Hannover/Berlin (dpa) - Die Bundesregierung setzt für den digitalen Wandel stärker auf Start-ups. Das Bundeswirtschaftsministerium und die staatliche Förderbank KfW starteten einen Investitionsfonds von 225 Millionen Euro für Firmen in der frühen Wachstumsphase.

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Auf der CeBIT in Hannover forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel mehr Tempo beim Umbau der Wirtschaft in Europa ein. "Die Zeit drängt", sagte sie bei ihrem traditionellen Rundgang auf der Technologiemesse am Dienstag. Die Verschmelzung heutiger Angebote mit dem Internet müsse schneller kommen - denn das Potenzial für mehr Effizienz sei groß.

Nach den Plänen des Bundes sollen expandierende Unternehmen zudem leichter an Wagniskapital über Fondsinvestoren kommen. Dafür stehen weitere 500 Millionen Euro aus dem Europäischen Investitionsfonds (EIF) sowie dem ERP-Sondervermögen des Bundes bereit. Das Finanzierungsangebot für innovative Firmen solle so erweitert und mehr privates Kapital mobilisiert werden, erklärte das Wirtschaftsministerium in Berlin. Damit werde der Standort Deutschland für Wagniskapital attraktiver.

Der deutsche Wagniskapitalmarkt gilt - gemessen an der Wirtschaftskraft - als zu klein. In Deutschland werden dem Vernehmen nach nur 0,02 Prozent des Bruttoinlandsprodukts investiert. Seit etwa zwei Jahren bleibe die Zahl von 160 000 Unternehmensgründungen pro Jahr konstant - nach einem deutlichen Abwärtstrend in den Vorjahren, hieß es auf der Technologie-Messe CeBIT in Hannover.

Dort startete das Wirtschaftsministerium zudem einen neuen Gründerwettbewerb. Start-ups, die mit Hilfe von modernen Technologien ihre Ideen realisieren, sollen mit Preisgeldern von bis zu 600 000 Euro sowie Beratung unterstützt werden. Jährlich sind zwei Wettbewerbsrunden geplant. Zusätzlich wolle das Ministerium Sonderpreise zu Themen der Digitalen Agenda ausschreiben. Im Fokus stehen vor allem keine Unternehmen, die sich noch in der Startphase befinden. Gerade diese hätten häufig Schwierigkeiten, die Finanzierung sicherzustellen, sagte Projektleiter Wolfram Groß.

Der Cloud-Experte Salesforce sieht bei vielen deutschen Mittelstandsunternehmen einen Generationen-Umbruch. Das könne ein großer Vorteil sein: Die Jungen würden in diesem Fällen den Digitalisierungsgedanken in die Unternehmen tragen. "Das muss aber auch mit Veränderungsprozessen bei den Menschen einhergehen", erklärte Salesforce-Deutschland-Chef Joachim Schreiner auf der Messe. Es gebe aber noch viel Beratungsbedarf. Am Dienstag kündigte Salesforce dafür auch eine Kooperation mit dem deutschen Lösungsanbieter Fujitsu Technology Solutions an. Das 1999 gegründete Unternehmen ist vor allem mit mittelständischen Kunden groß geworden.

Salesforce sieht sich mit seinen modularen Angeboten von Cloud-Diensten als Partner des Mittelstandes. Viele Unternehmen säßen derzeit in einer "Digitalisierungskrise", sagte Schreiner. Es gelte, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. In der Fertigung etwa hätten deutsche Unternehmen bereits eine gute Reputation. "In Sachen Digitalisierung liegt Europa jedoch nicht gerade vorn."

Die zunehmende digitale Vernetzung von Wirtschaft und Gesellschaft ist ein zentrales Thema der diesjährigen CeBIT. Die Messe wurde zuletzt stark auf Fachbesucher ausgerichtet, deswegen geht es in Hannover noch bis Freitag vor allem um Produkte für Unternehmen. Deutsche-Telekom-Chef Timotheus Höttges kündigte bei Merkels Messe-Rundgang an, der Bonner Konzern wolle sein Rechenzentrum in Biere bei Magdeburg um das Anderthalbfache ausbauen. Aus dem Zentrum werden Cloud-Dienste für Firmen angeboten.  © dpa

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