Manche kaufen auch in der Corona-Pandemie weiterhin unverpacktes Gemüse oder Obst und halten es zu Hause vor dem Verzehr nur ein paar Sekunden unter den Wasserhahn. Andere desinfizieren alle Lebensmittel, sobald Sie nach dem Einkauf zu Hause sind. Doch können sich Coronaviren überhaupt auf Lebensmitteln festsetzen - und wie wahrscheinlich ist es, dass man sich auf diesem Weg infiziert?

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In China wurde das Coronavirus auf importierten Chicken Wings gefunden. Ursprungsland der Ware ist, wie die Stadt Shenzhen mitteilte, Brasilien. Diejenigen, die solches Fleisch verzehrt hatten, wurden nun auf SARS-CoV-2 getestet - dabei sind aber alle Tests negativ ausgefallen.

Schon über die vergangenen Monate hinweg hat China, wo das Coronavirus erstmals auftrat, angefangen, vor allem importierte Fleisch- und Fischprodukte auf Erreger zu testen. Doch wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich über Lebensmittel anstecken kann?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schätzt die Gefahr, sich über Lebensmittel zu infizieren, als sehr gering ein. Es gebe derzeit keine Fälle, bei denen nachgewiesen sei, dass sich Menschen über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel mit dem Coronavirus infiziert hätten, heißt es auf der Webseite.

Experten sehen in importierter Ware noch keine Gefahr

Gründe dafür gibt es mehrere: Sie hängen mit dem jeweiligen Nahrungsmittel, der Verarbeitung und dem Aufbau des Virus zusammen. Beispielsweise hat das Coronavirus eine relativ geringe Umweltstabilität, weshalb es unwahrscheinlich ist, sich an importierten Waren zu infizieren.

Die Zeit, die vergeht, bis das Produkt vom Hersteller zum Verbraucher gelangt, minimiert das Risiko. Wie lange die Erreger auf Flächen infektiös bleiben, ist abhängig von der Temperatur, der Oberflächenbeschaffenheit und der Luftfeuchtigkeit.

Coronaviren können sich auf Lebensmitteln kaum vermehren, da sie dafür einen lebenden Wirt benötigen. Gleichzeitig sind sie hitzeempfindlich - wer die Produkte also auf über etwa 60 Grad erhitzt, kann das Virus abtöten.

Wie mit den unterschiedlichen Lebensmitteln umgehen?

Obst und Gemüse findet man nicht nur auf dem Markt oder beim Gemüsehändler, sondern auch in Supermärkten oft unverpackt. Die Wahrscheinlichkeit, sich daran anzustecken, ist trotzdem gering. Wer sich so gut wie möglich absichern möchte, der sollte sein Obst und Gemüse zu Hause unter fließendem Wasser waschen und Gemüse kochen.

Auch das Schälen kann helfen, Erreger, die durch das Niesen oder Husten auf das Produkt gekommen sind, zu minimieren. Wichtig ist es, die Hygieneregeln beim Einkauf und der Verarbeitung einzuhalten. Fassen Sie sich zum Beispiel nicht während des Einkaufs ins Gesicht und waschen Sie sich nach einem Einkauf und auch vor und nach der Verarbeitung des Lebensmittels gründlich die Hände. Das Desinfizieren von unverpackten und verpackten Lebensmitteln hält die Verbraucherzentrale nicht für notwendig.

Beim Kauf von Backwaren sollen die arbeitsrechtlichen Vorkehrungen, die eingeführt wurden, das Risiko einer Infektion mindern: Der Verbraucher muss Abstand zu den Produkten halten, es gibt einen Spuckschutz, die Verkäufer tragen einen Mund-Nase-Schutz und meist Handschuhe. Sollten doch Viren auf die Oberfläche gelangen, können sie sich dort nicht vermehren.

Gerade aufgrund des Corona-Ausbruchs beim Fleischproduzenten Tönnies gerieten Fleischprodukte in den Fokus. Bislang gibt es hierzulande aber keine nachgewiesene SARS-CoV-2-Infektion durch den Verzehr von verunreinigtem Fleisch.

Eine mögliche Kontamination ist auch hier abhängig von den Hygieneregeln. Werden diese nicht eingehalten, ist es denkbar, dass eine infizierte Person das Virus per Niesen, Husten oder eine Schmierinfektion auf das Fleisch überträgt. Laut Verbraucherzentrale ist eine Ansteckung auf diese Weise aber auch hier sehr unwahrscheinlich. Wenn Sie Ihr Fleisch vor dem Verzehr ausreichend erhitzen, sollten alle Krankheitserreger vernichtet werden.

Auch vor Tiefkühlkost muss man nicht zurückschrecken. Zwar kann das Virus bei minus 20 Grad bis zu zwei Jahre infektiös bleiben, doch auch hier betont das BfR, dass es in Deutschland bislang keine Hinweise auf eine solche Infektionskette gibt. Die Hygieneregeln sollten aber auch hier beachtet werden.

Kann man noch Leitungswasser trinken?

Leitungswasser kann man unbedenklich weiter trinken, wie das österreichische Bundesministerium Landwirtschaft, Regionen und Tourismus schreibt. Das Virus könne im Wasser nicht überleben oder sich vermehren, heißt es auf der Webseite. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit weist außerdem darauf hin, dass Trinkwasser aufbereitet und desinfiziert wird. Wichtig ist dabei aber, dass das Trinkgefäß sauber ist, denn sonst kann es zu einer Schmierinfektion kommen.

Spülmaschinen sind laut dem BfR in diesem Zusammenhang hilfreich, denn dann kommt das Virus in Kontakt mit Hitze und Spülmittel – zwei Komponenten, die es nicht aushält. Das Virus verfügt über eine Fettschicht, die sogenannte Lipidschicht, die es umgibt. In herkömmlichen Mitteln für die Spülmaschine sind Fettlöser enthalten, die so den Erreger theoretisch beschädigen. Dafür gebe es zwar noch keinen Nachweis, wie das BfR schreibt, doch die Wahrscheinlichkeit, dass solche Substanzen das Virus zerstören, sei sehr groß. Auch die Hitze – wenn Sie eine Temperatur von mindestens 60 Grad einstellen – tötet die Erreger ab.

Verwendete Quellen:

  • Bundesinstitut für Risikobewertung: "Kann das neuartige Coronavirus über Lebensmittel und Gegenstände übertragen werden?"
  • Bundesinstitut für Risikobewertung: "Schutz vor Lebensmittelinfektionen im Privathaushalt"
  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: "Coronavirus: Fragen und Antworten"
  • Verbraucherzentrale: "Wird das Coronavirus über Lebensmittel und Verpackungen übertragen?"
  • Verbraucherzentrale: "Corona in Schlachthöfen: Was ist beim Fleischkonsum zu beachten?"
  • Bundesministerium Landwirtschaft, Regionen und Tourismus: "Informationen zum Coronavirus: Wasser und Lebensmittel"
  • Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: "Coronavirus - FAQs"
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