- Die Hoffnung auf einen Impfschutz gegen COVID-19 wächst.
- Bereits in einigen Wochen könnten die ersten Menschen in Deutschland geimpft werden.
- Wir haben die Antworten zu den wichtigsten Fragen rund um die Corona-Immunisierung zusammengefasst.
Schon in wenigen Wochen könnten in Deutschland die ersten Menschen eine Schutzimpfung gegen das Coronavirus erhalten. Großbritannien hat als erster EU-Staat sogar schon mit der flächendeckenden Immunisierung begonnen. Wir beantworten die gängigsten Fragen rund um die Corona-Impfung.
Welche Corona-Impfstoffe sind im Rennen?
Forscher arbeiten momentan an mehr als 200 Impfstoff-Kandidaten gegen COVID-19. Für zwei Impfstoff-Kandidaten haben die Hersteller bei der europäischen Arzneimittelagentur EMA bereits eine Zulassung für Europa beantragt.
Es handelt sich dabei um die Seren des US-Unternehmens Moderna und des deutsch-amerikanischen Gemeinschaftsprojekts von Biontech und Pfizer.
Wie funktionieren die Impfstoffe?
Impfungen basieren auf dem Prinzip, dem Körper Teile des Krankheitserregers zuzuführen und so eine Reaktion des Immunsystems auszulösen. Der Organismus produziert Antikörper, die den Erreger künftig schneller erkennen und beseitigen können, bevor der Patient erkrankt. Welche Informationen des Erregers dabei verwendet werden, ist von Impfstoff zu Impfstoff unterschiedlich.
Bei den momentan aussichtsreichsten Kandidaten handelt es sich um neuartige mRNA-Impfstoffe. Diese enthalten die genetischen Baupläne für das Oberflächenprotein von SARS-CoV-2. Nach der Impfung produzieren einige Körperzellen des Patienten die entsprechenden Proteine. Das Immunsystem erzeugt als Reaktion Antikörper gegen diese.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Über die Nebenwirkungen sind bislang nur die Angaben der Hersteller bekannt. In den Untersuchungen von Biontech/Pfizer erhielten rund 22.000 Menschen den eigentlichen Impfstoff. Noch einmal so vielen Probanden wurde zu Vergleichszwecken ein Placebo injiziert. Bei der Moderna-Studie erhielten etwa 15.000 von 30.000 Teilnehmern das Serum.
Bei keiner der beiden Studien wurden sicherheitsrelevante Nebenwirkungen beobachtet. Probanden berichteten unter anderem über Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schwellungen an der Einstichstelle. Solche Nebenwirkungen sind auch bei anderen Impfungen typisch.
Wie ist eine Zulassung in so kurzer Zeit möglich? Ist das gefährlich?
In weniger als einem Jahr sollen Impfstoffe gegen COVID-19 entwickelt und zugelassen werden. Im regulären Verfahren wird ein neuer Impfstoff über mehrere Jahre an unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und in verschiedenen Dosen getestet. Die Probanden werden über längere Zeiträume nachbeobachtet.
Bei der Strenge der Prüfungen sollen auch bei COVID-19-Impfstoffen keine Abstriche gemacht werden. Die Zeitersparnis ergibt sich der EMA zufolge daraus, dass ein sogenanntes Rolling-Review-Verfahren angewandt wird. Dabei beginnt die Behörde bereits mit ihrer Prüfung, bevor die Studien der Hersteller abgeschlossen sind. Diese übermitteln der EMA ihre Ergebnisse laufend, damit diese ihre Kontrolle nach und nach durchführen und so relativ schnell nach Abschluss der Untersuchungen zu einem Urteil kommen kann.
Gibt es unterschiedliche Impfstoffe für verschiedene Bevölkerungsgruppen?
Die Impfstoffe werden zunächst nur für Erwachsene zugelassen, da ihre Wirksamkeit und Sicherheit nicht an Kindern getestet wurde. COVID-19 ist für Kinder und Jugendliche weniger gefährlich, schwere Verläufe sind extrem selten. Deshalb besteht die besondere Dringlichkeit einer Impfstoff-Zulassung vor allem zum Schutz von Erwachsenen.
Außerdem sind Kinder aus ethischen Gründen aus den frühen Stufen der Testung von Medikamenten ausgeschlossen. Erst wenn die Sicherheit eines Impfstoffes an Erwachsenen nachgewiesen wurde, erfolgt darauf aufbauend eine Impfstoffentwicklung für Kinder.
Wann ist mit Impfungen zu rechnen?
Es zeichnet sich ab, dass in Deutschland bereits Anfang 2021 mit den Impfungen gegen COVID-19 begonnen wird. Um den besten Schutz für die Gesamtbevölkerung zu erreichen, sollen bestimmte Gruppen mit Priorität Zugang zu den Impfstoffen haben. Dazu könnten Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf gehören, wie zum Beispiel Ältere und Personen mit Grunderkrankungen. Auch Menschen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko wie beispielsweise medizinisches Personal könnten zuerst geimpft werden. Eine abschließende Empfehlung steht noch aus.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rechnet damit, dass eine breite Verfügbarkeit der Impfungen für alle Bevölkerungsgruppen im Sommer erreicht werden kann.
Wo kann ich mich impfen lassen?
Die Bundesländer richten Impfzentren ein, in denen mehr Menschen in kürzerer Zeit geimpft werden können als in den Hausarztpraxen. Die Zentren sollen auch die Priorisierung einzelner Bevölkerungsgruppen in der Anfangszeit erleichtern.
Zusätzlich sind mobile Impfteams geplant, die Menschen in Pflegeeinrichtungen vor Ort immunisieren können. Später soll die COVID-19-Impfung in die Regelversorgung in den Arztpraxen eingehen.
Wird die Impfung etwas kosten?
Die Impfungen in den Impfzentren werden aus Steuermitteln finanziert. Es ist nicht geplant, dass Impfwillige zusätzlich etwas bezahlen müssen. In der späteren Regelversorgung über die Arztpraxen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen wie bei anderen empfohlenen Schutzimpfungen die Kosten sowohl für den Impfstoff als auch die ärztliche Leistung.
Wie viele Menschen müssten geimpft sein, um einen Gemeinschaftsschutz zu erreichen?
Laut mathematischen Modellen kann sich SARS-CoV-2 kaum noch weiterverbreiten, wenn etwa 70 Prozent der Bevölkerung dagegen immun sind.
Bei den neuen Impfstoffen fehlen jedoch genauere Daten dazu, welcher Anteil der Geimpften tatsächlich immun ist und wie lange der Schutz anhält. Auch davon hängt es ab, wie viele Menschen sich impfen lassen müssten, damit eine 70-prozentige Immunisierung der Bevölkerung erreicht wird.
Verwendete Quellen:
- Auskunft des Gesundheitsministeriums des Bundes auf Anfrage unserer Redaktion
- Auskunft der Techniker Krankenkasse auf Anfrage unserer Redaktion
- Auskunft der AOK auf Anfrage unserer Redaktion
- Europäische Arzneimittelbehörde EMA: Treatments and vaccines for COVID-19
- Europäische Arzneimittelbehörde EMA: Fast-track procedures for treatments and vaccines for COVID-19 Treatments and vaccines for COVID-19
- Europäische Union: BioNTech/Pfizer und Moderna beantragen Zulassung von COVID-19-Impfstoffen: So geht es weiter
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