Für die Wirtschaftspresse ist es die Sensationsnachricht des Tages: Insgesamt 19 Milliarden US-Dollar will Facebook-Gründer Mark Zuckerberg in die Übernahme von WhatsApp investieren. Die Summe setzt sich aus Aktienanteilen, Geldmitteln und Übernahmekosten für Personal, Inventar und Grundkapital zusammen. Experten sprechen von der größten Wertschöpfung bei der Übernahme eines Unternehmens in der gesamten US-amerikanischen Wirtschaftsgeschichte. Hier sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Übernahme.

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Was ist WhatsApp?

WhatsApp ist eine Anwendungssoftware für Smartphones zum Verschicken von Textnachrichten, Fotos und Videos. Der Service ist gratis beziehungsweise mit einer kleinen Jahrespauschale meist kostengünstiger als das Versenden von SMS. Eine WLAN-Verbindung genügt. Nach offiziellen Angaben sollen monatlich über 450 Million Nutzer weltweit über WhatsApp kommunizieren, 70 Prozent davon täglich. Nach Berechnungen der US-Amerikanischen Zeitschrift "The Atlantic" bedeutet das im Schnitt 315 Millionen WhatsApp-Nutzer pro Tag. In den USA ist die App allerdings nicht so populär wie zum Beispiel in Brasilien, Indien, Südafrika und Indonesien. Das Startup WhatsApp Inc. wurde 2009 von den ehemaligen Yahoo-Ingenieuren Jan Koum und Brian Acton in Santa Clara, Kalifornien, gegründet. Es besteht aus 55 Mitarbeitern.

Wieso gibt Facebook 19 Milliarden für eine App aus?

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg scheint mit dem Kauf eine Strategie zu verfolgen: Sicherung der Nutzerzahlen (nach aktuellen Angaben 556 Millionen mobile Facebook-Nutzer pro Tag) und Wachstum des sozialen Netzwerks. Dem hauseigenen Messenger war in der Vergangenheit nur mäßiger Erfolg beschert. Mit WhatsApp kauft Zuckerberg einen Kommunikationsdienst, der schneller wächst als Twitter. Außerdem verliert Facebook Medienberichten zufolge als soziales Netzwerk bei der jüngeren Generation an Relevanz. Dem wirkt das Unternehmen auch entgegen, wenn es international expandiert. WhatsApp öffnet den Zugang zu einer rasant wachsenden Gruppe von Handybesitzern in Afrika und Asien. CEO Koum berichtete nach Angaben des "Guardian" auf dem Firmenblog stolz von Ärzten in Indien, die Röntgenbilder über WhatsApp verschicken. Und die Bergwacht in Spanien habe die App zur Rettung von Unfallopfern benutzt.

Was wird sich ändern?

Gar nichts. Das ist zumindest auf der Webpage des Unternehmens zu lesen. WhatsApp will unabhängig bleiben, die Nutzungsgebühren sollen sich nicht erhöhen, auch alle Smartphone-Betriebssysteme sollen weiter bedient werden. Heikelstes Versprechen: WhatsApp will werbefrei bleiben. Dabei erzielt Facebook seine Gewinne hauptsächlich aus Reklameeinnahmen und hatte nach der Übernahme von Instagram 2012 auch dort begonnen, Werbung einzuführen. Noch im Dezember 2013 hatte CEO Jan Koum gegenüber dem "Wall Street Journal" angegeben: "Monetarisierung wird nicht die Priorität für uns sein." Ein Verkauf schien nicht zur Debatte zu stehen. Bei Facebook soll Koum eine Führungsposition beibehalten. Ob er zu seinem Wort steht, bleibt abzuwarten.

Was passiert nun mit meinen Daten?

Tech-Blogs wie die Seite "com-magazin.de" diskutieren derweil die Sicherheit von Nutzerdaten im Zuge der Übernahme. Wird Facebook seine Datenbank mit neuen Details anreichern? WhatsApp verlangt beispielsweise den Zugriff auf Kontaktdaten, die der Nutzer auf seinem Handy gespeichert hat. Auch Standortangaben und Fotodateien könnten von der App an Facebook weitergegeben werden. Das alles sind Spekulationen, zu denen sich das Unternehmen noch nicht geäußert hat, technisch möglich ist der Datenabgleich in jedem Fall.

Bereits in der Vergangenheit wurde WhatsApp für diverse Sicherheitslücken scharf kritisiert. Die unverschlüsselte Übertragung von Daten und gehackte Nutzerkonten sorgten 2012 für Aufregung. 2013 sprach der EDV-Experte Stefan Löffelbein in einem Interview mit der "WAZ" von der Aufzeichnung von Telefongesprächen. Diese wurden möglich durch die Zugriffsrechte der App auf das Mikrophon des Telefons. "Diese Daten werden, wie niederländische Behörden nachgewiesen haben, auf amerikanische Server übertragen, ohne dass man es merkt", sagte Löffelbein damals.

Auf Nachfragen des Blogs "datenschutzbeauftragter-info.de" teilte WhatsApp mit, alle gespeicherten Daten würden standardgemäß nach 30 Tagen gelöscht. Außerdem würden keine Profile erstellt oder Daten weiterverkauft.  © Glutamat

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