Greenpeace hat sich enttäuscht vom Ergebnis der UN-Konferenz zur weltweiten Eindämmung des Plastikmülls gezeigt. Es handle sich um einen "Minimalkompromiss", erklärte die Umweltschutzorganisation am Samstag. Alle inhaltlich schwierigen Verhandlungen seien "nach endlosen Verzögerungstaktiken der Plastiklobby abermals verschoben" worden, kritisierte die Greenpeace-Expertin Viola Wohlgemuth.

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Die Delegierten von 175 Ländern hatten sich am Freitag darauf geeinigt, bis Ende November den ersten Entwurf eines rechtsverbindlichen Abkommens zur Eindämmung des Plastikmülls zu verfassen. Dieser Entwurf soll im November bei der dritten Beratungsrunde in der kenianischen Hauptstadt Nairobi erörtert werden. Die Verhandlungen sollen dann im April 2024 in Kanada fortgeführt und schließlich Ende 2024 in Südkorea abgeschlossen werden.

Länder widersetzen sich geplantem Abkommen zur Plastikreduzierung und Recycling

Im Mittelpunkt des Abkommens sollen sowohl Wege für eine geringere Produktion von Plastik als auch mehr Entsorgung und Recycling stehen. Saudi-Arabien, Russland, China und Indien wollen dabei verhindern, dass das geplante Abkommen mit einer Zweidrittelmehrheit angenommen werden kann.

Die fünf Verhandlungstage in Paris hätten gezeigt, dass besonders Saudi-Arabien, China und die USA zusammen mit der petrochemischen Industrie "alles daran setzen, ein wirksames globales Abkommen zu untergraben", kritisierte die Greenpeace-Expertin. "Sie verzögern die Verhandlungen, um das klimaschädliche fossile Plastikzeitalter weiter zu befeuern."

Eirik Lindebjerg von der Umweltorganisation WWF lobte hingegen die "greifbaren Fortschritte" der Konferenz. Eine große Mehrheit der Länder habe sich "für verbindliche spezielle Verpflichtungen zur Eindämmung des Plastikabfalls ausgesprochen", sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Handlungsbedarf ist dringend nötig

Der Durchbruch war erst in letzter Minute erzielt worden. Frankreichs Umweltminister Christophe Béchu sprach in diesem Zusammenhang von "Erbsenzählerei" und "Verzögerungstaktik" einiger Länder.

Dabei ist der Handlungsbedarf dringender denn je: Die weltweite Plastikproduktion hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Experten rechnen damit, dass sie sich bis 2060 verdreifachen wird.

Millionen Tonnen Plastik landen in der Umwelt und im Meer, oft in Form von mikroskopisch kleinen Partikeln. Dieses sogenannte Mikroplastik kann nicht nur in den Verdauungstrakt, sondern auch in den Blutkreislauf von Lebewesen eindringen.

Pro Minute wird etwa ein Müllwagen voller Plastikmüll in die Ozeane gekippt. Wenn die derzeitige Entwicklung anhalte, werde es "bis 2050 mehr Plastikmüll als Fische in den Ozeanen geben", sagte die mexikanische Verhandlungsführerin Camila Zepeda der AFP.

Aus Rohöl hergestellte Plastikprodukte beschleunigen außerdem den Klimawandel. 2019 verursachten sie 1,8 Milliarden Tonnen Treibhausgase und damit immerhin 3,4 Prozent der klimaschädlichen Gase weltweit.

Ein verbindliches UN-Plastikabkommen ist daher laut Greenpeace eine "historische Chance im Kampf gegen beide Krisen: Plastikverschmutzung und Klimakrise". Die Organisation forderte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) auf, sich dafür einzusetzen, dass das Ziel einer verringerten Plastikproduktion in dem geplanten Abkommen verankert wird.


  © AFP

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