Die Erfindung der Impfung hat dafür gesorgt, dass zahlreiche Epidemien der Vergangenheit angehören und es ist nicht selbstverständlich, dass es auch in der Zukunft so bleibt. Welche Impfungen sind heute wichtig und was steckt hinter den gängigen Empfehlungen?

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Eine Polio-Epidemie bricht aus, tausende Kinder erkranken, viele sind nach Tagen voller Durchfall, Fieber und Erbrechen gelähmt - dieses Horrorszenario gehört zum Glück der Vergangenheit an.

Das ist auf die Impfung gegen Kinderlähmung zurückzuführen, die Mediziner 1962 eingeführt haben. Europa gilt heute laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Polio-freies Gebiet.

Impfungen helfen gegen zahlreiche Virus-Erkrankungen und sind abgesehen von der Entwicklung von Antibiotika wohl einer der wichtigsten Fortschritte in der Medizingeschichte.

Durch den kleinen Piks können Infektionskrankheiten bekämpft werden; Impfungen ermöglichen sowohl einen Schutz für einzelne Personen als auch die sogenannte Herdenimmunität. Diese schützt so auch Menschen, die nicht selbst geimpft sind.

Denn manche Menschen können sich, zum Beispiel wegen chronischer Erkrankungen, nicht impfen lassen. Sie sind dann darauf angewiesen, dass die Menschen in ihrer Umgebung geimpft sind und die Krankheit so nicht weitergeben können.

Viele Deutsche lassen sich impfen

In Deutschland sind laut dem Portal "impfen-info.de" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) 90 Prozent der Kinder geimpft.

Eltern sind allerdings nicht dazu verpflichtet, ihr Kind impfen zu lassen. In Österreich ist laut einem ORF-Bericht nur jedes siebte Kind geimpft.

Die BZgA führt drei Gründe für Schutzimpfungen auf:

  • Kinderkrankheiten sind nicht harmlos, auch wenn Impfgegner argumentieren, dass diese den Organismus des Kindes stärken würden
  • Infektionskrankheiten sollen weltweit zurückgedrängt werden
  • Viren und Bakterien können sich über Ländergrenzen verbreiten, daher braucht jeder Mensch vollständige Schutzimpfungen

Ein weiteres Argument für Schutzimpfungen auf "impfen-info.de" sind die fehlenden Behandlungsmethoden für ansteckende Krankheiten.

Trotz moderner Medizin können viele Krankheiten wie Hepatitis B nur schlecht oder teilweise gar nicht behandelt werden. Medikamente können nur Symptome wie Fieber unterdrücken, nicht jedoch den Erreger bekämpfen. Daher hilft nur eine vorbeugende Impfung gegen die Krankheit.

Wie entstehen Impfempfehlungen?

Welche Impfungen wann verabreicht werden sollen, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO). Diese besteht aus 12 bis 18 Mitgliedern, die vom Bundesministerium für Gesundheit und den Landesgesundheitsbehörden alle drei Jahre berufen werden.

Die Mitglieder kommen aus unterschiedlichen Disziplinen wie der Wissenschaft oder dem öffentlichen Gesundheitsdienst oder es sind niedergelassene Ärzte. Die Mitglieder müssen mögliche Interessenkonflikte vorher offenlegen.

Zweimal im Jahren treffen sich die Mitglieder und beraten über die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Impfstoffen. Dabei müssen sie sowohl den Nutzen für einzelne Patienten als auch den Nutzen für die komplette Bevölkerung beachten.

Die STIKO arbeitet unter anderem mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zusammen, dem Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Das PEI lässt unter anderem Impfstoffe zu.

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Arbeitsgruppen erstellt die STIKO den Impfkalender, in dem aufgeführt ist, wer sich wann impfen lassen sollte.

Impfkalender des Robert Koch-Instituts (RKI)

Argumente der Impfgegner

Impfgegner führen zahlreiche Argumente gegen Schutzimpfungen an, viele davon lassen sich jedoch entkräften.

Es wird beispielsweise immer wieder argumentiert, dass es bei Impfungen zu schwerwiegenden Schäden kommen könne.

Diese seien jedoch sehr, sehr selten, wie Susanne Glasmacher, Sprecherin des RKI unserer Redaktion erklärt.

Es gibt jedoch typische Impfreaktionen wie beispielsweise Rötungen, Schwellungen, Schmerzen an der Impfstelle oder auch Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen.

Diese Reaktionen entstehen, wenn sich das Immunsystem mit dem Impfstoff auseinandersetzt. Die Symptome klingen nach wenigen Tagen wieder ab.

Zwischen 2005 und 2009 wurde 169 Anträgen auf Impfschäden stattgegeben. Das RKI versteht unter Impfschäden "die gesundheitliche und wirtschaftliche Folge einer über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung durch die Schutzimpfung".

Das Stattgeben der Anträge heißt aber nicht, dass tatsächlich eine Impfung die Ursache für den Schaden ist, wie im Nationalen Impfplan nachzulesen ist.

Zudem muss man die Zahl der Impfdosen, die verabreicht wurden, gegenüberstellen. Das waren im genannten Zeitraum 211,2 Millionen Dosen.

Wer übernimmt die Kosten?

Die Kosten für alle empfohlenen Impfungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. In manchen Fällen müssen die Kosten jedoch selbst getragen werden, beispielsweise wenn vor einer Auslandsreise eine FSME-Impfung notwendig wird. Das unterscheidet sich jedoch von Krankenkasse zu Krankenkasse.

Private Krankenkassen sind nicht verpflichtet, Impfungen zu übernehmen. Welche Impfungen bezahlt werden, hängt von der gewählten Krankenkasse und dem Tarif ab.

Empfohlene Impfungen für Kinder von 0 bis 12 Jahren

Sechsfachimpfung

  • Tetanus
  • Diphterie
  • Keuchhusten
  • Polio
  • Hepatitis B
  • HiB (kann zu Hirnhaut- und Lungenentzündung führen)

Die Grundimmunisierung besteht insgesamt aus vier Teilimpfungen. Die erste erfolgt ab dem 2. Lebensmonat, die zweite mit Vollendung des 3. Lebensmonats, die dritte ab dem 4. Monat und die vierte zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat.

FSME

FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis und ist eine Erkrankung, die zu Gehirn-, Rückenmarks- und Gehirnhautentzündungen führen kann.

Zwar tritt diese Krankheit bei Kleinkindern sehr selten auf, eine Infektion kann jedoch laut BZgA zu schweren Erkrankungen und teilweise lang anhaltenden Schäden führen.

Die Impfung erfolgt mit drei Teilimpfungen. Ein bis drei Monate nach der ersten Impfung erfolgt die zweite, die letzte je nach Impfstoff zwischen fünf und zwölf oder neun und zwölf Monaten später.

Eine Auffrischung ist drei Jahre nach der Grundimmunisierung empfehlenswert, danach alle fünf Jahre.

HPV

Eine Impfung gegen die Humanen Papillomaviren wird von der STIKO seit 2014 sowohl für Mädchen als auch für Jungen empfohlen. Sie sollte im Alter zwischen 9 und 14 Jahren durchgeführt werden, fehlende Impfungen können bis zu einem Alter von 17 Jahren nachgeholt werden.

Im empfohlenen Zeitraum reicht eine zweimalige Impfung mit einem Abstand von fünf bis sechs Monaten, je nach Impfstoff.

Ab einem Alter von 14 bis 15 Jahren wird je nach Impfstoff eine dreimalige Impfung verabreicht. Die zweite erfolgt einen bis zweieinhalb Monate nach der ersten und die letzte sechs Monate nach der ersten Impfung.

Mumps, Masern, Röteln und Windpocken

Die Impfung gegen Masern erfolgt in Kombination mit anderen Impfstoffen. Die zweite Impfung ist hierbei keine Auffrischungsimpfung, bei der das Immunsystem quasi an den Wirkstoff "erinnert" wird, sondern wichtig für den Komplettschutz.

Die erste Teilimpfung wird zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat gesetzt, die zweite vier Wochen nach der ersten Impfung und spätestens kurz vor Ende des zweiten Lebensjahres.

Meningokokken

Kinder ab dem 2. und bis zum 18. Lebensjahr sollten gegen Meningokokken geimpft werden. Vor allem folgenden Gruppen wird eine Impfung empfohlen:

  • Menschen mit angeborener oder erworbener Immunschwäche
  • ungeimpften Menschen mit Kontakt zu Erkrankten
  • Laborpersonal
  • Personen, die in Länder reisen, in denen Infektionen regelmäßig auftreten

Pneumokokken

Diese Impfung wird Säuglingen ab dem dritten Lebensmonat empfohlen. Die erste Impfung geschieht im Alter von 2 Monaten, zwei Monate später erfolgt die nächste Impfung, die dritte erfolgt im Alter von 11 bis 14 Monaten.

Impfungen für Jugendliche von 12 bis 17 Jahren

Im Jugendalter sollten einige Impfungen aufgefrischt werden. Dazu gehören:

  • Vierfachimpfung, bestehend aus Tetanus, Keuchhusten, Polio und Diphterie
  • FSME
  • Mumps, Masern, Röteln als Kombinationsimpfung

Wer als Baby oder Kleinkind nicht gegen Hepatitis B geimpft wurde, sollte das im Jugendalter nachholen lassen. Das gleiche gilt für Windpocken.

Impfungen für Erwachsene

Auch Erwachsene sollten regelmäßig, mindestens alle zehn Jahre, ihren Impfschutz überprüfen lassen.

Eine Auffrischungsimpfung wird empfohlen für:

  • Diphterie, Tetanus, Keuchhusten und Polio als Vierfachimpfung
  • Mumps, Masern, Röteln für alle Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden und nur einmal dagegen geimpft wurden

Alle Erwachsenen ab 60 Jahren sollten gegen Pneumokokken geimpft sein und diesen Schutz alle sechs Jahre auffrischen.

Auch die Impfung gegen FSME sollten Erwachsene durchführen und dann nach fünf Jahren auffrischen lassen.

Impfungen für Schwangere

Werdenden Müttern wird vor allem eine Impfung gegen die Grippe empfohlen, da laut BZgA diese Erkrankung die Gesundheit von Mutter und Kind ernsthaft gefährden kann.

Medikamente können während einer Schwangerschaft nur sehr eingeschränkt eingesetzt werden, deswegen empfehlen sich vorbeugende Maßnahmen. Die STIKO empfiehlt die Impfung allen gesunden Schwangeren ab dem vierten Monat.

Generell ist eine Grippeimpfung für alle gesunden Personen, vom Kleinkind bis zum Erwachsenen zu empfehlen.

Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine persönliche Beratung und Behandlung durch einen Arzt.
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