Ein Corona-Ausbruch in Garmisch-Partenkirchen erzürnt die bayerische Landesregierung: Trotz Quarantäne-Anordnung soll eine junge Frau zahlreiche Lokale aufgesucht und dort Menschen mit dem Virus angesteckt haben.

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Der Fall einer mutmaßlich als sogenannte Superspreaderin für zahlreiche Corona-Infektionen in Garmisch-Partenkirchen verantwortlichen Frau zeigt nach Überzeugung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), wie sehr "Leichtsinn und Unvernunft Andere gefährden".

Söder sagte Sonntagabend in einem "Bild"-Talk, er sage "immer wieder, wir müssen die Vernünftigen vor den Unvernünftigen schützen". Bei der Frau gehe es nun möglicherweise um "ein sehr hohes Bußgeld" als Strafe.

Zuvor hatte bereits Bayerns Innenminister Joachim Herrmann Konsequenzen für die mutmaßliche Verursacherin gefordert. "Sollte sich bestätigen, dass die Frau bewusst trotz eindeutiger Corona-Symptome die Quarantäne ignoriert hat, muss sie mit einem empfindlichen Bußgeld rechnen", sagte der CSU-Politiker dem "Münchner Merkur".

"Gegen so eine Rücksichtslosigkeit sollte ein klares Signal und ein mahnendes Beispiel gesetzt werden, dass jeder mit empfindlichen Sanktionen rechnen muss, der in dieser besonderen Situation der Pandemie gegen die Regeln verstößt und andere vorsätzlich in Gefahr bringt."

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Trotz Symptomen auf Kneipentour

Das zuständige Landratsamt geht davon aus, dass der Ausbruch auf eine sogenannte Superspreaderin zurückzuführen ist. Die 26-Jährige soll am vergangenen Dienstag durch verschiedene Kneipen in der Marktgemeinde am Fuße der Zugspitze gezogen sein und dabei mehrere Menschen angesteckt haben.

Nach Angaben der Behörde habe sie auf der Kneipentour schon Symptome gehabt und auf die Ergebnisse ihres Corona-Tests gewartet. In Bayern kann bei Verstößen gegen Quarantäne-Auflagen ein Bußgeld von 2.000 Euro verhängt werden.

"Die Dame hat Symptome gehabt, war bei uns bei der Teststation und wurde aufgrund der Symptome aufgefordert, in Quarantäne zu bleiben. Das hat sie aber nicht getan", sagte der Sprecher des Landratsamts, Stephan Scharf. Die 26-Jährige sei kurz zuvor aus einem Urlaub in Griechenland zurückgekehrt. Ob sie sich auf der Reise angesteckt hat oder danach in Garmisch-Partenkirchen, das sei aber unklar. "Wo sie sich angesteckt hat, wissen wir nicht."

"Fälle, in denen die Leute das Testergebnis nicht abwarten, gibt es ja öfter", sagte Scharf. "Und die Nationalität ist ja im Grunde auch wurscht. Aber wir wollten, dass möglichst viele Menschen sich melden, die sich daran erinnern, in den letzten Tagen in einer Kneipe Kontakt zu der Frau gehabt zu haben."

Um die Identifikation für mögliche Kontaktpersonen einfacher zu machen, veröffentlichte die Behörde, dass es sich bei der Frau um eine US-Amerikanerin handelt, die in Garmisch-Partenkirchen lebt und arbeitet.

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In einem Hotel, in dem die Frau arbeitet, wurden nach Angaben Scharfs bislang 24 Menschen positiv getestet. Insgesamt belief sich die Zahl der Neuinfektionen bis Samstag auf 37. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 54 und damit über der kritischen Marke von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen.

"Die müssen sich natürlich nicht alle bei ihr angesteckt haben", betonte Scharf. 453 Positiv-Fälle seien seit Beginn der Corona-Krise im Landkreis nachgewiesen worden. Das Landratsamt hat bereits am Freitag verschiedene Einschränkungen etwa bei den Öffnungszeiten in der Gastronomie verhängt. (dpa/afp/mf)

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