Das Deutsche Kinderhilfswerk plädiert für mehr Demokratiebildung für die Kleinsten bereits in der Grundschule und auch in der Kita.
Es gehe nicht um ein zusätzliches Schulfach, sondern es gelte, "eine gelebte Mitbestimmungskultur im Sinne praktischer Erfahrungen von Meinungsbildung und gemeinschaftlicher Entscheidungsfindung zu ermöglichen", heißt es im aktuellen "Kinderreport", den der Verband am Freitag in Berlin vorstellte. Schul- und Kitaleitungen müssten sich des Themas annehmen, um Demokratiebildung und -erziehung als positive, alltagsnahe Erfahrung im Schul- und Kitaalltag zu verankern, zum Beispiel durch spielerische Elemente der Mitbestimmung, die auch in den Unterricht integriert werden könnten.
In seinem einmal jährlich erscheinenden Report befragt das Kinderhilfswerk Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene zu verschiedenen Themen. In diesem Jahr stand das Thema Demokratiebildung im Mittelpunkt. Befragt wurden im Januar 666 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren und gut 1000 Erwachsene.
Mehrheit für mehr Politik in der Schule
Die Antworten fallen zum Teil sehr unterschiedlich aus, aber in einem Punkt scheinen sich Erwachsene und Kinder einig: Genau 89 Prozent beider befragter Gruppen sind der Ansicht, im Unterricht sollten aktuelle politische Ereignisse mehr besprochen und erklärt werden. Wenig überraschend: Fast alle Kinder und Jugendlichen (91-92 Prozent) stimmen den Aussagen zu, dass es mehr Geld für Kinder- und Jugendarbeit wie Jugendclubs geben und eine stärkere Berücksichtigung der Interessen von Kindern und Jugendlichen in der Politik geben sollte.
Wenig Zutrauen in "demokratische Kompetenz"
Das Zutrauen in die junge Generation mit Blick auf die künftige Beteiligung an demokratischen Prozessen ist relativ gering. 54 Prozent der Erwachsenen meinen, dass es Kindern und Jugendlichen an Kompetenzen fehle, um an demokratischen Prozessen teilzuhaben, 43 Prozent sehen das nicht so. Auch die junge Generation ist in dieser Frage nicht besonders überzeugt von sich selbst: 48 Prozent sind der Ansicht, es fehle Kindern und Jugendlichen an Fähigkeiten, um sich an demokratischen Abläufen zu beteiligen. 30 Prozent finden das nicht, 22 Prozent wissen auf diese Frage allerdings auch keine Antwort. Als Fähigkeiten, sich an demokratischen Abläufen zu beteiligen, werden in der Umfrage unter anderem Kompromissfähigkeit, Konfliktbereitschaft, Informiertheit oder das Verständnis für die Sichtweisen anderer genannt.
Kinder und Jugendliche schätzen sich hier aber zum Teil besser ein, als die Erwachsenen das tun. Nur 39 Prozent der Erwachsenen gehen davon aus, die junge Generation verfüge über Kompromissfähigkeit. Bei den Kindern und Jugendlichen glauben rund 50 Prozent, dass ihre Altersgenossen die Fähigkeit haben, gemeinsam mit anderen eine Lösung zu finden und sich bei unterschiedlichen Meinungen einigen zu können.
Kinder und Jugendliche fühlen sich nicht informiert
Nur ein sehr kleiner Teil von neun Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen findet allerdings, dass ihre Generation über demokratische Abläufe ausreichend Bescheid weiß. Das Kinderhilfswerk sieht darin ein deutliches Signal an Politik und Gesellschaft, größere Anstrengungen zur Kompetenzvermittlung zu unternehmen, "sei es über die reine Wissensvermittlung, praktische Beteiligungserfahrungen im Bildungssystem oder auch die Stärkung der Beteiligungskultur in Familien". Empfohlen wird zur Demokratiebildung auch die Einbeziehung von Entertainment-Formaten und sozialen Medien.
"Die Demokratie ist eine Gesellschaftsform, die in jeder Generation neu gelernt werden muss und deren Fortbestand nicht ohne Weiteres vorausgesetzt werden darf", sagte der Präsident des Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, der auch Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung ist. Dementsprechend sei Demokratiebildung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Wüst: "Müssen um diese Jugend kämpfen"
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