U19 in der vergangenen Saison den CX-Klassiker in Koksijde gewonnen. Er wohnt in Hamburg und wird im Sommer Gravelrennen und Straße fahren.

Matteo Oberteicher aus Schloß Holte-Stukenbrock ist 23 Jahre alt und studiert zurzeit. Er war in den Jugendklassen einer der hoffnungsvollsten deutschen Crossfahrer, denn er ist ein technisch sehr guter Fahrer. Dann kam Corona, ihm fehlten die Wettkämpfe, und er fand kein Team. Er ist viel in Belgien gefahren und hat dort superviele Fans. Nach den Erfolgen in diesem Jahr, darunter viele Top 20-Platzierungen bei UCI-Rennen, möchte er für in der Saison 2025/26 noch mal voll angreifen. Im Sommer wird er ebenfalls Gravel- und Straßenrennen fahren. Jonas Köpsel ist 22 Jahre alt. Er ist meiner Meinung nach derzeit der Fahrer mit dem größten Talent in Deutschland. Das sage ich, weil er überhaupt erst seit drei Jahren richtig Rad fährt. In dieser Saison hat er leider durch einige Rückschläge nicht seine volle Leistung zeigen können, dennoch wurde er in Chemnitz bei den Deutschen Crossmeisterschaften Zweiter hinter Marcel Meisen. Er möchte über den Sommer nochmal angreifen, vor allem auf dem MTB, und sich fit für die kommende Crosssaison machen. Jonas kommt auch aus Radevormwald. Marco Oberteicher und Tim Neffgen haben uns leider nur am Anfang der Saison unterstützen können: Marco hatte ab November mit einer Knieverletzung zu tun, und Tim wurde beruflich ausgebremst.

Wie trainiert ihr?

Allein durch die unterschiedlichen Wohnorte sehr individuell. Alle Sportler haben Trainer. Ein Trainer ist zum Beispiel Stefan Nüsser aus Burscheid. In seinem Trainingsinstitut SNDC in Burscheid werden die Jungs auch immer getestet und bekommen ihre Trainingspläne. Kaija Budde wird von einem Trainer von der Sporthochschule in Münster trainiert. Die Rennplanung und das spezielle CX-Fahrtechniktraining wird von mir selbst durchgeführt. Als ehemaliger MTB- und Enduro-Profi kann ich der Jugend noch viel zeigen (grinst). Ebenso spreche ich mit den Sportlern die Renneinsätze ab.

Bei welchen Rennen startet ihr?

Wir haben den Bombtrack NRW – Cross Cup als Vorbereitung genutzt. Dies ist meiner Ansicht nach die beste deutsche Rennserie, zusätzlich zu den Rennen in Bad Salzdetfurth und Bensheim. Dann sind wir als UCI-Team verpflichtet, an allen Rennen des Weltcups teilzunehmen. Wir waren so auch in Sizilien vor Ort, wo das Rennen kurzfristig wegen eines Sturms abgesagt werden musste. So was reißt leider ein ziemlich großes Loch in die Team-Kasse... Ebenso starten wir noch bei den belgischen Rennserien X20-Trofee und Superprestige. Man kann sagen, wir sind bei allen wichtigen Rennen am Start.

Die Cyclocrossrennen finden hauptsächlich in Belgien und den Niederlanden, manche Weltcups aber auch in Irland, Spanien oder Frankreich statt – wie muss man sich das ganz praktisch vorstellen? Wann trefft Ihr Euch, wie kommen die Athleten da hin, was für eine Infrastruktur habt Ihr als Team?

Wir haben über unseren Sponsor einen Werkstatt-Transporter. Dieser geht immer mit dem Material auf die Reise. Wir sind in der glücklichen Lage, über verschiedene Wohnmobile verfügen zu dürfen, die von den Betreuern zu den Rennen gefahren werden. Zu den weit entfernten Rennen fliegen die Sportler natürlich. Eine Herausforderung ist, wenn – wie dieses Jahr – an einem Tag Weltcup ist in Frankreich und einen Tag später die Nacht von Diegem stattfindet. Dann heißt es schnell alles packen und zurück nach Belgien. Es war ein richtiger Konvoi mehrerer Teams, die zusammen zurückgefahren sind! Wir versuchen immer, in Appartements unterzukommen, damit wir als Team zusammen essen und uns austauschen können. Tagsüber werden die Sportler häufig in den Wohnmobilen verpflegt, um rechtzeitig ihre Kohlehydrate aufnehmen zu können. In der Zeit zwischen dem ca. 20. Dezember und dem 4. Januar findet fast jeden Tag in Belgien oder den Niederlanden ein wichtiges Cyclocrossrennen statt – diese Zeit wird Kerstperiode genannt und ist neben den Cyclocross-Weltmeisterschaften fast die wichtigste Zeit der Saison. Wir bleiben dann oft vor Ort – also keine Weihnachten zu Hause unterm Baum…

Wie finanziert sich das Team, über was für ein Budget verfügt Ihr, wie steht Ihr im Vergleich zu anderen Teams da?

Das Team finanziert sich über Sponsoren. Und über eine wahnsinnige Power und unermüdlichen Einsatz einiger Personen. Ich muss hier die Namen Isa Ecks, Manuel Schürholz, Heike Mindermann und Gunnar Koech sowie meine Frau Nicole nennen. Ohne diesen Einsatz wäre es nicht möglich! Unser Dank geht auch an Bombtrack und Shimano. Würden wir das Material nicht zur Verfügung gestellt bekommen, wäre eine solche Saison nicht finanzierbar. Genaue Budgets, auch im Vergleich zur Konkurrenz kann ich nicht nennen.

Stichwort Material, das ja beim Cyclocross von entscheidender Bedeutung ist: Womit seid ihr unterwegs, wie viele Räder haben eure Fahrerinnen und Fahrer, kümmern die sich selbst darum oder gibt es Mechaniker?

Die Räder bekommen wir von Bombtrack. Es ist das Modell Tension C – eines von wenigen echten Crossrädern, die noch produziert und auch weiterentwickelt werden. Alle unserer Sportler, die auf dieses Rad umgestiegen sind, sind begeistert. Es ist super-wendig, und wir haben eines der leichtesten Räder im gesamten Weltcup-Feld: Je nach Ausstattung wiegen die Bikes etwa sieben Kilo, was im CX-Sport schon eine echte Ansage ist. Bei den Weltcups haben wir immer wenigstens einen Mechaniker dabei. Zu Hause kümmern sich die Fahrer selber um ihr Material. Als übergeordneter Materialwart kümmert sich Silas Koech um die Räder, da er neben seiner Profi-Karriere noch eine Ausbildung zum Zweirad-Mechatroniker absolvieren konnte.

Wie ist es für eure Sportlerinnen und Sportler bei Weltcups wie dem in Zonhoven an der Startlinie zu stehen mit Stars wie Ceylin del Carmen Alvarado oder Mathieu van der Poel?

Es ist auf jeden Fall für alle etwas Besonderes, im Weltcup mit den Stars an den Start gehen zu können und vor allem in den Niederlanden und Belgien die Begeisterung der Fans an der Strecke aufzusaugen. Im Rennen fokussiert sich natürlich jeder Sportler auf sich. Für mich als Teammanager ist es toll zu sehen, dass zum Beispiel Kaija in Dendermonde in der Elite Frauen unter die Top 30 fahren kann, was in der U23 den 10. Platz bedeutete!

Bei den Deutschen Meisterschaften am Wochenende in Chemnitz habt ihr mit Kaija Budde im U23-Rennen der Frauen und mit Jonas Köpsel im Rennen der Männer Elite zwei Silbermedaillen eingefahren. Wie fällt das Fazit der nationalen Meisterschaften aus?

Mit den Erfolgen von Kaija und Jonas bin ich zu 200 Prozent zufrieden! Sina van Thiel, die in der U23 vor Kaija den Titel geholt hat, ist drei Jahre älter und seit Jahren MTB-Profi. Das Ergebnis war so zu erwarten, also alles gut. Auch bei Jonas war es eigentlich von vornherein klar, dass es "nur" um "Best of the rest" hinter Marcel gehen würde. Dass Jonas so gut war trotz einer Grippe kurz zuvor, zeigt, was für ein Potenzial er hat. Aus unserer Sicht war sehr schade, dass Max Oertzen im U23-Rennen in Führung liegend in der letzten halben Runde gestürzt ist und sich das Schaltwerk verbogen hat. Er war der absolut Schnellste auf der Strecke und hat so leider den Titel verschenkt.

Wie fällt allgemein das Fazit aus, jetzt, wo sich eure erste Crosssaison als Profiteam langsam ihrem Ende nähert?

Wenn man weiter kommen möchte, geht es im Cyclocross nur über die Rennen in Belgien und den Niederlanden. Wir müssen einfach danke sagen an unsere Unterstützer! Wir haben gezeigt, dass es ohne großes Budget geht, gute Leistungen zu erzielen. Das wollen wir 2025/26 noch einmal steigern. Es bleibt spannend!

Wo soll die Reise langfristig für euch hingehen, welche Entwicklung erhofft Ihr euch für das Team?

Wir würden sehr gerne deutsche Nachwuchs-Talente für Olympia fördern. 2030 soll Cyclocross ja im Rahmen der Winter-Olympiade stattfinden. Hierfür kann man mit der Förderung nicht früh genug beginnen. Ein weiteres Ziel ist es, weiter als UCI-Team fahren zu können. Ohne den Status als UCI-Team ist es schwierig bis unmöglich, an den großen Rennen teilzunehmen. Wie dies alles umsetzbar sein wird, hängt natürlich vom Budget ab, das wir zur Verfügung haben werden. Ich versuche gerade die Sponsoren für die Saison 25/26 zu finden. Radsport Nagel wird als Co-Namensgeber nicht mehr dabei sein. Leider ist die Radbranche wie die Wirtschaft allgemein gerade unter Druck. Der Radsport bietet aber große Sichtbarkeit für vergleichsweise kleines Geld. Wenn es Enthusiasten gibt, die bei uns einsteigen möchten, freuen wir uns. Infos und Kontaktmöglichkeiten finden sich auf unserer Website.

Alles Gute dafür und vielen Dank für das Gespräch!

Ursprüngliche Meldung zur Teamgründung vom 7. September 2024

Das Peter Pane Nagel CX Team startet motiviert in seine erste Saison als UCI-Cyclocrossteam – und will den deutschen Nachwuchs fördern.

Wenn an diesem Samstag in Bensheim der erste Startschuss fällt zur Cyclocross Bundesliga powered by BikeBeat, steht auch ein neues deutsches UCI-Cyclocross-Team der Kategorie 1 am Start: das Peter Pane Nagel CX Team. Als eins von zwei deutschen UCI-Teams – neben der seit einigen Jahren bestehenden Mannschaft Heizomat p/b Herrmann um die ehemalige deutsche Meisterin Judith Krahl – hat sich das Peter Pane Nagel CX Team ein hochkarätiges Wettkampfprogramm vorgenommen: Geplant sind Starts bei allen Weltcup-Rennen, der X2O-Badkammers Trofee in Belgien, vereinzelten Läufen der Exact Cross- und Superprestige-Rennserien sowie der deutschen Cyclocrossbundesliga und teilweise beim Bombtrack NRW-Cross-Cup.

Für das neue Peter Pane Nagel CX Team fahren die amtierende deutsche U19-Meisterin Kaija Budde und der 18-jährige Max Heiner Oertzen, der im letzten Jahr das UCI-Cyclocrossrennen der Junioren im schwedischen Varberg gewinnen konnte. Im Peter Pane Nagel CX Team treffen Budde und Oertzen unter anderem auf ihre Nationalmannschaftskollegen Silas Köch und Jonas Köpsel: Alle vier starteten im Februar bei der Cyclocross-WM im tschechischen Tabor. Mit Luca Harter wechselt zudem ein Sieg- und Top-Ten-Garant vom Stevens Racing Team zu Peter Pane Nagel CX: Nicht weniger als 11 Siege und 29 Platzierungen sammelte der 21-Jährige 2024 im Gelände und auf der Straße. Das Team komplettieren Tim Neffgen und die Brüder Matteo und Marco Oberteicher.

Das Team wurde ursprünglich von Gisela Nagel gegründet, früher selbst aktive Radsportlerin und Pionierin des deutschen Frauenradsports. Als Inhaberin erfolgreicher Radsportgeschäfte in Nordrhein-Westfalen unterstützt sie schon länger Radsporttalente, im Vorjahr fuhr das Team als Renngemeinschaft Nagel CX-Team. Mit der Restaurantkette Peter Pane, aber auch Ausrüstern wie Bombtrack, Schwalbe, Abus oder Shimano-Importeur Paul Lange wurden wichtige Sponsoren gefunden, was die Aufwertung zum UCI-Cyclocrossteam der ersten Kategorie möglich machte.

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Ziel des Teams ist es, deutsche Cyclocross-Nachwuchstalente professionell zu fördern – nicht zuletzt mit Blick auf die Olympischen Spiele 2030, bei denen voraussichtlich erstmals auch Medaillen im Cyclocross vergeben werden. Zur Teaminfrastruktur zählen unter anderem drei Camper, um bei den vielen internationalen Rennen anreisen und starten zu können. Über die Entwicklungen des Teams kann man sich auf dessen Instagram-Kanal informieren.  © Bike-X

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