Facebook sieht sich im Skandal um Cambridge Analytica selbst als Opfer, doch die öffentliche Meinung ist so einhellig gegen das Online-Netzwerk wie selten zuvor. Und von Mark Zuckerberg fehlt jede Spur.
Facebook stand schon sehr oft in der Kritik von Datenschützern und Politikern - und erholte sich wieder davon.
Doch jetzt stürzt ein Skandal um die Datananalyse-Firma aus dem Wahlkampf von
Facebook selbst sieht sich als Opfer eines Betrugs - doch es ist alles andere als Sympathie, die dem weltgrößten Online-Netzwerk entgegenschlägt.
Politiker auf beiden Seiten des Atlantik setzen zu einer härteren Regulierung an. Anleger stoßen Facebook-Aktien ab.
Front gegen Plattform: Lösche Facebook
Bei Twitter macht der Hashtag "#deletefacebook" (lösche Facebook) die Runde. Er wurde unter anderem von WhatsApp-Mitgründer Brian Acton aufgegriffen, der den Messaging-Dienst für rund 22 Milliarden Dollar an Facebook verkauft hatte und bis vor kurzem auch noch dort beschäftigt war.
Das sind Zeichen dafür, dass die öffentliche Stimmung so einhellig gegen Facebook ist wie vielleicht noch nie zuvor.
Die Soziologin Zeynep Tufekci schreibt in der "New York Times" von "Facebooks Überwachungsmaschine". Der frühe Facebook-Investor Roger McNamee warnt, wenn die Firma nicht reagiere, würden sich Nutzer abwenden. Das könne die Plattform "dauerhaft bedrohen".
Warton-Professor Michael Useem sieht einen "katastrophalen Moment" für das Netzwerk.
Von Gründer und Chef Mark Zuckerberg war in der Krise zunächst tagelang nichts zu hören. Am Mittwoch übte er sich in einem Facebook-Eintrag in Demut: "Wir haben die Verantwortung, Ihre Daten zu schützen - und wenn wir dies nicht können, verdienen wir es nicht, Ihnen zu dienen." Facebook habe Fehler gemacht und werde die Daten künftig besser schützen. Eine ausdrückliche Entschuldigung gab es nicht.
Dabei konnte die Facebook-Führung noch bis vor kurzem glauben, dass der Fall Cambridge Analytica ausgestanden sei. Was passierte, ist schnell erzählt.
Die Firma, die unter anderem für Trump aktiv war, suchte nach Nutzer-Daten für gezielte politische Werbung. Und zwar mit dem Ansatz, dass verschiedene Persönlichkeitsgruppen unterschiedlich beeinflussbar seien.
Daten an Cambridge Analytica weitergeleitet
Aber wie kommt man an so etwas heran, wenn Facebook es nicht verkauft? Indem man sich die Informationen von den Nutzern selbst geben lässt.
Also setzte ein britischer Professor eine Facebook-App mit einer Umfrage auf, bei der Nutzern am Ende ihr psychologisches Profil versprochen wurde. Rund 270.000 Mitglieder luden sich nach Angaben von Facebook die Umfrage herunter.
Was sie nicht wussten: Ihre Daten gingen direkt an Cambridge Analytica für die Erstellung psychologischer Profile. Und nebenbei auch noch Profildaten ihrer Facebook-Freunde, wie zum Beispiel "Likes" und Interessen.
Den Nutzern war das nicht bewusst. Facebook schränkte solchen Schnittstellen-Zugriff auf Freundes-Profile bereits 2015 ein.
Als das Online-Netzwerk über Medienberichte im selben Jahr Wind von der Aktion der Datenanalytiker bekam, wurde ihnen auferlegt, die Informationen zu löschen. Und Facebook gab sich mit der Zusicherung zufrieden, dass dies geschehen sei. Die Sache schien geregelt.
Und Zuckerberg? - Schweigt.
Doch zum vergangenen Wochenende wurde klar, dass einer der Beteiligten, der Datenanalytiker Christopher Wylie, sich seine Sünden von der Seele reden will.
Dabei kam unter anderem die schockierende Zahl von 50 Millionen betroffenen Nutzern auf. Der Zeitung "Guardian" zufolge gerieten im Schnitt mindestens 160 weitere Facebook-Mitglieder pro Umfrage-Teilnehmer in den Datenpool von Cambridge Analytica.
Die Reaktion von Facebook machte alles noch schlimmer. Das Online-Netzwerk versuchte, noch vor den Medienberichten die Initiative zu übernehmen, und sperrte Cambridge Analytica von der Plattform aus.
Doch das beruhigte die Aufregung nicht. Zuletzt hieß es bei der Website Axios,
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.