• Es weckt große Hoffnungen: Im Kampf gegen die Corona-Pandemie kommt nun das Medikament Paxlovid auf den deutschen Markt.
  • Wie kommt man an das Medikament, wie wirkt es und wer zahlt es? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Mehr aktuelle Informationen zum Coronavirus finden Sie hier

Ende Januar hatte die Europäische Arzneimittelbehörde "EMA" grünes Licht für das Anti-COVID-19-Medikament Paxlovid des amerikanischen Herstellers "Pfizer" gegeben. Wie der Pharmakonzern mitteilte, gingen nun die ersten Tabletten aus dem Verteilzentrum in Karlsruhe an den Großhandel. Für Deutschland sind für dieses Jahr eine Million Packungen vorgesehen.

Auf der COVID-Tablette ruhen große Hoffnungen: Sie soll die Vermehrung der Coronaviren im Körper verhindern und damit vor schweren Verläufen schützen. Paxlovid ist bereits das sechste in der EU zugelassene Mittel zur Behandlung einer Corona-Erkrankung. Nach Mitteln wie "Molnupiravir", "Ronapreve" und "Regkirona" sehen Experten in der Pfizer-Pille aber größeres Potenzial, zum Ende der Pandemie beizutragen – wenn auch nicht als Alternative zur Impfung.

Was ist Paxlovid?

Paxlovid setzt sich aus zwei Wirkstoffen zusammen. Einer davon hindert das Virus an der Vermehrung, indem es ein Enzym hemmt, welches dafür nötig ist. Der andere Wirkstoff bremst den Abbau des Hauptwirkstoffes. Problem: Nimmt ein Patient mehrere Medikamente, kann sich Paxlovid auch auf den Abbau dieser Medikamente auswirken.

Und das dürfte bei der Zielgruppe nicht selten der Fall sein: Paxlovid soll vor allem bei Erwachsenen mit hohem Risiko für einen schweren Verlauf angewendet werden. Das trifft zum Beispiel auf Vorerkrankte zu und solche, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Paxlovid soll beispielsweise bei Krebspatienten, Organtransplantierten oder Herzerkrankten das Risiko eines schweren Verlaufs um 89 Prozent senken.

Lesen Sie auch: Alle aktuellen Informationen rund um die Corona-Pandemie in unserem Live-Blog

Wie wird die Corona-Pille Paxlovid angewendet?

Paxlovid ist ein Medikament in Tablettenform und muss laut Hersteller zweimal täglich über einen Zeitraum von fünf Tagen eingenommen werden. Dieser ist jedoch eng begrenzt: Wird Paxlovid zu spät eingenommen, wirkt es nicht mehr.

Weil sich die Viren gerade am Anfang einer Infektion schnell vermehren, soll mit der Behandlung so zeitnah wie möglich nach der Infektion gestartet werden. Eine Infektion aber bleibt oft zunächst unbemerkt, wodurch der Zeitpunkt für den Behandlungsbeginn leicht verpasst werden kann. Ein Vorteil ist jedoch, dass das Mittel zu Hause eingenommen werden kann. Es bedarf also – wie bei anderen Corona-Medikamenten üblich – keiner Infusion im Krankenhaus.

Wie kommt man an Paxlovid?

Paxlovid muss der Arzt verschreiben. Er kann das Risiko eines schweren Verlaufs einschätzen und auch die möglichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beurteilen. Teilweise kann dann nämlich doch eine stationäre Überwachung notwendig sein.

Der Arzt wiederum kann das Medikament beim Apotheker bestellen. Die Apotheken selbst haben Paxlovid nicht vorrätig, es lagert beim Großhandel und wird per Sonderbote zeitnah zugestellt. Die Kosten für das Medikament trägt – wie auch bei der Impfung – das Bundesgesundheitsministerium.

Wie wirksam ist Paxlovid?

Anders als bisherige COVID-Pillen greift Paxlovid nicht das Spike-Protein an, was dem Mittel einen entscheidenden Vorteil verschafft: Denn bei der Omikron-Variante ist das Spike-Protein stark mutiert, sodass viele Medikamente nutzlos geworden sind.

Erste Studien zeigten, dass Paxlovid in fast 90 Prozent der untersuchten Fälle einen extrem schweren und tödlichen Krankheitsverlauf verhindern kann. Erkranken vorher etwa sechs von 100 Corona-Patienten schwer, sind es mit Paxlovid weniger als einer – wenn es innerhalb der ersten fünf Tage nach Auftritt der ersten Symptome eingenommen wurde. Der Preis dafür können allerdings eine Reihe an Nebenwirkungen sein: In Zulassungsstudien berichteten manche Teilnehmer von Erbrechen, Durchfall, Bluthochdruck und Geschmacksverlust.

Ist Paxlovid eine Alternative zur Impfung?

Eine Alternative zur Impfung ist Paxlovid nicht. Mediziner bezeichnen Paxlovid als "Notfallmedikament", die bessere Sicherheit biete nur die Impfung. Patienten auf Intensivstationen bringt Paxlovid außerdem nichts mehr – eine Impfung im Vorfeld hätte das vielleicht verhindern können.

Gleichzeitig raten Experten davon ab, das Medikament zu breit zu verordnen. Das könnte Resistenzen erleichtern. Zudem sind die Nebenwirkungen des Medikaments noch nicht so gut untersucht wie bei den Impfstoffen. Das Risiko, dass das antivirale Medikament Auswirkungen auf das menschliche Erbgut haben kann, ist deshalb gegeben.

Ab wann kann Paxlovid verordnet werden?

Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) kann das Medikament ab Freitag verordnet werden. Es gebe damit ein weiteres Präparat, das schwere Krankheits- und Todesfälle bei Risikopatienten verhindern könne - neben dem Arzneimittel Lagevrio (auch bekannt unter dem Namen Molnupiravir) und der Behandlung mit monoklonalen Antikörpern.

Die weltweite Produktion und Verpackung von Paxlovid läuft in Freiburg. Von den für 2022 vorgesehenen eine Million Packungen für Deutschland sollen 35 Prozent im ersten Halbjahr geliefert werden. Eine Packung reicht für einen Patienten.

Verwendete Quellen:

  • Pfizer: Pfizer’s Novel COVID-19 Oral Antiviral Treatment Candidate Reduced Risk of Hospitalization or Death by 89% in Interim Analysis of Phase 2/3 EPIC-HR Study. 05.11.2021
  • dpa: Corona-Medikament Paxlovid startet in Deutschland; 23.2.22
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.