Eine Studie des Robert-Koch-Instituts hat bei über 50.000 nachgewiesenen Corona-Fällen nachgezeichnet, an welchen Orten sich diese infiziert haben. Das Ergebnis ist teils überraschend.
Dass das Coronavirus weiter in Deutschland grassiert, zeigen die nach wie vor über Tausend täglich gemeldeten positiven Fälle. Am vergangenen Samstag war mit 2.034 neuen Fällen gar erstmals seit Ende April die 2.000er-Marke überschritten worden.
Seit Beginn der Corona-Krise haben sich bundesweit mindestens 236.429 Menschen nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert. Ein Team um die Epidemiologin Silke Buda vom Robert-Koch-Institut ist nun der Frage nachgegangen, an welchen Orten sich besonders viele Menschen in Deutschland angesteckt haben.
Für den vorab online veröffentlichten RKI-Bericht haben die Forscher das Infektionsumfeld von COVID-19-Ausbrüchen analysiert. Sie griffen dabei auf die Daten der Gesundheitsämter von über 200.000 erfassten Corona-Fällen seit Beginn der Pandemie bis Mitte Juli zurück.
Viele Corona-Ausbrüche im privaten Haushalt
Allerdings konnten die Forscher nur bei mehr als einem Viertel der untersuchten Fälle mindestens ein Ausbruchsgeschehen zuordnen. Dennoch zeigen die Mediziner auf, an welchen Orten sich besonders viele oder auch vergleichsweise wenig Menschen in Deutschland infiziert haben.
Das Fazit der Wissenschaftler: "Die weitaus meisten Ausbrüche wurden im privaten Haushalt detektiert, gefolgt von Ausbrüchen in Alten- und Pflegeheimen." Im Durchschnitt seien die Ausbrüche in Flüchtlings- und Asylbewerberheimen, in Alten- und Pflegeheimen sowie in Seniorentagesstätten am größten gewesen.
Von den insgesamt 55.141 festgestellten Infektionen, die mindestens einem Ausbruchsgeschehen zugeordnet werden konnten, entfielen …
- … 30.905 auf Wohnstätten (56,0 Prozent),
- … 6.393 auf medizinische Behandlungseinrichtungen (11,6 Prozent),
- … 5.824 auf den Arbeitsplatz (10,6 Prozent),
- … 2.280 auf Betreuungseinrichtungen und Seniorentagesstätten (4,1 Prozent),
- … 1.953 auf Freizeitaktivitäten (3,5 Prozent),
- … 662 auf Hotels und Kreuzfahrtschiffe (1,2 Prozent)
- … 371 auf Kitas, Schulen und Hochschulen (0,7 Prozent),
- … 293 auf Restaurants (0,5 Prozent) sowie
- … 90 auf Verkehrsmittel (0,2 Prozent).
Die restlichen 6.379 Fälle (11,6 Prozent) konnten nicht eindeutig zugeordnet werden. Wichtig ist zudem: "In einigen Umfeldern, beispielsweise im Bahnverkehr, lassen sich Ausbrüche nur schwer ermitteln, da in vielen Fällen die Identität eines Kontaktes im Nachhinein nicht mehr nachvollziehbar ist – diese könnten deshalb hier untererfasst sein", wie die Studienautorinnen und -autoren betonen.
Zudem hat das System Lücken, wie die Wissenschaftler anmerken. So können zwar über 30 unterschiedliche Infektionsumfelder für Ausbrüche softwareseitig erfasst werden. Doch während des Verlaufs der Corona-Pandemie stellte sich heraus, dass das System mitunter zu grobmaschig war. So wurden etwa Ausbrüche in fleischverarbeitenden Betrieben oder Gottesdiensten nur unter den allgemeinen Kategorien "Arbeitsplatz" oder "Freizeit" erfasst.
Laut den Wissenschaftlern werde die Software aber kontinuierlich weiterentwickelt, die bisher verfügbaren Auswahlmöglichkeiten sollen erweitert werden. (mf)
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