Preis-Hammer beim iPhone X: Apple hat sein neues Super-Smartphone auf der Keynote im Steve Jobs Theater vorgestellt und ordentlich an der Preisschraube gedreht. Für die etwas kleinere Geldbeutel wirft der Konzern zwei iPhone 8 auf den Markt. Und auch in Sachen Apple Watch und Apple TV hatte Apple-Chef Tim Cook Nachrichten im Gepäck.
Apple will mit einem radikal erneuerten iPhone einen neuen Standard im Smartphone-Geschäft setzen. Beim iPhone X (gesprochen: "iPhone ten", dt. "iPhon zehn") füllt der Bildschirm nun den Großteil der Frontseite aus. Und das hat Konsequenzen. Der Home-Button und der darin integrierte Fingerabdruck-Scanner wurden durch Gesichtserkennung abgelöst.
Apple dreht beim iPhone X ordentlich an der Preisschraube - Release erst im November
Zudem dreht Apple beim iPhone X ordentlich an der Preisschraube: Mit einem Startpreis von 1.149 Euro (999 Dollar in den USA) ist es deutlich teurer als bisherige iPhones. Der Release des neuen iPhone X ist auch später als gewohnt: Erst Anfang November kommt es auf den Markt.
Zu den technischen Daten: Im Phone X (hier noch einmal der Ticker zur Keynote in der Nachlese) findet ein Display mit einer Diagonale von 5,8 Zoll - mehr als beim aktuellen Plus-Modell - in einem Gehäuse Platz, dass nur unwesentlich größer ist als das aktuelle "kleine" iPhone 7. Auch andere Smartphone-Anbieter setzen darauf, möglichst ohne Bildschirmränder auszukommen. Designs in diese Richtung stellten unter anderem der chinesische Smartphone-Aufsteiger Xiaomi, Weltmarktführer Samsung und das Start-up Essential von Android-Erfinder Andy Rubin vor. Zugleich sagte Apple-Chef Tim Cook, das iPhone X solle die Marschrichtung für die Branche für das nächste Jahrzehnt vorgeben - vor zehn Jahren hatte das erste iPhone den Grundstein für das heutige Smartphone-Geschäft gelegt.
Mit dem größeren Display ist kein Platz mehr für den gewohnten Home-Button, mit dem man aus jeder Anwendung in das Hauptmenü mit den App-Symbolen zurückkehren konnte. Für diese Funktion wischt man jetzt stattdessen mit dem Bildschirm vom unteren Bildschirmrand hoch.
Face ID ersetzt Funktion des Home-Button
Die Gesichtserkennung Face ID ist mit mehreren verschiedenen Sensoren dreidimensional, damit die Technologie nicht etwa mit einem Foto ausgetrickst werden kann. Samsung musste hämische Kommentare einstecken als das Journalisten bei einem Modell gelang.
Die Apple-Software passe sich auch an Veränderungen des Gesichts an - etwa wenn der Nutzer sich einen Bart wachsen lasse, sagte Marketingchef Phil Schiller bei der Präsentation im neuen Hauptquartier in Cupertino. Die Daten werden mit Hilfe künstlicher Intelligenz direkt auf dem Gerät ausgewertet. Das dürfte auch Datenschützer freuen: Schiller betonte, dass die Daten nicht auf Servern gespeichert würden. Damit würde beispielsweise in Deutschland der strenge Datenschutz greifen und nicht durch US-Gesetze ausgehebelt werden können.
Dank der Analyse soll das Telefon den Nutzer auch mit verschiedenen Frisuren und zum Beispiel mit und ohne Brille erkennen.
Bezahlen mit dem Gesicht nun möglich
Die Gesichtserkennung ersetzt den Fingerabdruck-Scanner nicht nur zur Entsperrung der Telefone, sondern unter anderem auch für das Bezahlsystem Apple Pay. Ein verspielter Nebeneffekt der Technologie sind animierte Emoji, die in Echtzeit die Mimik des Nutzers übernehmen. Außerdem erlauben die Sensoren, die das Display für einen schmalen Streifen am oberen Bildschirmrand unterbrechen, bessere Selfies.
Das iPhone X kann kabellos aufgeladen werden und ist mit drahtlosen Ladegeräten des Qi-Standards kompatibel. Die Version mit mehr Speicher kostet 1.319 Euro.
iPhone 8 und iPhone 8 Plus: Rücken aus Glas, kabelloses Laden möglich
Zudem gibt es eine Weiterentwicklung der iPhones im bisherigen Format - die Modelle iPhone 8 und 8 Plus in den beiden Größen mit bisherigen Abmessungen. Sie bleiben äußerlich weitgehend beim noch 2014 eingeführten Design, bekamen aber unter anderem wie gewohnt deutlich leistungsfähigere Chips und Kameras. Auch sie können kabellos aufgeladen werden. Das iPhone 8 hält in etwa das Preisniveau bisheriger Modelle und kommt im September auf den Markt.
Die Verzögerungen beim iPhone X waren nach Medienberichten zwar bereits erwartet worden. So schrieb das "Wall Street Journal", ein missglückter Versuch, den Fingerabdruck-Scanner direkt ins Display zu integrieren, habe die Produktion um einen Monat zurückgeworfen. Dennoch war der Start erst im November eine unangenehme Überraschung für die Anleger: Die Aktie dreht nach Bekanntgabe des Termins ins Minus und verlor im späten US-Handel zeitweise ein Prozent.
Das iPhone ist das wichtigste Apple-Produkt und bringt über die Hälfte der Erlöse des Konzerns ein. Während rund 85 Prozent der Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android laufen, landet bei Apple dank der hochlukrativen iPhones der Großteil der Gewinne der gesamten Branche.
Apple Watch Series 3 - Computer-Uhr nabelt sich vom iPhone ab
Als weitere Neuerung macht Apple seine Computer-Uhr Apple Watch Series 3 mit einem Mobilfunk-Anschluss unabhängiger vom iPhone. Die dritte Generation des vor rund zweieinhalb Jahren gestarteten Apple Watch kann nun direkt ins LTE-Datennetz gehen. "Das war unsere Vision von Anfang an", sagte Apple-Manager Jeff Williams. Dabei soll man auch auf der Uhr unter der Telefonnummer des Handys erreichbar sein. In Deutschland wird dieser Service laut Apple vorerst exklusiv nur für Telekom-Kunden nutzbar sein.
Dabei sei die zusätzliche Technik im Gehäuse mit unveränderter Größe untergebracht worden, betonte Williams. Dafür seien zum Beispiel die Antennen direkt ins Display integriert worden. Eine umprogrammierbare SIM-Karte für den Mobilfunk-Anschluss wurde fest im Gerät verbaut. Williams demonstrierte die Funktion mit einem Anruf auf der Uhr einer Mitarbeiterin, die gerade mitten auf einem See paddelte.
Die Apple Watch war seit dem Start im Frühjahr 2015 die bestverkaufte Computer-Uhr. Jetzt sei sie auch die Nummer eins unter den Uhrenmarken insgesamt, sagte Apple-Chef Cook. Offen blieb dabei, ob nach Stückzahlen, oder - wahrscheinlicher - nach Umsatz. Der Konzern nennt weiterhin keine Verkaufszahlen.
Die Apple Watch wird zudem mehr Informationen zum Puls anzeigen und die Nutzer warnen, wenn der Herzschlag zu schnell ist. Daten des Geräts sollen zudem im Rahmen einer Studie helfen, Herzrhythmus-Störungen zu erkennen.
Wie erwartet wurde auch die neue Version der Fernsehbox Apple TV vorgestellt, die schärfere Videobilder in 4K-Auflösung unterstützt. (dpa / mgb) © dpa
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