• Jens Spahn hat Probleme durch die angekündigte Deckelung des Corona-Impfstoffs von Biontech eingeräumt.
  • Der Schritt bedeute "zusätzlichen Aufwand und Stress" in den Arztpraxen, sei aber unumgänglich, erklärte der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister.
  • Ihm zufolge werden ab Dezember auch Kinder ab fünf Jahren mit Biontech geimpft.

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Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat eingeräumt, dass die Deckelung der Lieferungen von Biontech-Impfstoff an deutsche Arztpraxen dort für Probleme sorgt. "Mir ist sehr bewusst, dass diese kurzfristige Umstellung für viele engagierte Helferinnen und Helfer vor Ort, in den Arztpraxen und den Impfzentren, viel zusätzlichen Aufwand und auch Stress bedeutet", sagte er am Montag in Berlin. "Geplante Prozesse und Abläufe müssen umgestellt werden und sie müssen Überzeugungsarbeit leisten. Das weiß ich und das bedaure ich auch."

Spahns Ministerium hatte am Freitag angekündigt, dass die Höchstabgabemenge von Biontech-Impfstoff auf 30 Impfdosen pro Woche pro Arzt oder Ärztin beschränkt werden soll. Auch für Impfzentren gibt es eine Deckelung. Einem Schreiben an die Bundesländer zufolge fragen die Impfenden weitaus mehr von dem Biontech/Pfizer-Produkt nach als von dem Corona-Impfstoff des Konkurrenten Moderna; aktuell mache der Impfstoff von Biontech über 90 Prozent der Bestellungen aus. Deshalb drohten ab Mitte des 1. Quartals 2022 Moderna-Chargen zu verfallen.

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Spahn: Moderna ist ein sicherer und sehr wirksamer Impfstoff

Spahn betonte am Montag, der drohende Verfall des Moderna-Impfstoffes sei "zwar ein wichtiger Aspekt" der Rationierungsentscheidung, "aber nicht der entscheidende". Entscheidend sei vielmehr, dass sich die Lagerbestände an Biontech derzeit rasant leerten. Allein an diesem Montag und Dienstag gingen sechs Millionen Biontech-Dosen in die Versorgung, also in Apotheken, Arztpraxen und Impfzentren. In den folgenden Wochen seien es aber jeweils nur noch zwei bis drei Millionen Dosen.

Alle vorhandenen Biontech-Dosen würden selbstverständlich auch ausgeliefert, versicherte Spahn: "Wir halten nichts zurück." Zugleich bemühte sich der Minister, Vorbehalte gegen den Moderna-Impfstoff für das Boostern zu zerstreuen. "Moderna ist ein guter, sicherer und sehr wirksamer Impfstoff", sagte der CDU-Politiker.

Wichtig sei: "Es ist genug Impfstoff für alle anstehenden Impfungen da. Und beide Impfstoffe wirken. Wer die Chance hat, sich und andere mit einem der beiden Impfstoffe zu schützen, der sollte es auch tun."

Von Moderna stehen laut Spahn in den Lagern aktuell 16 Millionen Booster-Impfstoffdosen zur Verfügung. Bis zum Jahresende seien es bis zu 26 Millionen Dosen, bei Biontech insgesamt 24 Millionen. "Wenn wir also davon ausgehen, dass wir 25 bis 30 Millionen Auffrischungsimpfungen bis zum Jahresende machen wollen, dann wird ein großer Teil dieser Impfungen – wenn gewünscht – auch mit Biontech stattfinden können", sagte Spahn.

Corona-Impfungen für Kinder wohl ab Dezember

Ein Teil des Vakzins von Biontech/Pfizer soll für Kinder ab fünf Jahren verwendet werden. Spahn zufolge stehen dafür im Dezember 2,4 Millionen Dosen zur Verfügung. Angesichts von 4,5 Millionen Kindern dieser Altersgruppe werde wohl ein großer Teil der anfänglichen Nachfrage bedient werden können.

Die Zulassung durch die europäische Arzneimittelbehörde EMA werde wahrscheinlich Ende dieser Woche erfolgen, sagte Spahn. Die gesamte Europäische Union erhalte die erste Lieferung am 20. Dezember, weitere Lieferungen seien in den ersten Monaten des neuen Jahres zu erwarten. Da Kinder eine andere Dosierung benötigten, seien auch eine andere Abfüllung und ein anderer Vorlauf für den Kinderimpfstoff nötig, erläuterte der geschäftsführende Gesundheitsminister. (AFP/dpa/mf)

Spahn verteidigt sich im Streit um die Deckelung von Biontech-Impfstoff

Am Wochenende brach ein Sturm der Kritik los, weil das Gesundheitsministerium die Bestellmengen für Biontech-Impfstoff deckelt. Minister Spahn sieht keine Alternative - räumt aber ein, dass die Kommunikation nicht optimal lief.
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