Nach zwei Hausbesetzungen erlebt Leipzig heftige Ausschreitungen. An zwei Abenden in Folge werden aus Demos heraus Polizisten mit Steinen attackiert. Für Samstag war schon der nächste Aufzug angekündigt.
Zwei Krawallnächte in Folge haben in Leipzig Empörung ausgelöst. Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) verurteilte die Gewaltausbrüche mutmaßlicher Linksextremisten am Samstag "aufs Schärfste".
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Monika Lazar schrieb auf Twitter, Gewalt sei keine Lösung und kontraproduktiv in der Debatte um bezahlbare Mieten. Die Demonstrationen am Donnerstag- und Freitagabend waren Reaktionen auf zwei Hausbesetzungen in Leipzig, die jeweils von der Polizei beendet worden waren.
Demonstranten greifen Polizisten an
Aus den teils sehr aggressiven Aufzügen im Leipziger Osten und im Stadtteil Connewitz heraus warfen Vermummte Steine und Flaschen auf die Polizei. Mehrere Beamte wurden nach Polizeiangaben leicht verletzt.
Zudem wurden mehrere Autos beschädigt. Während des Einsatzes am Freitagabend fuhren zwei Polizeiwagen im Steinhagel mit relativ hoher Geschwindigkeit aufeinander auf. Barrikaden aus angezündeten Mülltonnen legten den Straßenbahnverkehr lahm. Die Polizei setzte Tränengas ein. Auch ein Hubschrauber kam zum Einsatz.
Festnahmen gab es am Freitagabend laut Polizei nicht. Die Beamten sicherten aber zahlreiche Spuren. Noch in der Nacht sammelten sie die Steine ein, mit denen die Autos und Einsatzkräfte beworfen worden waren.
Sie packten die Wurfgeschossen einzeln in Papiertüten und nahmen sie mit. Auch vor der Polizeistation in Connewitz, die ebenfalls mit Steinen beschmissen worden war, wurden noch in der Nacht Spuren gesichert.
Polizei bereitet sich auf nächsten Einsatz vor
Mit den Besetzungen und den gewalttätigen Auseinandersetzungen habe die Debatte um bezahlbaren Wohnraum einen schweren Rückschlag erlitten, erklärte Rathauschef Jung am Samstag. "Man schafft keinen Wohnraum, indem man Polizisten angreift und Barrikaden anzündet." Leipzig kämpft wie andere Großstädte auch mit steigenden Mieten und Verdrängungsdruck.
Die wichtige Wohnraumdebatte werde nun deutlich schwerer. "Denn zunächst muss das durch die Ausschreitungen verloren gegangene Vertrauen zurückgewonnen werden." Sein Dank gelte neben der Polizei auch "den beherzten Anwohnern, die versucht haben zu deeskalieren".
Auch die Leipziger Grünen verurteilten die Steinwürfe und brennenden Barrikaden scharf. Allerdings müsse man sich mit den Ursachen der Besetzungen und der Randale auseinandersetzen. Leerstehende Häuser dürften keine Spekulationsobjekte sein.
Unterdessen bereitete sich die Polizei am Samstag auf einen weiteren Einsatz vor. Dann soll es erneut Kundgebungen der linken Szene geben.
Nach Angaben der Polizei wurden mehrere Versammlungen im Stadtgebiet angemeldet, unter anderem ein Aufzug durch Connewitz unter dem Motto "Kämpfe verbinden - Für eine solidarische Nachbar*innenschaft." Nach Angaben der Stadt wurden dafür 100 Teilnehmer angekündigt. (dpa/afp/thp)
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