- Seit Monaten gelten Alltagsbeschränkungen für Millionen Bundesbürger.
- Zeigt das jetzt allmählich Wirkung beim Eindämmen der Ansteckungen?
- Die Impfkampagne soll auch mit einem größeren Netz Fahrt aufnehmen.
Angesichts von Anzeichen für einen gebremsten Anstieg bei neuen Corona-Infektionen ruhen Hoffnungen auf weiter anziehenden Impfungen. Die Zahl der gemeldeten neuen Fälle pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen ging den fünften Tag in Folge zurück, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Samstag bekannt gab.
Bundesweit liegt diese Sieben-Tage-Inzidenz nun bei 148,6 nach 153,4 am Vortag und 164,4 vor einer Woche. Das RKI hatte jedoch kürzlich betont, dass es wegen weiterhin hoher Zahlen für eine Entwarnung zu früh sei. Die Arbeitgeber dringen auf baldige Impfungen auch bei Betriebsärzten. Die Ärzte setzen insgesamt auf schnelle weitere Impf-Fortschritte.
RKI meldet fast 19.000 Neuinfektionen - Trend weiter rückläufig
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten laut RKI 18.935 neue Infektionen und 232 neue Todesfälle binnen eines Tages (alle aktuellen Entwicklungen in unserem Corona-Blog). Am Samstag vor einer Woche waren es 23.392 Neuinfektionen und 286 Todesfälle gewesen. Bundesweit gibt es beim Infektionsgeschehen aber weiter große Unterschiede: von jetzt 61 gemeldeten neuen Fällen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen in Schleswig-Holstein bis 221 in Thüringen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie insgesamt 3,4 Millionen nachgewiesene Infektionen. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer Corona-Infektion starben, stieg auf 83.082.
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger forderte, auch die Betriebsärzte schnell in die Corona-Impfungen einzubeziehen. "Wir erreichen rund 31 Millionen Menschen", sagte er der "Rheinischen Post". Große Firmen hätten Impfstraßen errichtet, sie bräuchten nur noch Impfstoff. Die Politik sei gefordert, rasch die letzten Voraussetzungen zu schaffen. Die Priorisierung mit einer festgelegten Impf-Reihenfolge zuerst für Risikogruppen sollte dann aber fallen. Sie wäre in den Betrieben kaum umsetzbar. Die Bundesregierung hat die Einbindung von Betriebsärzten in die Impfungen bereits grundsätzlich für Juni angekündigt.
Ärztepräsident: Werden mit Impfungen deutliches Abfallen der Infektionsraten erreichen können
Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Ich bin überzeugt, dass wir jetzt zügig eine ausreichend große Zahl von Menschen werden impfen können, um ein deutliches Abfallen der Infektionsraten zu erreichen. Er glaube, dass die Impfbereitschaft groß sei und sogar mehr als 70 Prozent der Bevölkerung zu erreichen seien. Dies gilt als Marke für einen Schutz der ganzen Gesellschaft.
Dabei gebe es einen Teil der Bevölkerung, der lieber vom Hausarzt geimpft werden möchte, sagte der Chef der Bundesärztekammer. "Diese Menschen vertrauen ihrem Doktor, den sie seit Jahren kennen. Wenn er die Impfung für richtig erachtet, sagen viele: Ich mache das. Dieser Faktor wirkt erheblich im Hinblick auf diejenigen, die jetzt noch Zweifel haben." Zugleich betonte er, die Impfzentren funktionierten sehr gut, die Mitarbeiter dort leisteten wirklich gute Arbeit.
Merkel: Es gebe "gute Gründe zur Zuversicht"
Das Impftempo legte zuletzt weiter zu. Inzwischen haben in Arztpraxen und regionalen Impfzentren der Länder 26,9 Prozent der Bundesbürger mindestens eine erste Impfung bekommen. Den vollständigen Impfschutz mit einer zweiten Spritze haben nunmehr 7,7 Prozent der Bevölkerung.
Mittlerweile rücken auch Impfungen von Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahre in den Blick. Die Hersteller Biontech und Pfizer haben bei der EU-Arzneimittelbehörde EMA die Zulassung ihres Impfstoffes auch für diese Altersgruppe beantragt. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt forderte "schnellstmöglich" eine Impfstrategie für Kinder und Jugendliche. "Sonst wird das im Sommer wieder Streit und Chaos mit Ansage." Bund und Länder müssten es endlich hinbekommen, vorausschauend zu handeln, sagte sie der dpa. Kinder aus sozial benachteiligten Wohnvierteln dürften nicht hinten runter fallen.
Weitere Bundesländer beschließen Erleichterungen für Geimpfte
Wie in mehreren anderen Ländern gelten von diesem Montag an auch in Nordrhein-Westfalen erste Erleichterungen für vollständig Geimpfte und Genesene bei Corona-Vorgaben. Sie müssen etwa im Einzelhandel keinen negativen Schnelltest mehr vorweisen. Auch die Quarantäne für Einreisende aus Corona-Risikogebieten kann entfallen. Weitergehende Erleichterungen müssten nun aber "im Geleit mit dem Bund und den anderen Ländern" erfolgen, sagte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Die Bundesregierung will eine geplante Verordnung in der neuen Woche zügig mit Bundestag und Länder abstimmen. Ein Entwurf von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) sieht unter anderem Erleichterungen bei Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen vor.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther forderte eine schnelle Regelung für Hotelöffnungen. Beherbergungsbetriebe seien keine Treiber der Corona-Pandemie, sagte der CDU-Politiker dem "Tagesspiegel" (Sonntag). Mit Blick auf die geplante Verordnung zu mehr Freiheiten für Geimpfte sagte Günther, dass Familien künftig mit einer Mischung aus Impfnachweis der Eltern und Testnachweis älterer Kinder zum Beispiel Urlaub in Hotels an der Nordsee machen könnten. (mgb/dpa)
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