Jennifer Lawrence hat es geschafft: Die Schauspielerin ist heute ein Mega-Star – und zwar nicht wegen, sondern trotz ihrer weiblichen Figur. Denn mit ihren 63 Kilo Körpergewicht gilt die 24-Jährige nach eigener Aussage in der Filmbranche als fett. Der Schlankheitsdruck bleibt für viele Schauspielerinnen nicht ohne Folgen: Essstörungen sind in Hollywood offenbar ganz normal.

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Nicht nur reich und berühmt, sondern auch noch schön, gesund, glücklich: So wirken Hollywood-Stars auf uns. Doch ein Blick hinter die Fassade zeigt oftmals ein anderes Bild. Die Anforderungen an die Darsteller sind teilweise unmenschlich, wenn es um die Figur geht. Denn was nach allgemeingültigen Standards als normalgewichtig gilt, ist in der Filmbranche viel zu dick.

"Zu dick" bei einem BMI von 20,6

"Tribute von Panem"-Star Jennifer Lawrence ist schlank: Laut der Seite healthyceleb.com wiegt sie 63 Kilogramm bei einer Größe von 1,75 Meter. Sie hat damit einen BMI* von 20,6 und fällt in die Kategorie Normalgewicht. "Normal" ist das in ihrem Beruf offenbar ganz und gar nicht: "In Hollywood bin ich fettleibig. Ich gelte als dicke Schauspielerin", sagte Lawrence der Zeitschrift "Elle" im Jahr 2012.

Lawrence ist eine der wenigen, die den Schlankheitswahn in Hollywood offen anprangern. Sie kann sich das erlauben: Mittlerweile belegt sie Rang zwei der bestverdienenden Schauspielerinnen nach Sandra Bullock.

Der enorme Figurdruck höre erst ab einer bestimmten Karrierestufe wieder auf, verriet Lawrence auf der Comic Con 2015. "Wenn du einen gewissen Punkt erreicht hast, engagieren die Leute dich. Sie wollen dich in ihrem Film, also ist es [das Gewicht] ihnen egal". Deshalb seien viele der berühmtesten Filmstars auch nicht untergewichtig. Wer aber nicht den krassen Gewichtsvorstellungen der Branche entspreche, habe es schwer, Fuß zu fassen.

"Essstörungen sind in Hollywood sehr verbreitet"

Zu offenbaren, wie es hinter den Kulissen abgeht, trauen sich nur wenige. "Ally McBeal"-Star Portia de Rossi ist eine davon. In ihrem Buch "Das schwere Los der Leichtigkeit", das 2011 auch auf Deutsch erschien, beschreibt sie den immensen Druck, unter dem sie ihrer Figur wegen stand. Die schlanke Schauspielerin, die "die eiskalte Nelle" in der erfolgreichen Anwaltsserie aus den späten 90ern verkörperte, erzählt zum Beispiel von heftigen Schamgefühlen, wenn sie bei der Anprobe nicht in die Mini-Kostüme ihrer Rolle passte.

Bei anderen Jobs wurde De Rossi ganz offen als fett bezeichnet – und das, obwohl sie zu dem Zeitpunkt schon tief in der Magersucht steckte. In den schlimmsten Zeiten nahm sie nicht mehr als 300 Kilokalorien täglich zu sich. Als sie 37 Kilogramm bei einer Größe von 1,68 Meter wog, kollabierte die heute 42-Jährige bei den Dreharbeiten für einen Kinofilm. Erst danach gelang es ihr langsam, ihre Essstörung zu überwinden.

Sorgen um die Figur begünstigen Essstörungen

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung 2011 wurde De Rossi gefragt, wie verbreitet Essstörungen in Hollywood seien. Sie verriet: "Sehr. Ich glaube ja, dass Essstörungen bei Frauen insgesamt verbreiteter sind als wir denken. Bei Schauspielerinnen grassieren sie regelrecht. Die meisten gestehen es sich nicht ein, sie glauben, dass ihr Essverhalten zu ihrem Lifestyle dazugehört." Es sei völlig normal, für eine Rolle zu hungern.

Das allein kann laut Experten Magersucht und Bulimie zwar nicht auslösen. "Immer kommen mehrere Bedingungen und Faktoren zusammen", heißt es auf der Informationsseite für Essstörungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA). Doch übermäßige Sorgen um Figur und Gewicht zählen zu den Faktoren, die eine Magersucht begünstigen können.

Wie eine Untersuchung des Forschungsinstituts IZI zeigt, fördern Fernsehsendungen mit Fokus auf eine schlanke Figur Bulimie und Magersucht bei Zuschauern. Sollte Hollywood aus seinem überzogenen Schlankheitsideal herausfinden, dürfte das also nicht nur einen positiven Effekt für die Schauspielerinnen haben, sondern auch auf deren Fans.

* Ein Body-Mass-Index (BMI) von unter 19 gilt als untergewichtig, ein BMI ab 25 als übergewichtig. Hier erfahren Sie mehr über die Grundlagen des BMI.
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