Am vergangenen Wochenende haben die Corona-Neuinfektionen den höchsten Stand seit Ende April erreicht. Auch, weil laut Robert-Koch-Institut immer mehr Urlauber das Virus mit zurück nach Deutschland bringen.

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Österreich hat am Wochenende die Reißleine gezogen – zumindest vorübergehend. Wegen der steigenden Corona-Fallzahlen auf dem Balkan hatte die österreichische Regierung angeordnet, dass Reisende an der Grenze eine Erklärung unterschreiben müssen, dass sie ohne Zwischenstopp Österreich durchqueren und das Land wieder verlassen.

Einreisende mussten dazu ein längeres Formular mit zahlreichen persönlichen Daten ausfüllen. Die Folge: ein Verkehrschaos an der Grenze zwischen Österreich und Slowenien. Autofahrer – darunter viele deutsche Touristen auf der Rückfahrt vom Kroatien-Urlaub – standen bis zu zwölf Stunden im Stau, wie die österreichische Polizei berichtete.

Wohl auch weil am Sonntag der Landeshauptmann von Kärnten, Peter Kaiser (SPÖ), die Verordnung aus Wien kurzerhand wieder außer Kraft setzte, entspannte sich die Lage am Sonntagnachmittag wieder.

Das Problem bleibt aber: Urlauber bringen das Coronavirus mit nach Deutschland. Gesundheitsbehörden und Bundesregierung warnen vor der steigenden Gefahr.

RKI: "Entwicklung ist sehr beunruhigend"

Nach Ansicht der Bundesregierung tragen vor allem private Feiern, bei denen die Hygiene- und Abstandsregeln nicht eingehalten werden, sowie Rückkehrer aus Risikogebieten zu den derzeit steigenden Infektionszahlen in Deutschland bei. Die Zahl der täglich gemeldeten Corona-Neuinfektionen war am Wochenende zum ersten Mal seit Ende April wieder auf mehr als 2000 gestiegen – vom bisherigen Höhepunkt mit mehr als 6000 täglichen Neuansteckungen zwischen Ende März und Anfang April ist das aber noch entfernt.

Im aktuellsten Lagebericht vom Sonntag erwähnt das Robert-Koch-Institut (RKI) allerdings ausdrücklich bundesweite Corona-Ausbrüche, die von heimgekehrten Urlaubern ausgehen.

Konkret heißt es darin: "Hinzu kommt, dass COVID-19-Fälle zu einem großen Anteil unter Reiserückkehrern, insbesondere in den jüngeren Altersgruppen, identifiziert werden. Die Zahl der täglich neu übermittelten Fälle ist seit der Kalenderwoche 30 angestiegen. Diese Entwicklung ist sehr beunruhigend und nimmt an Dynamik zu."

Bereits Mitte August hatte der Amtsarzt im Gesundheitsamt Berlin-Mitte, Lukas Murajda, in einem "taz"-Interview Alarm geschlagen. "Jetzt sind es hauptsächlich die Reiserückkehrer", sagte Murajda. "Etwa drei Viertel der Neuinfektionen in den letzten 14 Tagen sind darauf zurückzuführen. Wir haben jetzt besonders viele Menschen, die in Risikogebieten Urlaub machen."

Verschärfend kommt hinzu, dass das RKI in den vergangenen Wochen einige bei Touristen beliebte Regionen zu Risikogebieten erklärte, wie etwa Teile Kroatiens, Bulgariens und Spaniens inklusive der Balearen.

Positiv-Rate bei Reiserückkehrern mehr als doppelt so hoch

Steigende Infektionszahlen und die Testungen der Reiserückkehrer haben bereits für ein stärkeres Arbeitsaufkommen in den Ämtern gesorgt, bestätigte die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD), Ute Teichert, Anfang August der Deutschen Presse-Agentur.

Nicht nur die Gesamtzahl der Tests in den vergangenen Wochen, sondern auch die Positiv-Rate ist gestiegen (siehe Grafik). In der vergangenen Woche lag diese bei knapp 1 Prozent. Zum Vergleich: Anfang April, während der Hochphase der Pandemie in Deutschland, lag dieser Wert bei knapp 9 Prozent.

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Bei Urlaubsrückkehrern ist die Positiv-Rate allerdings überdurchschnittlich hoch. Laut Gesundheitsminister Jens Spahn liege diese bei Reiserückkehrern aus dem Ausland bei 2 bis 3 Prozent.

Seit Ende Juli können sich Urlauber kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Wer aus einer zum Risikogebiet erklärten Region kommt, muss das seit 8. August sogar tun. (dpa/afp/mf)

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