Mit dem Ende der Pandemie-Maßnahmen scheint die Akzeptanz für Infektionsschutz rapide gesunken zu sein. Dabei gibt es noch immer Menschen, die darauf angewiesen wären – auch ganz unabhängig von Corona.

Mehr zum Thema Gesundheit

Da ist diese kleine Szene im ICE, in der so vieles kondensiert. Im Familienwagen sitzt ein Kind mit seiner Mutter, beide tragen eine FFP2-Maske, vielleicht die einzigen im Zug. Auf dem Weg zur Toilette kommt eine Frau mit ihrer Tochter an ihnen vorbei.

Sind die beiden erkältet? Besuchen sie die Großeltern im Krankenhaus? Sorgen sie sich um ihrer selbst vor einer Ansteckung? Die vorbeieilende Frau kennt den Grund für die Masken nicht – ihre Meinung aber steht fest: "Schau mal, das arme Mädchen mit der Maske", sagt sie zu ihrer eigenen Tochter – betont mitleidig und gerade so laut, dass die beiden es auch sicher hören.

Lesen Sie auch

In Umfragen äußert sich eine klare Mehrheit der Bürger zufrieden mit den deutschen Pandemie-Maßnahmen, von Ausgangssperren und langen Schulschließungen abgesehen. Bei den Masken aber scheinen viele nur noch froh, sie wieder los zu sein. Sie waren das sichtbarste Requisit der Corona-Politik.

Seit dem verbreiteten Aufatmen über eine Rückkehr zur Normalität sind sie vor allem noch ein politisches Symbol – eine Demarkationslinie zwischen dem "Team Freedom Day" und den vermeintlich Unbelehrbaren, die immer noch dem "Team Vorsicht" angehören wollen.

Dabei sind auch heute noch Menschen auf Infektionsschutz angewiesen. Menschen, die mit schweren Vorerkrankungen durchs Leben gehen und die es lange vor Corona schon gab. Viele von ihnen finden heute kaum noch Verständnis für ihr Schutzbedürfnis – trotz oder gerade wegen der Pandemie, ganz nach Perspektive.

Vor dem Kindergeburtstag wird getestet

Zum Beispiel jene Frau, die hier Gabriele Werner heißen soll. Die 44-Jährige ist seit rund 20 Jahren chronisch krank, die Diagnosen der Ärzte häufen sich: Morbus Bechterew, eine dauerhafte Entzündung der Wirbelsäule. Mastzellaktivierungssyndrom, ein schwerer immunologischer Defekt. ME/CFS, eine postviral entstandene Multisystemerkrankung. Werner hatte in Hessen als Lehrerin gearbeitet, mittlerweile bezieht sie Berufsunfähigkeitsrente und bekam einen Behinderungsgrad von 70 Prozent anerkannt.

Das körpereigene Abwehrsystem der dreifachen Mutter ist unterdrückt. "Immunsupprimiert", heißt das in der Sprache der Medizin. "Wenn ich mich einer Infektion aussetze, wäre das Risiko für mich sehr hoch", sagt Werner. Zu allem Überfluss zeigt ihre achtjährige Tochter eine besondere Anfälligkeit für Lungenentzündungen.

Als Corona zur Pandemie wurde, stand für die Familie fest: "Die Kinder sollten das nicht kriegen." Werner ist keine Mutter, die ihre Kinder isolieren möchte. Vor Treffen mit Freunden verabredete sie mit den anderen Eltern einen Virustest mit einem eigens angeschafften, hochempfindlichen Heimgerät. Auch bei Kindergeburtstagen hielt sie es so: Erst wird getestet – und so lange Maske getragen, bis die Ergebnisse negativ sind. Meist stieß das auf Akzeptanz, sagt Werner.

Schulträger untersagt Luftfilter

Probleme aber gab es an der Schule, an der es – wie an vielen Orten in Deutschland – inmitten der Pandemie zum Streit über Luftfilter kam. Irgendwann waren Geräte für die Klassenzimmer zwar bestellt, doch der Schulträger verbot die Nutzung an allen Schulen des Kreises. Die Geräte könnten selbst zu Virenschleudern werden, so ein Verantwortlicher.

Schließlich konnte Werner – zuletzt mithilfe eines Anwalts – ihre Kinder bis zum Sommer 2023 von der Präsenzpflicht befreien. Die Pädagogin vermittelte den Unterrichtsstoff selbst, zudem besuchten Lehrer die Kinder regelmäßig zu Hause. Täglich wurden mit der Schule Fotos und Videos zur Dokumentation ausgetauscht.

Einige Monate habe sich das Amt nicht mehr gemeldet, sagt Werner, die Kinder blieben in Absprache mit der Schule zu Hause. Im Laufe des Schuljahres 2023/2024 aber bestand das Schulamt darauf, dass sie wieder zur Schule kommen – ohne der Familie allerdings die nötigen Infektionsschutzmaßnahmen zuzusagen. Details sollte die Familie mit Schulleitung und den Lehrern besprechen.

Amt droht mit Gefängnisstrafe

Weil die Verständnis für die Bedürfnisse hatten, fanden sich mitunter ungewöhnliche Wege: Um der Präsenzpflicht Genüge zu leisten, verbrachte Werners Sohn eine Zeit lang regelmäßig die Hofpause in der Schule, anschließend lernte er mit Mutter oder Vater noch eine Weile auf einer Bank auf dem Schulgelände. Den übrigen Stoff gingen sie zu Hause durch.

"Ich kann ja verstehen, dass das heute keiner mehr hören mag – aber wir sind nun einmal da und wir verschwinden auch nicht."

Gabriele Werner über den aus ihrer Sicht mangelnden Willen, Risikogruppen weiter zu schützen

Anfang 2024 jedoch teilte das Schulamt mit, dass es eine mögliche Straftat der Eltern prüfe, weil sie die Schulpflicht verletzten. Eine Straftat, für die dem Hessischen Schulgesetz zufolge eine Gefängnisstrafe von bis zu sechs Monaten droht.

Was genau die Behörde dazu brachte, einen anderen Gang einzulegen, ist unklar. "Es gibt nicht einmal einen minimalen Konsens, Vulnerable zu schützen", sagt Werner bitter. "Ich kann ja verstehen, dass das heute keiner mehr hören mag – aber wir sind nun einmal da und wir verschwinden auch nicht."

Wir, das sind die "Schattenfamilien" – ein Begriff, den die Organisation "Bildung Aber Sicher" geprägt hat. Sie meint damit Familien, die aufgrund einer Vorerkrankung auf die Solidarität anderer angewiesen sind. Die Weimarerin Sabine Reißig hat die Initiative mit anderen ins Leben gerufen, um das Bildungssystem sicherer zu machen für jene, die mehr Schutz brauchen als andere. Sie sagt: "Es ist heute schwieriger als vor der Pandemie."

Die Pandemie hat den Infektionsschutz für viele erschwert

Bei Reißig sammeln sich Fälle, die die Probleme dokumentieren. An "Bildung Aber Sicher" wenden sich Eltern, deren Kinder in der Schule gemobbt werden, weil sie als Einzige noch Maske tragen. "Nimm den Lappen aus dem Gesicht", sagen Mitschüler zum Beispiel. Der Junge solle "von der Maske entwöhnt werden", heißt es vornehmer in einer Schulakte. Die Adressaten: Ein immunsupprimiertes Kind mit Herzfehler und Lungenschädigung, das sich nach Aussage der Eltern in der Schule bereits drei Mal mit Corona infiziert hatte, und ein Kind mit Long Covid.

In Gera, berichtet Reißig, sollen Fahrgäste eine Familie bedroht und aus dem Bus geworfen haben, weil sie in deren Masken eine Provokation sahen. Dass die Mutter eine schwere Vorerkrankung mit sich herumträgt, eine Corona-Infektion nur knapp überlebt habe, interessierte nicht.

Aus Angst vor den Folgen sind nur wenige Familien bereit, öffentlich über ihre Erfahrungen zu sprechen. Allein in Berlin haben Schulen in mehreren Fällen die Jugendämter konsultiert, weil sie in den Masken der Kinder einen Hinweis auf eine Kindeswohlgefährdung sahen. Reißig berichtet auch von einem Kindergarten, der eine schwer erkrankte Mutter beim Jugendamt meldete, weil das Kind in der Einrichtung Maske trug. Und eine Privatschule habe einem infektanfälligen, asthmatischen Jungen mit massivem Lungenschaden, dessen Vater zudem an einer Autoimmunerkrankung leide, den Schulvertrag gekündigt, weil sie ihn nicht länger von der Präsenzpflicht befreien wollte.

Es ist ein schmaler Grat: Wann ist der Wunsch nach Infektionsschutz gerechtfertigt? Wann sind Eltern nur überängstlich? In der Hochphase der Pandemie gab es eine Zeit, in der das einigermaßen klar schien – aber heute? Wer wie viel Infektionsschutz braucht und ob überhaupt, ist zu einer Frage der Ideologie geworden.

Fehlende Schutzmaßnahmen bei Long-Covid-Gespräch der Bundesregierung

Selbst dort, wo es um Prävention geht, hat diese nicht unbedingt Priorität. Ob in Arztpraxen und Kliniken – oder beim Runden Tisch Long Covid, zu dem Karl Lauterbach seit Herbst 2023 alle paar Monate Behördenvertreter, Mediziner und Betroffene einlädt. Jede Infektion berge das Risiko von Langzeitfolgen, das betont der Bundesgesundheitsminister bis heute.

Doch wie es in den Gesprächsrunden um den Infektionsschutz bestellt ist, machte zuletzt die Brandenburgerin Mia Diekow auf Instagram öffentlich. Die Long-Covid-Erkrankte hatte sich Ende 2023 erneut mit Corona infiziert – als einzig möglichen Ansteckungsort fiel ihr Lauterbachs Runder Tisch ein, an dem sie als Vertreterin der Patienteninitiative Long Covid Deutschland teilgenommen hatte. Als sie im September 2024 zum nunmehr vierten Runden Tisch eingeladen war, sagte sie ab: Das Ministerium ließ sich nicht auf eine Online-Teilnahme ein, weder Tests noch Masken waren vorgeschrieben. Obwohl mehrere Dutzend Personen in einem Raum saßen.

Sinnbildlich dafür, wie unsicher Verantwortliche mitunter agieren, steht die Posse, die sich die Stadt Münster gerade um mehrere hundert Luftfilter leistete. Die Geräte hatte sie für Schulen angeschafft, nun standen sie ungenutzt in einem Lager und sollten, um Kosten zu sparen, verschrottet werden – angeblich auch, weil "kein Marktinteresse" an den Geräten bestand.

Weil sich dagegen jedoch Protest regte, entschied sich die Verwaltung in diesem September doch dazu, sie an Interessierte abzugeben. Und musste schließlich ein Vergabeverfahren entwickeln, weil die Nachfrage die Zahl der Luftfilter deutlich überstieg. Einen Kompass, was nötig ist und was sinnvoll, scheint es nicht zu geben.

Fachgesellschaften halten Masken und Filter nicht für nötig – doch es gibt Ausnahmen

Was also wäre richtig, gerade an Schulen? RiffReporter hat bei den Fachgesellschaften für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), für Pneumologie (DGP) sowie für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) angefragt – von allen heißt es unisono: Luftfilter in Klassenzimmern empfehlen sie nicht. "Der Effekt eines guten Lüftungskonzepts ist für die Kinder viel einfacher umzusetzen", sagt der DGPI-Vorsitzende Tobias Tenenbaum.

Auch das Umweltbundesamt empfiehlt Luftfilter nur dort, wo nicht gut gelüftet werden kann, und in der zuletzt im September 2023 aktualisierten, von elf medizinischen Fachgesellschaften herausgegebene Leitlinie zur "Prävention und Kontrolle der SARS-CoV-2-Übertragung in Schulen" heißt es: "Auf den Einsatz von Luftfiltern sollte verzichtet werden".

Eine erfrischend klare Sache also – doch nur auf den ersten Blick. Wer in der Leitlinie weiter liest, kann durchaus einen anderen Eindruck gewinnen. Die Autoren gehen nämlich durchaus davon aus, dass die Luftreiniger "wahrscheinlich eine positive Wirkung auf den Infektionsschutz" haben, Aerosole reduzieren könnten. Ihre Empfehlung beruht darauf, dass sie dem möglichen Nutzen den "Lärm" der Geräte sowie "finanzielle und ökologische Folgen" gegenüberstellen.

Und Masken? Ihre Schutzwirkung ist für die Fachgesellschaften unbestritten. Allerdings – zu diesem Schluss kommt auch eine Cochrane-Review, eine nach höchstem Evidenzstandard erstellte Metastudie – können sie in der Praxis nur dann etwas bringen, wenn die Maske richtig passt und richtig getragen wird, was Kindern kaum gelingt.

Auch deshalb empfiehlt keine der Fachgesellschaften Gesunden derzeit, Masken zu tragen. Als Ausnahmen nennen sie besondere Situationen – während einer Zugfahrt vor der großen Urlaubsreise, wenn eine Infektion unbedingt vermieden werden sollte, oder wenn die coronainfizierten Eltern an der Hochzeit der Tochter teilnehmen wollen, ohne andere anzustecken.

Klare Empfehlungen für Vorerkrankte fehlen

Für Menschen mit Vorerkrankungen fehlen einheitliche Ratschläge. Bei einem "substanziellen eigenen Risiko" – etwa nach einer Knochenmarktransplantation – könne ein erhöhter Infektionsschutz nötig sein und Masken getragen werden, betont Reinhard Berner, Vorstandsmitglied der DGKJ. "Das gilt selbst für Säuglinge oder junge Kleinkinder."

Tobias Tenenbaum denkt auch an Situationen, wenn ein Elternteil an Leukämie erkrankt oder sich einer Chemotherapie unterzieht. Long Covid und ME/CFS zählt er nicht zu den Risikofaktoren: "Postvirale Erkrankungen sind ein schwerer Schicksalsschlag, bedeuten aber nicht, dass jede neue Infektion eine weitere Gefährdung darstellt."

Doch es gibt auch gegenteilige Aussagen. Die Patientenleitlinie für Long Covid mahnt ausdrücklich zur Vorsicht: Für Betroffene gelte es, "möglichst eine erneute Infektion zu verhindern." In einem Praxisleitfaden zum Umgang mit ME/CFS stufen österreichische Ärztinnen und Wissenschaftler den Infektionsschutz als wichtig ein, da "sich die Erkrankung durch wiederholte Infektionen verschlechtern kann".

"Die hohe Akzeptanz für Infektionsschutz, die es in der Pandemie gab, ist heute nicht mehr da."

Julian Schmitz, Leipziger Kinder- und Jugendpsychotherapeut.

Der ME/CFS- und Long-Covid-Spezialist Michael Stingl, niedergelassener Neurologe in Wien, verweist darauf, dass viele Betroffene auch einen Immundefekt haben. Häufige Infekte zu vermeiden, sei daher gut – dürfe sich aber nicht in eine "Zwanghaftigkeit oder ängstliche Vermeidung" steigern.

Die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS verweist auf ein erhöhtes Long-Covid-Risiko durch wiederholte Corona-Infektionen und auf die Gefahr einer Zustandsverschlechterung bei postviral Erkrankten durch Infektionen: "Wir empfehlen daher als Vorsichtsmaßnahme ME/CFS-Erkrankten umfassenden Infektionsschutz (Masken, Tests, Luftfilter)."

Wie sollen Familien mit dieser Kakophonie umgehen? Und, anders gefragt: Wer will denjenigen, die angesichts von Vorerkrankungen und all den Unklarheiten weiter auf die Maske setzen, ihr Schutzbedürfnis vorwerfen?

Folgen des Masketragens: "Die Haltung der anderen macht den Unterschied"

Einig sind sich die Fachgesellschaften darin, dass die Masken keine direkten gesundheitlichen Schäden – etwa durch eine veränderte Atmung – verursachen. Zwar ist die Kommunikation eingeschränkt, die sichtbare Mimik auf die Augenpartie reduziert. Doch schon die Frage, wie sehr dies den sozialen Austausch stört, ist wissenschaftlich umstritten – der Spracherwerb leidet, anders als oft befürchtet, wohl nicht, wenn Kinder das Sprechen vor allem zu Hause erlernen.

Auch für psychologische Folgeschäden oder schulische Nachteile besteht keine Evidenz. "Die Leistungsfähigkeit der Kinder ist wahrscheinlich nicht beeinträchtigt", sagt Luise Poustka, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Langzeitstudien allerdings fehlten.

Bei Bedarf sei es auch Grundschülern durchaus zuzumuten, vier Stunden lang im Unterricht eine Maske zu tragen, sagt sie. Wie das Kind damit zurechtkommt, hänge vor allem von der Reaktion des Umfelds ab: Trifft es auf Verständnis oder wird es ausgegrenzt? "Die Haltung der anderen macht den Unterschied", so Poustka.

"Die hohe Akzeptanz für Infektionsschutz, die es in der Pandemie gab, ist heute nicht mehr da", meint auch der Leipziger Kinder- und Jugendpsychotherapeut Julian Schmitz. "Während es damals normal war, dass Kinder Maske tragen, fallen sie heute damit auf – und geraten eher in den Fokus von Ausgrenzung."

Weil der Schutz fehlt: "Schattenfamilie" zieht aus Deutschland weg

Gabriele Werner, die immungeschwächte Mutter, empörte am meisten, dass ein ständiges "Bitten und Betteln" nötig war: Während für Schüler mit Lernschwäche, Behinderungen oder sozialen Auffälligkeiten verbindliche Förderbedarfe geregelt sind, gibt es im Falle eines erhöhten Infektionsschutzbedarfs kein Gesetz, auf das Familien sich berufen könnten.

"Wir sind darauf angewiesen, dass uns jemand ein paar Brotkrumen hinwirft", sagt sie. Ob dies geschieht und wie groß die Krumen sind, darüber entscheiden Schulleitungen, Ämter und Landräte – nach Gutdünken und mitunter vielleicht auch nach der politischen Einstellung der Verantwortlichen.

"Eine sichere Präsenzschule" wäre das, was Werner sich wünscht. Die hessische Landesregierung will das Problem ganz anders lösen: Für Kinder, die aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Schule gehen können, soll irgendwann in Zukunft eine "komplett digitale Pilotschule" eingerichtet werden, wie es im Koalitionsvertrag heißt – zum Ärger Werners: "Inklusion bedeutet doch nicht, dass die Kinder zu Hause vor dem Rechner sitzen", sagt sie, "sondern dass sie dabei sind und ihre Freunde sehen dürfen."

"Mich hat in Italien noch niemand wegen einer Maske abfällig angesprochen."

Gabriele Werner nach dem Wegzug aus Deutschland

Für ihre eigenen Kinder wäre dies in Hessen nur unter Verzicht auf Infektionsschutz möglich gewesen. Irgendwann recherchierte Werner deshalb, welche Möglichkeiten in anderen Ländern bestehen. Schließlich, so erzählt sie, hätten Eltern und Kinder im Familienrat entschieden, auszuwandern.

Die Wahl fiel ausgerechnet auf Italien, was den Deutschen im Corona-Kontext vor allem durch die Bilder von Bergamo in Erinnerung sein dürfte. Doch vielleicht gerade, weil die Situation einst dort derart dramatisch war, sei die Akzeptanz für Infektionsschutz größer als in Deutschland. Seit diesem Sommer lebt die Familie in einem Haus in Norditalien. "Mich hat in Italien noch niemand wegen einer Maske abfällig angesprochen", sagt Werner.

Die sichere Präsenzschule gibt es dort zwar auch nicht – aber eben auch keine Präsenzpflicht. Die Eltern unterrichten ihre Kinder zu Hause in enger Abstimmung mit der italienischen Schule. Zumindest für den Moment ist es für die Familie die beste Lösung, sagt Werner. "Ich habe aber immer noch die Hoffnung, dass es in zwei, drei Jahren in Hessen andere Rahmenbedingungen gibt und unser Haus in Italien dann nur noch Ferienhaus sein wird."

Über RiffReporter

  • Dieser Beitrag stammt vom Journalismusportal RiffReporter.
  • Auf riffreporter.de berichten rund 100 unabhängige JournalistInnen gemeinsam zu Aktuellem und Hintergründen. Die RiffReporter wurden für ihr Angebot mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet.

Verwendete Quellen

  © RiffReporter

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.