(mcb/ak) - Die Ellbogen dürfen nicht auf den Tisch, Schmatzer werden verpönt und es wird ordentlich mit Messer und Gabel gegessen: Tischmanieren lernt man in Deutschland von Klein auf. Doch was passiert, wenn der gut erzogene Deutsche seine Heimat verlässt? Häufig wird vergessen, dass Tischsitten, wie auch alle anderen Gebräuche, von Land zu Land unterschiedlich sind. Was hier zu Tisch als unanständig gilt, kann in anderen Ländern gang und gäbe sein. Lesen Sie hier die Tischsitten anderer Nationen.
USA: Eine Hand frei
Es ranken sich viele lustige Geschichten rund um Gebräuche bei Tisch, so auch in den USA. Dort wird für gewöhnlich nur mit einer Hand gegessen, während die zweite seelenruhig im Schoß liegt. Dies soll einer Legende nach ein Vermächtnis aus dem Wilden Westen sein. Weil man dort zu jeder Zeit auf der Hut vor Feinden sein musste, behielt man stets - und so auch beim Essen - eine Hand an der Waffe. Und so kam es, dass viele Amerikaner heutzutage zunächst ihr Essen zerschneiden, um es anschließend einhändig mit der Gabel zu sich zu nehmen.
Japan: Schlürfen ohne die Stäbe zu kreuzen
Kaum zu glauben, aber in Japan gilt es als Kompliment an den Chefkoch wenn gerülpst und geschlürft wird. Das zeugt davon, dass das Essen mundet und der Tischgast sich wohl fühlt.
Doch das ist nicht die einzige Besonderheit: Wer in Japan mit Stäbchen isst, sollte keineswegs zu wild mit selbigen hantieren. Die Esswerkzeuge dürfen vor allen Dingen nicht gekreuzt werden oder in den Reis gesteckt werden. Diese Handhabe ist nur bei einem Leichenschmaus zu Ehren der Toten erlaubt. Außerdem sollten die Stäbchen weder aneinander gerieben noch abgeleckt werden. Wie bei uns der nackte Zeigefinger, so gilt es in Japan als Beleidigung, mit einem Stäbchen auf eine andere Person zu zeigen.
China: Verrauchtes Mahl
Die selben strengen Stäbchen-Regeln gelten übrigens auch in China und anderen asiatischen Ländern. Nur kommt beim chinesischen Speisen ein weiteres Detail hinzu: Das Rauchen. In China ist der Konsum von Tabak integrativer Teil des Essens. Während Europäern meist bei Zigarrettenrauch der Appetit vergeht, gilt er im fernen China als Appetitanreger.
Russland: Wer satt ist...
...hört auf zu essen! Klingt einfach, hat aber einen interessanten Hintergrund. Hat man in Russland genug gegessen, so lässt man einen Rest seines Essens auf dem Teller liegen. Doch nicht etwa, weil man diesen nicht mehr schafft, sondern aus reiner Höflichkeit. Durch diese Geste weiß nämlich der Koch, dass er seinen Job gut gemacht und nicht etwa zu wenig Essen zubereitet hat. Während es in Deutschland als unhöflich gilt, nicht aufzuessen, ist dieses Ritual in Russland eine Selbstverständlichkeit und ein Lob an die Küche.
Indien: Zupacken - aber bloß nicht mit links!
Dass immer noch in vielen Ländern, darunter auch Indien, mit der Hand gegessen wird, dürfte bekannt sein. Doch vergessen Europäer bei einem Besuch Indiens oft etwas Entscheidendes: Die linke, die "unreine" Hand darf gar nicht eingesetzt werden.
Warum? In Indien benutzt man zum Beispiel nur die linke Hand zum Reinigen nach dem Toilettengang. Somit versteht sich diese Tischregel von selbst. Zusätzlich sollte man sich so häufig wie möglich vor den verschiedenen Gängen die Hände waschen, um nicht als unrein zu gelten.
Frankreich: Das heilige Baguette
Das Land der Feinschmecker und Spitzenköche lässt zu Tisch Strenge walten. So muss für fast jedes Gericht, ob Obst oder Hühnchenkeule, Besteck verwendet werden. Der Salat dagegen muss mundgerecht gefaltet werden. Die Suppe darf nicht mit Pusten abgekühlt und Käseplatten dürfen nicht geleert werden. Schmatzen sowie jegliche andere Geräusche müssen beim Essen unbedingt vermieden werden. Aber Achtung: das beliebte Baguette wiederum darf keinesfalls mit dem Messer abgeschnitten, sondern muss in kleine Stücke gebrochen werden. Wer kann bei all dieser französischen Finesse noch den Überblick behalten?
Korea: Der Älteste gibt den Ton an
Wer in Korea speist, sollte niemals anfangen zu essen, ohne zu rechnen. Kein Scherz! Denn dort muss der Älteste den ersten Bissen machen. Außerdem muss es beim Mahl still sein, denn wer spricht kann sich naturgemäß nicht auf den Genuss des Essens konzentrieren.
Italien: Spaghetti-Essen ohne alles
Beim Pasta-Verzehr in Italien kann man Einiges falsch machen. Während man vor allem in Deutschland glaubt, Italiener würden ihre Nudelgerichte mit Löffel und Gabel essen, sieht die Wahrheit ganz anders aus. Wer nicht auffallen möchte, sollte Messer und Löffel rasch beiseite legen und die Gabel als alleiniges Werkzeug hernehmen.
Doch damit nicht genug: Spaghetti dürfen in Italien weder abgebissen noch abgeschnitten werden. Das heißt: Sie werden mit der Gabel in voller Länge in den Mund transportiert. Das kann bei Ungeübten schnell zu einem kulinarischen Massaker ausarten! Also lieber Penne bestellen und dem Spaghetti-Stress aus dem Weg gehen. Zu Hause kann dann wieder mit allen nur erdenklichen Besteckformen gegessen werden.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.