Immer mehr Politiker stellen das auf EU-Ebene geplante Verbrenner-Aus ab 2035 infrage. Ein Wirtschaftsforscher fordert nun: Die Regelung muss bleiben!

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Es ist eigentlich längst beschlossen: Am 28. März 2023 hatte die EU entschieden, dass nach 2035 in den EU-Staaten nur noch Pkw neu zugelassen werden dürfen, die nicht mit herkömmlichem Diesel oder Benzin fahren. Diese Regelung, die gemeinhin nicht ganz passgenau als "Verbrenner-Verbot" bekannt ist, wird seitdem heftig kritisiert. Insbesondere aus der Autoindustrie, aber auch aus der Politik. Angesichts wirtschaftlich schwächelnder Autokonzerne, hervorgerufen unter anderem von einem bröckelnden E-Auto-Absatz, fordern immer mehr Politiker – vor allem aus dem konservativen und liberalen Lager – eine Abschaffung der abgesegneten Regelung. Nicht nur aus Deutschland, auch international werden entsprechende Rufe immer lauter.

Video: Der Kompromiss für E-Fuels und Verbrenner erklärt

Es gibt aber auch Stimmen, die das EU-Verbrenner-Verbot (siehe Video) verteidigen. Die Forderung, daran festzuhalten, kommt nun sogar aus überraschender Richtung: Von den Münchner Wirtschaftsforschern des Ifo-Instituts, die sonst nicht dafür bekannt sind, laut für Verbote zu trommeln. Dennoch sagt Oliver Falck der "Neuen Osnabrücker Zeitung", dass es nun wichtig sei, "an den Flottengrenzwerten und dem Zulassungsverbot neuer Diesel und Benziner ab 2035 festzuhalten".

Klarheit schaffen, statt Unsicherheit zu schüren

Der Leiter des ifo-Zentrums für Industrieökonomie und neue Technologien sieht den aktuellen Nachfrageeinbruch bei Elektroautos nicht nur der mangelnden konjunkturbedingten Nachfrage oder dem unattraktiven Angebot geschuldet. Die Situation habe "auch viel mit Unsicherheit bei den Kunden zu tun, wie es mit der Elektromobilität weitergeht". Zu dieser Unsicherheit trage das aktuelle politische Gezerre um eine Rücknahme des Verbrenner-Aus und eine Aufweichung der CO₂-Vorgaben erheblich bei. Hielte die EU dagegen an ihrer beschlossenen Regelung fest, würde sie Klarheit für Investitionen schaffen. Das sei auch deshalb wichtig, da an der Transformation auf lange Sicht ohnehin kein Weg vorbeiführe.

Ein Aufschub des Verbrenner-Verbots wäre für die europäische Autoindustrie auch aus einem anderen Grund nicht zielführend: Auf dem wichtigen Markt in China bleibt die Nachfrage nach E-Autos weiterhin hoch. Deshalb müsse auch in Europa am Hochlauf der E-Mobilität unbedingt festgehalten werden, so Falck. "Jetzt die Regelungen wieder zurückzunehmen und neue Unsicherheit zu schaffen, würde die Lage der deutschen Autoindustrie noch schwieriger machen", so der Wirtschaftsforscher. Denn die zweigleisige Strategie, parallel Verbrenner und Elektroautos zu bauen, lohne sich auf Dauer nicht, weil in der Produktion nicht mehr genügend Größenvorteile realisiert werden könnten.

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Ifo-Forderungen an die Politik

An die Politik stellt Falck weitere Forderungen: "Sie muss ihre Hausaufgaben machen und insbesondere Planbarkeit bei der Energiewende schaffen, den Ausbau und die Digitalisierung der Stromnetze vorantreiben", sagte Falck. Das Hochfahren der Elektromobilität, die Energiewende und der intelligente Ausbau der Netze müssten Hand in Hand gehen. Darüber hinaus müsse sich Europa unabhängiger von kritischen Rohstoffen machen, die für Batterien und Elektromotoren gebraucht würden – etwa durch eine noch konsequentere Wiederverwendung von gebrauchten Rohstoffen.

Hinweis: In der Fotoshow zeigen wir Ihnen Deutschlands aktuell meistverkaufte Elektroautos.  © auto motor und sport

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